Gäste aus Lateinamerika:Alles anders als daheim

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Fünf mexikanische Studenten besuchen im Rahmen eines Austauschprogramms die Musikinstrumentenmanufaktur Wenzel Meinl in Geretsried. (Foto: Hartmut Pöstges)

Fünf junge Mexikaner besuchen Geretsried, die Instrumentenmanufaktur Wenzel-Meinl und den Bürgermeister im Rathaus. Sie sind beeindruckt vom Lebensstandard und der Ernsthaftigkeit der Deutschen

Von Franziska Ulrich, Geretsried

24 000 Euro für eine handgemachte Tuba? Da bekommen die fünf Besucher aus Mexiko regelrecht Mitleid mit den Musikern: "Los pobrecitos!", entfährt es den Studenten - die Armen! Die Kosten für ein solches Instrument übernehme oft das Orchester, erklärt ihnen Gerhard Meinl. Der dritte Bürgermeister Geretsrieds hat die Instrumentenmanufaktur viele Jahre geleitet, an diesem Montag führt er die mexikanischen Gäste durch das Unternehmen Wenzel-Meinl, das zur französischen Buffet Crampon-Gruppe gehört. Die Gäste staunen beim Anblick der spiegelblank polierten Hörner, Trompeten und Tuben.

Die Gruppe junger Mexikaner hat am Montagnachmittag auf Vermittlung des Rotary Clubs Wolfratshausen-Isartal Geretsried besucht. Einen Monat lang sind sie im Rahmen eines Austauschprogramms in Bayern - für einen Tag auch in Geretsried. Ziel des Austauschs ist es, Einblicke in Kultur, Geschichte und Arbeitswelt des Gastlandes zu bekommen. Studierende und Berufsanfänger können internationale Berufs- und Reiseerfahrungen sammeln und eine Sprache lernen.

Die fünf Mexikaner aus mehreren Bundesstaaten wohnen während ihres Aufenthalts in Bayern in Gastfamilien. Zwei Mexikanerinnen haben bereits ein Jurastudium abgeschlossen, eine studiert Psychologie, einer Wirtschaft. Ximena Guzman hat Gastronomie studiert und ein Auslandsjahr auf Usedom verbracht, daher spricht sie gut Deutsch. Für die anderen ist es der erste Besuch in Deutschland. Am Besten haben ihnen in Bayern die Schlösser gefallen, insbesondere Schloss Neuschwanstein. Aber auch die Befreiungshalle in Kelheim und der Goldene Saal im Augsburger Rathaus haben sie beeindruckt.

Bei dem Besuch der Musikmanufaktur sahen die Mexikaner nicht nur die fertigen Instrumente, sondern durften auch den Handwerkern in der Werkstatt beim Löten und Polieren über die Schulter schauen.

Als nächstes stand ein Besuch bei Bürgermeister Michael Müller (CSU) im Rathaus an. Dieser berichtete den Gästen von der Entstehungsgeschichte Geretsrieds und den akuten Probleme der Stadt. Müller ging auf die herrschende Wohnungsnot, die sanierungsbedürftige Infrastruktur und die Flüchtlingsfrage ein. Die Mexikaner zeigten sich sehr interessiert an den politischen Themen, insbesondere auch, wie die Flüchtlinge integriert und versorgt werden. Die Gäste sprachen auch über die Probleme in ihrem Land, wie die vor allem privat finanzierte, hochwertige Bildung, die Ärmeren verwehrt bleibe. Anschließend führte Meinl die Studenten durch das Geretsrieder Stadtmuseum.

"In Deutschland ist alles anders als in Mexiko", sagt die Juristin Claudia Lopez. Große Unterschiede gebe es beim Lebensstandard und den sauberen Straßen. Sie lobte die Pünktlichkeit der Deutschen, ihre Ernsthaftigkeit. Guzman lobte die bayerische Gastronomie und die Gastfreundschaft der Familien, in denen sie wohnten. Vor allem aber seien die Preise deutlich höher als in Mexiko, sagte der Wirtschaftsstudent Antonio Lobato. Beim Besuch der Instrumentenmanufaktur haben die Gäste auch erfahren, dass manche Deutschen bereit sind, viel Geld für handgemachte Instrumente auszugeben.

© SZ vom 19.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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