Flussfestival:Déjà vu an der Loisach

Das Programm des neuen Kulturfestivals hält nicht, was der Veranstaltungsort verspricht.

Stephanie Schwaderer

In einem haben die Organisatoren des Wolfratshauser Flussfestivals Recht: Die Alte Floßlände ist ein ebenso reizvoller wie außergewöhnlicher Veranstaltungsort, der sich für ein rauschendes Sommernachtsprogramm anbietet. Genau da liegt aber auch der Schwachpunkt des Konzepts, wie es die städtische Kulturmanagerin Marion Klement und der hinzugezogene Festivalleiter Günter Wagner nun vorgelegt haben: Die Einzigartigkeit des Ortes spiegelt sich nicht ansatzweise in einem Programm, das nahezu ausschließlich auf altgediente Zugpferde setzt, die garantieren sollen, dass alle 500 Plätze immer voll besetzt sind.

Natürlich stehen die Organisatoren unter dem Druck, mit einem Budget von 50 000 Euro zu haushalten, eine Freiluftbühne ist teuer. Schöne Dinge haben ihren Preis, hat Wagner bei der Programmvorstellung dazu richtig bemerkt. Nun können sich städtische Kulturmanager aber den Luxus leisten, keine schwarzen Zahlen schreiben zu müssen. Eben deshalb sollten sie sich etwas trauen: Neues ausprobieren und neugierig machen, Unbekanntem eine Chance geben und überraschen, womöglich gar ein eigenes Profil entwickeln. All das steht in Wolfratshausen nicht zu erwarten. Das Flussfestival scheint eher ein zweiter Aufguss des Geretsrieder Kulturherbsts zu werden. Dort war das Stück "Aufstand!" ein Wagnis und ein Überraschungserfolg. In Wolfratshausen ist es Wiederholung.

Dass Wagner an seinen Erfolg in Geretsried anknüpft, ist ihm kaum anzukreiden. Von einer städtischen Kulturmanagerin hätte man sich jedoch mehr erhofft, als dass sie die nötigen Genehmigungen einholt. Der überraschendste Satz des Konzepts lautet: "Wolfratshausen ist einer der attraktivsten Standorte im Oberland." Das ist neu.

© SZ vom 29.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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