Für einen symbolischen Euro:Erzdiözese übernimmt die Tölzer Franziskanerkirche

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In der Seelsorge spielt die Tölzer Franziskanerkircher seit dem Ende des Klosters im Jahr 2008 keine große Rolle mehr. (Foto: Manfred Neubauer)

Nach jahrelangem Hin und Her soll das Gotteshaus bald endgültig an das Erzbistum übergehen. Ob es auch eine Kirche bleiben wird, ist immer noch unklar

Von Matthias Köpf, Bad Tölz

Für Sonntag, 11 Uhr, haben die Tölzer Katholiken eine Messe in der Klosterkirche in ihrer Gottesdienstordnung stehen. Darüber hinaus spielt die einstige Beichtkirche des Isarwinkels in der Seelsorge keine große Rolle mehr, seit die Franziskaner ihr Tölzer Kloster 2008 aufgegeben haben. Genau so lange schon will der Orden die Kirche abgeben. Am Wochenende hat nun die katholische Erzdiözese München und Freising angekündigt, das Gotteshaus für einen symbolischen Euro selbst zu übernehmen.

Die Kirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit, als welche die Franziskanerkirche geweiht ist, solle "weiterhin der Erfüllung des kirchlichen Auftrags dienen", heißt es in der Mitteilung aus dem Münchner Ordinariat. Was das genau heißen könnte, darüber müsse zusammen mit der örtlichen Pfarrgemeinde, der Stadt und auch den staatlichen Denkmalschützern beraten werden, teilt das Erzbistum mit. In jeden Fall solle in dem Kirchenbau weiterhin "ein wie auch immer gearteter Raum für Gottesdienste" erhalten bleiben.

Um Konzepte für die Klosterkirche ringen der Orden, die Diözese, die Pfarrgemeinde und die Stadt schon seit vielen Jahren. Zwischenzeitlich stand auch eine vollkommene Schließung im Raum, doch der Tölzer Pfarrgemeinderat sammelte dagegen 6702 Unterschriften. Die Kirche solle als solche erhalten bleiben und vor allem der Kur- und Tourismusseelsorge dienen, lautete der Vorschlag aus der Pfarrgemeinde. Auch der frühere Stadtpfarrer Rupert Frania scheute den Konflikt mit dem Ordinariat nicht. Er brachte die Franziskanerkirche als Ort für geistliche Musik, für Ausstellungen religiöser Kunst, für Diskussionen zu religiösen Themen oder für Veranstaltungen der Caritas ins Spiel. Das nötige Geld für den Erhalt und die fällige Sanierung des denkmalgeschützten Gotteshauses hätte vom Bistum kommen sollen. Dieses hat sich bisher stets geweigert, die Kirche ganz zu übernehmen. Stattdessen hat es mit dem Orden einen Pachtvertrag abgeschlossen, den die Pfarrgemeinde übernommen hat. 2012 wurde der Vertrag verlängert, Ende Juni ist er ausgelaufen.

Das Erzbistum hat diesen Mietvertrag nach eigenen Angaben nun um weitere sechs Monate verlängert und lässt zugleich einen Kaufvertrag mit der Deutschen Ordensprovinz der Franziskaner ausarbeiten. Der soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden, heißt es in der Mitteilung aus dem Münchner Ordinariat. Neben dem eigentlichen Kirchengebäude sollen dann auch das gesamte Inventar und die Orgel ans Bistum übergehen. Die Franziskanerkirche liege auf der Sichtachse des Stadtzentrums, sei in Tölz das einzige signifikante kirchliche Gebäude westlich der Isar und ein wichtiger Ort kirchlicher Präsenz in der Altstadt. Durch die Übernahme sichert das Erzbistum nach eigenen Angaben, dass das Gotteshaus in kirchlicher Hand bleibt.

Auch im Tölzer Rathaus hatte es Gedankenspiele gegeben, eine dann entweihte Franziskanerkirche notgedrungen selbst zu übernehmen. Doch die Stadt hatte am Ende stets abgewunken und darauf verwiesen, dass sie schon aus dem Wohngebäude des Klosters mit einigem Aufwand ein Sozialzentrum gemacht habe und nicht noch mehr Geld ausgeben könne. Gepflegt wird das in den Jahren 1733 bis 1735 entstandene, franziskanisch-schlicht gehaltene Gotteshaus derzeit von ehrenamtlichen Helfern aus der Pfarrgemeinde.

© SZ vom 13.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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