Festakt in Bad Tölz:Lernen in Wohlfühlatmosphäre

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Die Festrede in der Tölzer Franzmühle hielt der bekannte Heil- und Sonderpädagoge Otto Speck. (Foto: Claudia Koestler)

Förderzentrum und Franz-Marc-Schule feiern 50 Jahre Sonderpädagogik

Von Claudia Koestler, Bad Tölz

"Schulen, in denen sich Kinder angenommen, sicher und im Lernen unterstützt fühlen, müssen besonders beachtete Schulen sein." Was der bekannte Heil- und Sonderpädagoge Otto Speck in der Franzmühle sagte, ist im Falle des Sonderpädagogischen Förderzentrums und der Franz-Marc-Schule in Geretsried gelungen. Nicht alleine deshalb, weil am Donnerstag 50 Jahre Sonderpädagogik im Landkreis gefeiert wurde und deshalb alle Augen auf die zwei Schulen gerichtet waren. Der Festakt, die Glückwünsche und Reden, vor allem aber die Einblicke in den Alltag der beiden Einrichtungen machten deutlich, dass sie nicht Teil eines Systems und einer Gesellschaft, sondern fest in ihrer Mitte verankert sind.

Der Weg bis dahin war allerdings alles andere als selbstverständlich, wie Speck als Ehrengast in seinem Impulsreferat über Historie und Entwicklungen der Förderschulen darlegte. Danach zeigten erst einmal junge Musiker und Tänzer ihr Können. Was auf internationaler und politischer Ebene angestoßen wurde, mündete 1967 in zwei Sondervolksschulklassen in Wolfratshausen, erläuterte dann Martin Tiefenmoser, Rektor der Franz-Marc-Schule. In Bad Tölz wurden laut Rektor und Drittem Landrat Klaus Koch zwar bereits von 1963 an lern- und geistig behinderte Kinder zusammen in der Alten Knabenschule betreut. Doch als der Landtag das Gesetz zur Gründung von Sonderschulen verabschiedete, übernahm der Landkreis 1967 die Obhut, weshalb nun gemeinsam gefeiert werden konnte.

"Die Entwicklung war dann rasant", sagte Tiefenmoser. Die Wolfratshauser zogen in den Untermarkt 10 und lagerten Klassen in die Landwirtschaftsschule aus. In Tölz platzte auch die Alte Knabenschule aus allen Nähten, sodass der Unterricht teils in einer Wohnung am Lettenholz stattfand. 1972 baute der Kreis deshalb das Sonderpädagogische Förderzentrum in Bad Tölz, drei Jahre später das Schulgebäude in Geretsried, das seit 2003 den Namen Franz Marc trägt. "Es ging darum, eine Umgebung zu schaffen, in dem die Schüler gut lernen können, sich wohl fühlen und erfolgreich sein können", sagte Tiefenmoser. Beide Schulen durchlitten auch schwere Zeiten. Zum Beispiel, als die Schülerzahlen sanken. Oder als die Schulgebäude wegen PCB-Belastungen saniert werden mussten. Inzwischen aber stiegen die Schülerzahlen, die Schulform erfahre Anerkennung und Wertschätzung trotz oder vielleicht wegen der Frage nach Inklusion, so Tiefenmoser.

"So viel Gemeinsamkeit wie möglich, so viel Besonderheit wie nötig", brachte es Speck auf den Punkt. Eines sei für ihn das Leitmotiv in der Pädagogik: "Was der Mensch ist, ist er von seinem Herzen her." Deshalb könne mit Recht von der Herzensbildung gesprochen werden, die an den Förderschulen vermittelt wird, fügte Alt-Landrat Manfred Nagler an.

© SZ vom 21.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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