Reden wir über:Paten für Familien

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Bianca Ludwig vom Tölzer Landratsamt koordiniert die Familienpaten im Landkreis. (Foto: Privat/OH)

Bianca Ludwig vom Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen erklärt die Aufgaben und die Grenzen der ehrenamtlichen Helfer.

Von Miriam Kinzl, Bad Tölz-Wolfratshausen

Bianca Ludwig ist im Tölzer Landratsamt die Hauptkoordinatorin für die Umsetzung des bayernweiten Projekts "Familienpaten Bayern" im Landkreis. Interessierte Ehrenamtliche und Familien, die Unterstützung suchen, können sich bei ihr unter Telefon 08041/505-423 oder per E-Mail an bianca.ludwig@lra-toelz.de über das Projekt informieren. Eine Anmeldung zur Schulung ist das ganze Jahr über möglich.

SZ: Wie lange gibt es das Projekt "Familienpaten Bayern" schon im Landkreis?

Bianca Ludwig: 2013 hat in Bad Tölz der erste Standort eröffnet. Mittlerweile ist der Landkreis herausragend, weil wir die meisten ehrenamtlichen Engagements haben und in den letzten zehn Jahren über 180 Ehrenamtliche für die Familienpatenschaft ausgebildet haben.

Wie sehen die Aufgaben eines Familienpaten aus?

Die Familienpaten unterstützen die Familien bei Alltagsherausforderungen in schwierigen Lebenslagen, in die jede Familie hineingeraten kann. Familie im Allgemeinen ist sehr herausfordernd. Es geht nicht um Krisenhilfe. Vielmehr sind das niedrigschwellige Unterstützungsangebote, die helfen, die vorhandene Struktur zu stabilisieren, die Eigenkompetenz zu fördern und Ressourcen zu erschließen. Es ist eine Hilfe zur Selbsthilfe. Die Souveränität der Familie bleibt unangetastet, denn die Familien selbst sind die Experten ihres Systems.

Ganz konkret könnte es sein, dass sich nach einer Geburt jemand als Pate zwei Stunden um das ältere Geschwisterkind kümmert. Eine Patenschaft ist allerdings kein kostenloser Babysitter, sondern dafür zuständig, der Familie Möglichkeiten zu zeigen, langfristig den Bedarf zu lösen. Das könnte zum Beispiel die Integration in eine Krabbelgruppe oder einen Sportverein sein, um die Patenschaft wieder überflüssig zu machen.

Kann es passieren, dass der Satz "Ach, bist du groß geworden" fällt? Oder sollten die Paten öfter für die Familien da sein?

Das kann nicht passieren. Außer, es entstehen neue Freundschaften aus der Patenschaft und sie treffen sich im Nachhinein noch mal. Die Familien bekommen für ungefähr ein halbes Jahr oder ein Jahr einen Familienpaten gestellt, der ihre Bedarfe unterstützt. Danach endet die Patenschaft, und die Paten werden wieder frei für neue Familien. Ab und an pausieren sie auch dazwischen, deshalb gibt es immer aktive und inaktive Patinnen und Paten. Aktuell sind im Landkreis 44 Patinnen und Paten im Einsatz.

Was sollten Familienpaten mitbringen?

Im Endeffekt sind das Lebenserfahrung und die Motivation, Zeit zu schenken, eine gute Reflexionsfähigkeit, um festzustellen, was bringe ich in die Familie ein und wo sind meine Grenzen, Geduld, Offenheit für verschiedene Kulturen und Herangehensweisen. Es geht immer darum, einen Teil in die Familie einzubringen, das Familiensystem aber nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dafür werden die Patinnen und Paten aber im Vorhinein in sechs Modulen extra geschult. Es nehmen ganz unterschiedliche Menschen teil, mit und ohne pädagogischen Hintergrund und aus verschiedenen Altersgruppen. In freiwilligen Austauschtreffen und Supervisionen sind die Patinnen und Paten dazu eingeladen über ihre Erfahrungen zu sprechen, und wir bieten auch Weiterbildungen an.

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