Eurasburg: Woodrock:Lagerfeuer und Folkpunk

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Eine Welt für sich ist das Rock-Festival Woodrock, das heuer zum 22. Mal stattfindet. Es spielen dort nicht nur Live-Bands, sondern es fliegen auch Mofas durch die Gegend.

Thekla Kraußeneck

Alles begann mit einem aufgebrachten Nachbarn. Nachdem der 1987 eine Achmühlener Party von der Polizei auflösen ließ, um sich seine Nachtruhe zu erkämpfen, soll er dem Verein zufolge gerufen haben: "Wir sind doch hier nicht in Woodstock!", ohne zu ahnen, welche Folgen das haben würde. 1990 wurde das Woodrock-Festival aus der Taufe gehoben, das heute zu einer jährlichen Pflichtveranstaltung für Rock- und Metal-Fans aus dem ganzen Landkreis geworden ist. Am Wochenende ging es auf den Wiesen zwischen Achmühle und Eurasburg in die 22. Runde.

Die Frauen werfen (leere) Kinderwägen, die Männer Mofas. Beim Woodrock gibt es nicht nur Musik der härteren Rock-Art, sondern auch anderes Unterhaltsames. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das Lagerfeuer der ersten Nacht qualmte noch am späten Samstagnachmittag aus einem fast drei Meter breiten Aschekreis. Auf dem Festplatz hatten sich bis in die frühen Morgenstunden nahezu 1000 Menschen getummelt, es spielten die Coverrockbands Greisinger und Double Happiness. Am Samstag erwarteten die Veranstalter doppelt so viele Gäste, die jedoch wegen der Hitze erst am Abend allmählich eintrafen. Um ihr Festival jedem Menschen zu ermöglichen, verlangten die Veranstalter auch diesmal keinen Eintritt, die Vereinsmitglieder packten ehrenamtlich mit an und auch die Bands spielten gagenfrei.

Seine Fixkosten decke der Woodrock-Verein ausschließlich durch die Einnahmen im Ausschank- und Grillbereich, sagte Vereinsvorsitzender Tobi Maxl. So erklärte sich auch der stolze Preis der Woodrock-Maß von 7,50 Euro. Gezahlt wurde auf dem Festival mit "Woodrock-Dollars", die in der Wechselstube eingetauscht werden konnten; einen Dollar gab es dort für 2,50 Euro.

Erstmalig wurde das Woodrock-Festival an drei statt an zwei Tagen veranstaltet. Weil voriges Jahr bei schlechtem Wetter nur relativ wenige Besucher kamen, wollte der Verein dieses Jahr das Wetterrisiko eindämmen. Am Ende war das Wetter fast ein bisschen zu gut: Das Bierträgerkraxeln fand im Schatten statt, der Baumstammweitwurf erst am Abend ausgetragen.

Vorteilhaft nahm sich die Trockenheit vor der Bühne aus. Der Mofa- und Kinderwagenweitwurf hatte dort voriges Jahr in einer Schlammpfütze stattgefunden. Heuer aber bot der Boden die nötige Standfestigkeit. Auch Kinder kamen nicht zu kurz: Auf die Suche nach Schätzen, Trolldolchen und Feuergeisterflammen konnten sie sich im Piratenzelt begeben, wo die versierte Show-Gruppe "Pirates of Bayern" nach Fantasy-Rollenspielmanier zu einem Abenteuer einlud.

Heiß her ging es am Abend auf der Bühne. Die vierköpfige Band Beyond The Trail spielte im Stil des melodischen Rocks nachdenkliche bis fetzige Songs über das Leben. Auf bis zu 20 Auftritte pro Jahr kommt die junge Band bereits, die sich durch Initiative der Sänger und Gitarristen Maximilian Wagner (18) und Patrick Nagenrauft (17) 2009 gegründet hat. Bei ihrem rund einstündigen Auftritt spielten sie Titel wie "Conditions of Life", "Time Changes You" und "The Earth Saves our Lives", einen Song über den Naturschutz.

Weniger ernst, dafür härter und bewährter präsentierte sich der Headliner Insane, der dem Festival mit Liedern wie "Ich hasse alles" und "Doppelfickerspiegelpanzer" einen gewollt humorvoll-sexistischen Anstrich verlieh. Einen seichten, aber rockigen Ausklang bei Lagerfeuer und Biergab es mit Aschering Blue's. Am Sonntagmorgen begleitete Harry Gump das Weißwurstfrühstück mit niederbayerischem Country-Folkpunk.

© SZ vom 02.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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