Freizeitdruck:Handeln für den Walchensee

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Die Anwohner sollen von den Auswirkungen des Massentourismus entlastet werden, unter anderem mit Rangern und mehr Busverkehr. Der Kochler Bürgermeister Thomas Holz wehrt sich gegen Kritik an der Umsetzung

Von Petra Schneider, Kochel am See

Die Kritik, dass mit der Umsetzung des Walchensee-Konzepts nichts vorangehe, ärgert den Kochler Bürgermeister Thomas Holz (CSU). Entsprechende Vorwürfe waren bei der Walchensee-Demo am 13. Oktober laut geworden, auch Gemeinderat Reinhard Dollrieß (FW) hatte in einem Antrag die Gemeinde nachdrücklich zum Handeln aufgefordert. Holz hatte diese Kritik bereits in der Novembersitzung des Gemeinderats zurückgewiesen. Auch am Dienstag berichtete er ausführlich über den Sachstand und sparte nicht mit Seitenhieben auf die Grünen. Es sei ja grundsätzlich sehr zu begrüßen, wenn sich Abgeordnete plötzlich für Themen interessierten, "die uns betreffen und entsprechende Anträge im Landtag stellen", sagte er. Die Walchensee-Region sei aber viel zu wichtig und dürfe nicht für eine parteipolitische Profilierung missbraucht werden.

Keine Frage, der Walchensee ist ein absolut idyllisches Fleckchen. Im Sommer fahren deshalb viele Ausflügler dorthin. Den Anwohnern wird der Ansturm der Touristen aber inzwischen zu viel. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

14 Maßnahmen wurden vor einem Jahr im Walchensee-Konzept zusammengefasst, um den massenhaften Ansturm von Erholungssuchenden in den Griff zu bekommen. Für die Umsetzung ist die Abstimmung zwischen verschiedenen Fachbehörden, Kommunen und Landkreisen nötig. Einiges sei bereits auf den Weg gebracht worden, betonte Holz. Auch die Gemeinde will ihren Beitrag leisten. Weil vor allem Anwohner kritisieren, dass vernünftige öffentliche Toiletten am Walchensee fehlen, hat sich der Gemeinderat am Dienstag einstimmig für den Bau einer WC-Anlage an der Seestraße beim Parkplatz ausgesprochen. Jeweils drei Toiletten für Damen und Herren, ein barrierefreies WC sowie ein Wickeltisch und eine Putzkammer sind geplant. Ob besondere Anforderungen im Hinblick auf die dezentrale Abwasserentsorgung und die Nähe zum See erforderlich sind und die geplante Größe ausreicht, muss noch von Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt geprüft werden.

Die meisten Besucher kommen mit dem Auto. Um die Kesselberg-Strecke zu entlasten, will die Gemeinde die Busverbindungen verbessern. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Eine wesentliche Rolle bei der Entzerrung des Verkehrs- und Parkchaos kommt im Walchensee-Konzept dem ÖPNV zu. Um die Attraktivität der Buslinien zu erhöhen, habe der RVO einen neuen Fahrplan für die Linie 9608 Kochel- Garmisch über Walchensee ausgearbeitet, sagte Holz. Die Abfahrtszeiten der Busse seien besser auf die Ankunftszeiten der Züge am Bahnhof Kochel abgestimmt und vereinfacht worden. Denn künftig fahren Busse auf dieser Linie stündlich und immer zur gleichen Zeit. Verbessert werden müsse allerdings die Abstimmung mit den Schulzeiten. Dies sei bei der Planung des RVO zu kurz gekommen, räumte Holz ein. In einem Gespräch vorige Woche sei eine Nachbesserung vereinbart worden: So soll ein zusätzlicher Bus mittags eingesetzt werden, um Schülern lange Wartezeiten zu ersparen. Im Januar werde zudem über die Verbindung zur Realschule Schlehdorf gesprochen, die sich durch die Fahrplanänderung verschlechtert habe.

Überlegungen, am Walchensee Ranger einzusetzen, habe es bereits bei den Workshops im vergangenen Jahr gegeben, betonte Holz - und nicht erst als Reaktion auf die Demo, wie von Kritikern unterstellt. Ein von Holz und seinem Jachenauer Amtskollegen Georg Riesch eingebrachter Antrag auf zwei Vollzeit- oder vier Halbtagesstellen für Ranger wurde kürzlich vom Kreisausschuss vertagt, weil der Stellenplan erst mit den Haushaltsberatungen für 2020 beschlossen wird. Bereits einstimmig gebilligt wurde vom Kreisumweltausschuss dagegen ein weiterer Antrag: So soll der Umgriff des Landschaftsschutzgebiets am Walchensee überprüft, gegebenenfalls neu gefasst und beschildert werden. Denn die Ausweisung eines Landschaftsschutzgebiets wirkt sich deutlich auf die Höhe der Bußgelder bei Verstößen aus: Falschparken kostet in der Regel 15 Euro, in einem Landschaftsschutzgebiet "geht der Katalog erst bei 50 Euro los", sagte Holz. Und es sei nun einmal leider so, dass rücksichtsloses Verhalten gegenüber den Anwohnern und der Natur oftmals nur "über den Geldbeutel" reduziert werden könne. In Gesprächen mit Staatssekretär Gerhard Eck und Vertretern der Bayerischen Staatsforsten sei zudem vereinbart worden, die Mauthäuschen an der Süduferstraße zu verlegen. Davon erhofft sich Holz auch positive Auswirkungen für Kochel, weil durch eine Versetzung in Richtung Jachenau der Rückstau auf der B 11 reduziert werde.

© SZ vom 19.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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