Faschingstreiben in Benediktbeuern:Lustige Sause

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Die Beira Maschkera feiert mit 4000 Gästen

Von Petra Schneider, Benediktbeuern

Bei den Sturmböen, die am frühen Nachmittag noch durch Benediktbeuern gefegt sind, hätten leicht die Löcher aus dem Käse fliegen können. Die Beira Maschkera ließen sich davon nicht beeindrucken: Rund 4000 Schaulustige säumen beim Faschingszug die Straße Richtung Dorfplatz. Fellige Zebras, Männer in High Heels, Bienen und Hexen. Um 13.33 Uhr setzt sich der Zug in Bewegung, angeführt von den Haberern mit ihren rußgeschwärzten Gesichtern, die nach dem Zug ihren großen Auftritt haben und schon mal die Kuhglocken scheppern lassen.

Die "Beira Muse" in Bienenkostümen spielt "Rote Lippen soll man küssen", eine Sambatruppe heizt ordentlich ein. Wolken von Konfetti regnen auf die Kinder, die mit den bunten Quietschblumen, die es heuer als Faschingszeichen gibt, ein narrisches Grundrauschen erzeugen. 17 Themenwagen sind dabei, und die Beira Maschkera müssen sich ins Zeug legen. Denn die Konkurrenz in Bichl habe am Faschingssonntag eine steile Vorlage und "einen superschönen Zug" abgeliefert, wie Bernd Schöpf, Vorsitzender der Beira Maschkera, freimütig einräumt.

Seine Mitstreiter haben sich freilich ebenfalls mächtig ins Zeug gelegt: Die Themenwägen nehmen originell und kreativ lokale Themen aufs Korn. Der Kuhglocken-Streit in Holzkirchen ("Süßer die Glocken nie klingen als zu der Weidezeit"), oder die "Sau-nah" Weltmeisterschaft im Trimini zum Beispiel. Akteure mit ganzkörpertätowierten Fatsuits fläzen sich auf dem Saunawagen, es gibt allerhand exotische Aufgüsse, und eine Wedlerin führt das Fußvolk in das Geheimnis ihrer Kunst ein: Mit dem Handtuch übern Kopf und wieder vor, "da müss ma halt ein Trainingslager machen, dann pack ma gscheid an", sagt sie.

Einfach nur zuschauen und Guatl aufsammeln geht fast nicht bei den hiesigen Faschingszügen. Denn Interaktion ist angesagt. Da müssen beizeiten "Reporter"-Fragen beantwortet werden: Was man davon hält, dass es im Gasthof Post zukünftig womöglich Döner statt Schweinsbraten gibt, weil sich einfach kein bayerischer Wirt finden lässt? Oder dass der Hubert sämtliche Mordfälle in Wolfratshausen nun ohne den Staller aufklären soll? Auch die Schneekatastrophe bietet reichlich Stoff. Im "Gasthaus Edeltraud" gibt's Notfutter für hungrige Hirsche, die angeblich durch Walchensee streifen. Die Benediktbeurer haben eine Lösung. Es raucht und stinkt gewaltig, wenn das Notfutter kredenzt wird: Bockbier, Hirschkuss, Heuauflauf und Silageteller. Gut auch, dass Helfer mit großen Steigen die eingeschneite Jachenau mit dem Nötigsten versorgt haben: Würste, ein Tragerl Bier und Türme voller Klorollen. Auch die Störche sind Leidtragende der Schneekatastrophe. Sie müssen in Zukunft schon im Oktober über die Benediktenwand fliegen, um die Babys in die Jachenau zu liefern. "Wir haben keine Kapazitäten mehr für andere Orte", stöhnt ein Storch, "also reißts eich zamm."

© SZ vom 06.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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