Eurasburg:Zersplittert und kaum brauchbar

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Die Sägewerke können mit dem beschädigten Holz wenig anfangen

Von Thekla Krausseneck, Eurasburg

Für den Beuerberger Johann Höck gibt es in den kommenden fünf Jahren erst einmal nicht mehr viel im Wald zu tun. Den Zweiten Vorsitzenden der Waldbesitzervereinigung (WBV) Wolfratshausen hat der Orkan Niklas besonders schwer getroffen: 700 Festmeter Holz hat der Sturm in seinem 22 Hektar großen Wald umgeworfen. Wirtschaftlich ein immenser Schaden, sagt Höck: Die Sägewerke konzentrierten sich fortan nur noch darauf, das Sturmmaterial abzuarbeiten, der Jahreshieb sei stillgelegt, außerdem seien die Sägewerke mit den Preisen heruntergegangen. Die Bäume nämlich, die der Sturm hinterlassen habe, seien häufig mittig gesplittert. Solche Holzteile könnten nicht mehr gut verkauft werden, weil das Sägewerk sie nicht verarbeiten könne. Blieben also nur noch die intakten Stammteile darüber und darunter, die aber zu kurz seien, um daraus Bretter oder Balken sägen zu lassen. Folglich bliebe nur noch die industrielle Nutzung, etwa die Weiterverarbeitung zu Spanplatten.

Höck ist nicht der einzige, dem es in Eurasburg schlecht ergangen ist: Die Gemeinde gehört gemeinsam mit Seeshaupt zum Schadensschwerpunkt der über den Landkreis hinausgehenden 45 000 Hektar großen Betriebsfläche der Staatsforsten. Gefallen sei bis zu ein Drittel der Menge, die im gesamten Jahr geerntet werde. Das Aufarbeiten gehe langsam vonstatten, da es gefährlich sei, "auch für Profis", sagt Rudolf Plochmann, Leiter des Forstbetriebs Bad Tölz bei den Staatsforsten. Weil die Bäume kreuz und quer herumliegen, sei bei manchen die Spannung besonders hoch, und dem könne man nur mit Maschinen beikommen. "Es kann Wochen dauern, bis alles endgültig beseitigt ist."

Im Gebiet der WBV habe es neben Eurasburg auch Königsdorf erwischt, sagt der Vorsitzende Johann Killer, insbesondere Wälder auf Feucht- und Schotterböden seien schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Sein eigener Wald etwa befinde sich am Rand eines Schottergebiets: "Und bei mir ist keine Tragik", sagt Killer. Die WBV helfe ihren Mitgliedern dabei, das Chaos zu beseitigen. Auch Höck hat ein Forstunternehmen beauftragt; Einzelwürfe entfernt er jedoch selbst. Bis zu 15 Stunden am Tag ist er damit beschäftigt. "Ich passe brutal auf", sagt Höck: Für Anfänger sei die Waldarbeit nach so einem Sturm "extrem gefährlich". Der 55-Jährige aber verlässt sich auf seine Erfahrung. Die sagt ihm auch, dass er sich darauf einstellen muss, in den kommenden fünf Jahren nichts ernten zu können; die Zeit werde der Wald nämlich brauchen, um sich zu regenerieren. Acht bis zehn Festmeter Holz wachsen jährlich nach.

Bislang habe er auf Naturverjüngung gesetzt, sagt Höck. In den nächsten 15 bis 20 Jahren habe er den alten Baumbestand nach und nach entnehmen wollen, "damit die Jungen Licht zum Wachsen haben und die Alten langsam weniger werden", sagt Höck. "Und jetzt liegt alles." In der fünfjährigen Pause werde er damit beschäftigt sein, das Schadholz aufzuarbeiten. Finanziell stehe die Familie Höck auf sicheren Füßen; sie habe noch einen Hof, mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdiene. Unter den Sturmschäden würde vor allem sein Sohn und sein Enkel leiden, sagt Höck: "Waldarbeit ist Generationensache."

Solchen Kahlschlägen durch eine Aufforstung mit Laubbäumen vorzubeugen, sei für die Waldbauern nur bedingt eine Option. 70 Prozent müssten wegen der Wirtschaftlichkeit weiterhin die flach wurzelnden und schnell wachsenden Fichten bleiben.

© SZ vom 08.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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