Fachkräfte sind gesucht:Über den Beruf zur Berufung

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Circa 80 Aussteller haben sich für den Berufsinformationstag in der Turnhalle des Schulzentrums Geretsried angemeldet. (Foto: Hartmut Pöstges)

In der Geretsrieder Realschule informieren sich Schüler über die Möglichkeiten des Arbeitsmarkts

Von Sally-Victory Jüssen, Geretsried

Den Stundenplan der Geretsrieder Realschüler füllten jüngst vielfältigste Informationen über die Welt des späteren Geldverdienens. Die Turnhalle wurde zur Berufsinformationsmesse umfunktioniert, in der 70 Aussteller aus der Region den Schülern einen Einblick in rund 100 Ausbildungsberufe gaben, vom Polizisten über den Metzger bis zum Altenpfleger.

Durch Angebote wie zum Beispiel Workshops vermittelten die Aussteller den Jugendlichen Kenntnisse über das Bewerbungsverfahren, dazu gab es Übungen zu Vorstellungsgesprächen oder Einstellungstests, berichtet die Stellvertretende Schulleiterin Christine Venus-Michel. Im Wirtschaftsunterricht hatten die Jugendlichen zuvor einen Fragenkatalog entwickelt, mit dem sie sich auf die Messe vorbereitet hatten. Die Workshops konnten nach eigenem Interesse ausgewählt werden, erklärte Venus-Michel. So soll ihr zufolge vermieden werden, dass die Schüler die zehnte Klasse verlassen und zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, was sie machen wollen.

Die 16-jährige Lena aus der 9. Klasse berichtete, dass sie an einem Workshop der Firma Linde teilgenommen hatte. Dabei bekamen die Teilnehmer einen Einstellungstest und mussten diesen innerhalb einer begrenzten Zeit bearbeiten. Zudem übte Lena den Durchlauf von Bewerbungsgesprächen. Am Stand von Weber Schraubautomaten konnten die Jugendlichen selbst Hand anlegen, um sich mit dem Beruf des Mechatronikers vertraut zu machen. Dort stand ein Schraubenmotor bereit, wie die Firma sie zusammenbaut. Damit können Schrauben automatisch verschraubt werden, berichtete ein Industriemechaniker-Auszubildender am Stand. Durch das Runterdrücken eines Hebels konnten die Schüler Schrauben in kürzester Zeit in einen Metall-Block drehen.

Organisiert wurde die Messe vom Förderverein Real Plus, wie der Vorsitzende des Vereins, Peter Schneider, erklärte. Vor circa acht Jahren habe der Elternbeirat überlegt, Vorträge zur Berufswahl anzubieten. Dazu wurden Firmen aus der Region eingeladen, wie Schneider berichtet. Insbesondere wählten sie die Unternehmen aus der Region aus, denn "die großen Firmen müssen sich keine Sorgen um Interessenten machen". Bei den kleineren, regionalen Betrieben suche sich hingegen der Jugendliche den Arbeitgeber aus anstatt der Betrieb den Jugendlichen, so Schneider. Heute stehen an einigen Ständen teilweise ehemalige Schüler, sagte er. Diese haben ihre Ausbildungsstellen durch das Angebot der Schule erhalten, denn wenn die Schüler interessiert sind, vergeben die Aussteller Vorstellungsgespräche. Schneider ist es wichtig, ein weitläufiges "Portfolio" anzubieten, um alle Bereiche abzudecken. Beispielsweise war in der Geretsrieder Turnhalle unter anderem die private Massage-Schule-Inntal vertreten, die zwar nicht aus dem Landkreis komme, aber die Möglichkeit bot, ein Bild von diesem Beruf zu bekommen. Zudem konnte sie als Option dienen für diejenigen, die Masseur werden wollten.

Das breit gefächerte Angebot kam bei den Schülern gut an. Der Neuntklässler Max erklärte: "Die Messe bringt mir etwas, denn ich lerne Berufe kennen, die ich vorher nicht in Betracht gezogen habe." Ähnlicher Meinung war die 16-jährige Lisa aus der 9. Klasse. "Man lernt Berufe kennen, die man vorher nicht so auf dem Schirm hatte." Einen weiteren Vorteil sah die 16-jährige Michaela aus der 10. Klasse: man könne auf der Messe schnell Kontakte knüpfen und sich nach Praktika umschauen. Ausschlaggebend bei den Abwägungen zum künftigen Beruf der Jugendlichen war bei vielen der Spaßfaktor, danach kam erst das Gehalt. Lena etwa sagte: "Der Job muss Spaß machen, denn man verbringt acht Stunden täglich auf der Arbeit."

Ausschlaggebend für die Wahl des Ausbildungsberufes sei bei den Jugendlichen der Spaß und die Freizeit, vermutete auch Marcellino Guttenberger, Abteilungsleiter bei XXXLutz. Er habe bemerkt, dass sich die Azubis von Jahr zu Jahr veränderten, und dass bei den Jugendlichen heute nicht mehr das Gehalt an oberster Stelle stehe wie noch vor einigen Jahren. Dieser Meinung war auch Sven Schierig, Metzgermeister und Lehrer an der Berufsschule in Bad Tölz. Das Gehalt sei nicht unwichtig, aber das Umfeld müsse passen, so Schierig. "Die Chemie muss stimmen, und wenn die Arbeit Spaß macht, dann wird der Beruf zur Berufung", sagte er.

© SZ vom 20.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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