Fehlende Geburtshilfe :Ohne Tölzer Kindl

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Landrat Niedermaier verteidigt Strategie

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Das war ein ungewöhnliches Bild: Landrat Josef Niedermaier (FW) kam am Dienstagabend höchstselbst in den Tölzer Stadtrat, wo er jedoch alles andere als eine frohe Botschaft verkündete. Für die Geburtshilfe, die vor fast einem Jahr an der Asklepios-Klinik geschlossen worden war, wird es nach seinen Darlegungen keine Reanimation in Tölz geben. Für eine gynäkologische Hauptabteilung benötige ein Krankenhaus jährlich 1000 Geburten, weshalb zwei Standorte im Landkreis nicht möglich seien, erklärte er. Ziel sei es nach wie vor, dass das Klinikum Starnberg in der Wolfratshauser Kreisklinik als Außenstelle eine Geburtshilfe einrichtet, die am 1. Juli ihren Betrieb aufnehmen soll.

Zu den laufenden Verhandlungen mit Starnberg mochte sich Niedermaier nicht äußern. Nur so viel: Seine Frage, ob man dort vielleicht bereit sei, auch in Bad Tölz eine Außenstelle einzurichten, sei verneint worden. Andere Kooperationen mit Garmisch oder Agatharied wurden vom Kreistag abgelehnt. Das grundlegende Problem liegt dem Landrat zufolge darin, dass es kaum möglich sei, Ärzte zu bekommen: "Alle Geburtshilfe scheitert nicht am Geld, sondern am erforderlichen Personal." Eine Abteilung mit wenigen Geburten sei für junge Assistenzärzte, die Fachärzte werden möchten, schlicht uninteressant. Da nützen dem Landrat zufolge auch Förderprogramme nichts. "Was hilft es, wenn ich Geld habe, aber keine Ärzte?" Andere Möglichkeiten wie etwa ein Sicherstellungszuschlag durch den Freistaat seien "eine Utopie", berichtete Niedermaier. Deutliche Kritik kam von Stadtrat Ingo Mehner (CSU). Er verwies auf den Beschluss des Kreistags, für beide Standorte in Wolfratshausen und Tölz zu verhandeln. "Es ist nicht so, dass man erst eine Lösung für das andere Krankenhaus findet, und dann sieht, was für Tölz übrig bleibt." Für Franz Mayer-Schwendner (Grüne) hätte man die Kooperationsangebote aus Agatharied und Garmisch weiter verfolgen sollen, um Kostenvergleiche anzustellen.

Ein Geburtshaus in Tölz sieht Niedermaier "extrem kritisch". Das funktioniere nur, wenn ein Krankenhaus in der Nähe sei, sagte er. Zudem sei Hebamme Kathleen Hodbod derzeit aus zeitlichen Gründen außerstande, ein Konzept vorzulegen. Für Bürgermeister Josef Janker (CSU) ist ein Geburtshaus ohnehin "nur eine zentralisierte Hausgeburt."

© SZ vom 01.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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