Für Vorsorge und Gesundheit:Modelle fürs Alter

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Dietramszell bewirbt sich um eine staatliche Projektförderung

Von Petra Schneider, Dietramszell

Die Gemeinde Dietramszell will sich weiter als Modellkommune im Bereich Seniorenpolitik profilieren: Der Gemeinderat hat sich am Donnerstag für die Bewerbung an einem Projekt des bayerischen Gesundheitsministeriums ausgesprochen, das die Vorsorge und Gesundheitsförderung älterer Menschen zum Ziel hat.

Die Gemeinde arbeitet dabei mit der Katholischen Stiftungsfachhochschule Benediktbeuern (KSFH) zusammen. Ein Konzept, mit dem Dietramszell sich bis Ende Juni bewerben muss, liegt bereits vor. Demnach sollen in Interviews die Lebenssituation von Senioren und ihre Wünsche für ein gelingendes Leben im Alter erfasst werden. Daraus könnten dann Maßnahmen abgeleitet werden, die deren physische, psychische und seelische Gesundheit erhöhen sollen. Die Erfassung bestehender Angebote, Infoveranstaltungen, eine Beteiligung der Senioren, Vorstellungen der Ergebnisse sowie die Erstellung eines Handbuchs für andere Gemeinden im ländlichen Raum sind Bestandteile des Konzepts.

Das Gesundheitsministerium fördert das Projekt zwei Jahre lang mit maximal 70 000 Euro jährlich; mit dem Geld würde die Benediktbeurer Hochschule eine Projektkoordinatorin einstellen. KSFH und Gemeinde müssten jeweils zehn Prozent übernehmen.

Für Dietramszell würde sich dies auf eine Summe von 1000 Euro jährlich beschränken, sagte Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD) im Gemeinderat, weil auch Sachleistungen, etwa die ehrenamtliche Arbeit der beteiligten Seniorenbeauftragten Uschi Disl und der Familienbeauftragen Christa Poschenrieder, angerechnet werden könnten.

Gröbmaier warb eindringlich für das Projekt. "Wir haben in Dietramszell sehr gute Voraussetzungen, was die Seniorenpolitik betrifft", sagte sie. Bereits im Jahr 2008 hat die Gemeinde den Förderpreis "Kommunale Seniorenpolitik" des bayerischen Sozialministeriums erhalten. Auch die Pflege-Wohngemeinschaft, die gerade gebaut wird, hat die Bürgermeisterin trotz jahrelanger Widerstände und großer Hürden vorangetrieben. Beim Spatenstich für die Einrichtung am Kreuzfeld habe sich gezeigt, wie groß das Interesse an diesem Thema sei, sagte sie jetzt. Falls die Gemeinde Dietramszell nun für das Projekt "Gesund.Leben.Bayern" ausgewählt werde, müsse im Oktober begonnen werden.

Im Gemeinderat wurden kontroverse Meinungen zu dem Vorhaben geäußert. "Für Dietramszell wäre das eine große Sache", sagte Christa Poschenrieder (BLD). Michael Häsch (CSU) äußerte dagegen Bedenken, dass "wir unseren Leuten in der Verwaltung da ganz schön was aufbürden". Josef Hauser (FW) stellte den Erkenntnisgewinn des Projekts in Frage. "Was soll da rauskommen?", fragte er. Dass ältere Menschen so lange wie möglich am Ort bleiben wollten und Einkaufsmöglichkeiten brauchten, das wisse man doch vorher schon. Auch wenn für die Gemeinde die Kosten gering seien - "70 000 Euro an Steuergeldern werden trotzdem ausgegeben", wandte er ein.

Das Projekt werde so oder so realisiert, hielt Gröbmaier dagegen. "Und da sollten wir doch schauen, dass das Geld bei uns ausgegeben wird."

© SZ vom 28.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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