Europa in Icking:Nur als Einheit stark genug für die Zukunft

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Edmund Stoiber (links) stellte sich den Fragen der Moderatoren Niklas Wolfrum und Amelie Pätzold vor mehr als hundert interessierten Schülern. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Edmund Stoiber spricht mit Schülern des Günter-Stöhr-Gymnasiums über Sinn und Wert eines gemeinsamen Europas

Von Nils Hannes Klotz, Icking

"Wohin gehst du, Europa?" Über dieses Thema haben Schüler des Günter-Stöhr-Gymnasiums in Icking kürzlich mit dem Ehrenvorsitzenden der CSU und ehemaligen Ministerpräsidenten des Freistaates Bayern, Edmund Stoiber, diskutiert. 15 Schüler des Oberstufen-Profilkurses "Aus Politik und Zeitgeschehen" hatten sich in den vergangenen zwei Jahren unter der Leitung ihres Lehrers Sebastian Stastny mit der Zukunft der Europäischen Union, insbesondere in Hinblick auf die Europawahl am 26. Mai 2019, befasst. Im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe "Schüler im Gespräch" luden die Teilnehmer des Kurses nun Stoiber als fachkundigen Politiker ein. Gut 110 Schüler waren als Zuhörer in der Aula der Schule anwesend.

Dion Thränhardt aus der zwölften Klasse spielte in seiner Einführungsrede bereits auf ein Gefühl an, dass Stoiber wenig später in seinem Vortrag wieder aufgreifen sollte - das emotionale Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb Europas. Die Europahymne sei eine reine Instrumentalfassung, monierte der Schüler. Das erschwere die Identifikation mit Europa. Die Bürgerbewegung "Pulse of Europe", die sich dafür einsetzt, den europäischen Gedanken wieder sichtbar zu machen, habe zudem nicht mehr so viel Zulauf.

Nach einer musikalischen Überleitung des Vokalensembles des Gymnasiums kam Stoiber in einer gut 45-minütigen Rede auf die Bedeutsamkeit der europäischen Einheit zu sprechen. Neue Kommunikationstechnologien, freie Grenzen, die einheitliche Währung und insbesondere Frieden und Freiheit seien heute für viele in Europa selbstverständlich. "Aber natürlich kriegt Ihr mit, dass die Gewalt in der Welt nicht auszurotten ist," sprach er die Schüler an. "Ihr habt eine unendliche individuelle Freiheit." Der hohe Stellenwert des Individuums sei für ihn das Markenzeichen Europas. Und es sei Aufgabe der europäischen Gemeinschaft, diese Freiheit und Demokratie in die Welt hinauszutragen, appellierte er. Der hiesige Lebensstil sei nicht selbstverständlich in der Welt.

Europa sei für viele Menschen keine Heimat, kam Stoiber auf den fehlenden emotionalen Bezug zu Europa zurück, den Thränhardt bereits angesprochen hatte. Es gebe gewaltige Akteure, die nicht mehr an die europäische Idee glauben würden. Aber eine Rückbesinnung auf Nationalstaaten könne nicht das Motto sein. Dass Europa aus seiner Sicht künftig nur als Einheit stark genug sei, unterstrich Stoiber mit einem Zitat von Franz Josef Strauß: "Bayern ist meine Heimat, Deutschland ist mein Vaterland und Europa ist meine Zukunft".

Eine gute Ausbildung habe in der globalisierten Welt Priorität, gab Stoiber den Schülern mit auf den Weg. Der offene Weltmarkt schaffe unendliche Chancen für diejenigen, die eine gute Ausbildung hätten. "Das müssen wir vermehren." Eine qualifizierte Ausbildung, wie sie die Schüler genießen könnten, sei ein Privileg.

Nach seinem Vortrag stellte sich der Politiker den Fragen der Schüler-Moderatoren Niklas Wolfrum und Amelie Pätzold. Wolfrum, der erst kürzlich den Regionalwettbewerb von "Jugend debattiert" in München gewonnen hatte, fragte Stoiber nach seiner Meinung zu einer europäischen Armee. "Für uns ist militärischer Einsatz immer mit unserer Geschichte verbunden," antwortete Stoiber. Aber grundsätzlich sei eine gemeinsame Armee für ihn eine Vision. So könne man Kräfte bündeln. Es gehe darum, verteidigungsfähig zu sein.

Was er den Schülern mit auf den Weg geben könne, fragten die beiden Moderatoren abschließend. "Geht zur Wahl am 26. Mai," lautete Stoibers Appell. Zu Europa gebe es keine Alternative.

Schulleiter Michael Maier sieht in der Auseinandersetzung der Schüler mit gesellschaftlichen Themen einen wichtigen Beitrag zur Bildung einer eigenständigen Persönlichkeit. Es gehe darum zu lernen, wie man miteinander umgeht und Meinungen auszutauschen - auch Meinungen zu akzeptieren.

© SZ vom 04.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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