Ferienprogramm:Kreatives im Klostergarten

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Das Kloster Beuerberg bietet anlässlich der Ausstellung "Das Spiel beginnt" viele Workshops an. Auch für Kinder haben sich die Veranstalter ein umfangreiches Ferienprogramm ausgedacht. Ein Besuch im Kostüm- und Schattentheaterworkshop

Von Lucie Strauhal, Beuerberg

Im Kloster Beuerberg lockt die Ausstellung "Das Spiel beginnt" viele Besucher an. Die Ausstellung zeigt ein ganz neues Bild der Nonnen auf. Denn deren Leben bestand - entgegen allen klischeehaften Vorstellungen - nicht nur aus Gebeten, Arbeit und strengen Regeln. Wer sich genauer mit dem Alltag im Kloster befasst, merkt schnell, dass die Schwestern sehr wohl vergnügt lebten und sich mit Brettspielen, Rollentausch oder Puppentheatern die Zeit vertrieben.

Im Archiv des Beuerberger Klosters fand man unter anderem große hölzerne Schränke, in denen Kostüme gelagert worden sind, die nun in der Ausstellung gezeigt werden. Auch Programmhefte für die eigenen Theateraufführungen wurden entdeckt und sind für Besucher zugänglich.

Passend zur Ausstellung bietet das Kloster kreative Workshops und Aktionen für Kinder und Erwachsene an. Das Thema Theater greifen auch Stephanie Müller und Klaus Erich Dietl in ihrem Kostüm-Workshop "Verdreht und zugenäht" auf. Sie bieten Kindern einen Tag lang an, jegliche kreative Wünsche in die Tat umzusetzen. Stephanie Müller hat Kommunikationswissenschaft, Soziologie und Sozialpsychologie in München studiert und beschreibt sich selbst als "frei und experimentierfreudig". "Die Nähmaschine war eins meiner ersten Instrumente", sagt sie lachend.

Die Mädchen waren voll bei der Sache und begeisterten sich für das künstlerische Arbeiten. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Klaus Erich Dietl studierte Malerei und Kunsttheorie in München und arbeitet in den Bereichen Medien, Malerei, Text und Film. Zusammen organisierten sie schon viele Projekte und nahmen an Wettbewerben teil. Im blühenden Klostergarten haben sich die beiden Künstler in einer etwas heruntergekommenen Scheune ihr Atelier eingerichtet und erwarten bastelfreudige Kinder. Dietl, der einen Bleistift in der Hemdtasche trägt und mit den Fingern stricken kann, hat einen Tisch am Wegesrand aufgestellt. Er steht im warmen Sonnenschein und bemalt seelenruhig weiße Leinentücher, die später als Gürtel verwendet werden können. Die gesamte Scheune ist mit Bänken, Tischen und Hockern vollgestellt. Aus dem Fundus im Kloster und aus eigener Hand haben die beiden Künstler zahlreiche Materialien beschafft.

Neben Filz, Pappe, Perlen, Leinengewändern und alten Kleidern stehen den Kindern Acrylfarben, Pinsel und Cuttermesser zur freien Verfügung. Ob sie daraus Theaterkostüme kreieren oder doch Malereien für die Wand zuhause, das bleibt den Teilnehmern überlassen. "Oft fehlt den Menschen der Mut zum Loslassen und Ausprobieren", sagt Stephanie Müller, die ein himmelblaues Kleid trägt und ihre roten Haare hochgebunden hat. "Wenn du dann loslässt und einfach machst, dann kommt eins nach dem anderen."

Einen weiteren Höhepunkt im diesjährigen Ferienprogramm organisierte das Kloster Beuerberg für Kinder. Sie konnten sich unter fachkundiger Anleitung eigene Kostüme schneidern und Leinentücher bemalen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die zehnjährige Melanie ist eine der ersten, die ihrer Kreativität im Atelier freien Lauf lässt. Nachdem sie sich einen geblümten Stoff und einen Reißverschluss ausgesucht hat, wird sie von Müller an der Nähmaschine empfangen. "Ich bin deine Nähassistentin", sagt die Künstlerin und zeigt dem Mädchen, wie sie ihre eigene Handtasche nähen kann.

Am Tisch daneben sitzen Silvy und Alex, beide im Malerkittel und eifrig dabei, Acrylfarben zusammenzumischen. Die vor ihnen liegenden alten Kissenbezüge und Leinentücher werden mit Freude bepinselt. "Ich male Köpfe mit roten Augen und schwarzen Gesichtern", sagt der achtjährige Alex. "Geister und Monster vielleicht".

Im Nebenraum der Scheune ist es dunkel. Bettina Raithel und Christian Menge, beide mit Zylindern bekleidet und von einigen Kindern umringt, führen ein Schattentheater vor. Die Rhythmikerin Raithel betreibt zusammen mit dem Bildhauer Christian Menge, der auch Aikido-Unterricht gibt, die Website "www.MausAnEr.de", auf der die beiden verschiedene Kurse anbieten. In ihrem Workshop "Das Licht erzählt Geschichten" im Klostergarten können die Kinder Schattentheaterfiguren basteln und ungewöhnliche Musikinstrumente ausprobieren. Später dürfen sie an ihrer eigenen Aufführung arbeiten und sie ihren Eltern vorstellen.

An einer improvisierten Vorrichtung hängen diverse Instrumente, welche als akustische Effekte für das Theater dienen. Begeistert hämmern die Kinder auf einer von Menge gebauten Trommel aus Kalbsfell, das Geräusch gleicht einem Donnergrollen. Jeder darf mal Dirigent sein und seinem kleinen Orchester mit ausfallenden Gestiken den Marsch angeben. Die neunjährige Veronika und ihre Freundinnen sind sich einig, dass die Kalbsledertrommel und das Perkussionsinstrument "Wind chimes" am Tollsten geklungen haben. Anschließend geht es für einige Kinder wieder zum Kostüm-Atelier, um das ein oder andere Kunstwerk zu entwerfen.

© SZ vom 03.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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