Eurasburg:Mitreißende Virtuosität

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Die Kammermusik-Formation der Staatlichen Musikschule Rybnik beim Konzert in Beuerberg. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Kammerorchester aus Rybnik und Chor "Saitenwind" überzeugen beim Konzert in Beuerberg

Von Wolfgang Schäl, Eurasburg

Es war eine gelungene Referenz an die Jahreszeit, mit dem junge polnische Musiker am Freitag ihr erstes von zwei Konzerten in der Gemeinde Eurasburg eröffneten: mit dem "Herbst" aus Antonio Vivaldis "Vier Jahreszeiten". Angetreten war auf Einladung des Arbeitskreises Deutsch-Polnischer Jugend- und Kulturaustausch eine Kammermusik-Formation, die sich aus 13 Mitgliedern des ansonsten 70-köpfigen Orchesters der Staatlichen Musikschule Rybnik zusammensetzte. Der Beuerberger Pfarrsaal war bis auf den letzten Platz besetzt.

Das mag daran gelegen haben, dass die Eurasburger die kulturellen Verbindungen mit Rybnik, die aus dem einstigen, vor mehr als drei Jahrzehnten gegründeten Polenhilfskreis hervorgegangen sind, intensiv pflegen, gewiss aber auch daran, dass mit Blick auf die bisherigen Auftritte der Polen mit einem Konzertereignis auf hohem Niveau zu rechnen war. Die Erwartung der Zuhörer wurde denn auch mehr als erfüllt. Garant dafür war insbesondere Orchesterleiter Adam Mokrus, der mit seinen Schülern - zehn junge Damen und zwei Musiker im Alter von 14 bis 20 Jahren - bis zuletzt im Pfarrsaal geprobt hatte und es verstand, mit seiner eigenen, atemberaubenden Virtuosität den Nachwuchs mitzureißen, ihm dank seiner gelassenen Autorität aber auch die nötige Sicherheit zu geben. Kongenial am Cembalo begleitet wurde das Orchester durch den preisgekrönten Pianisten Artur Hes, der wie Mokrus längst international auftritt. Unauffällig und mitten im konzentriert agierenden Nachwuchs wirkte Romana Kuczera mit, die Rektorin der Rybniker Musikschule.

Die "Vier Jahreszeiten", in denen Vivaldi im "Herbst"-Teil ein feuchtfröhliches Erntedankfest tänzerisch-anmutig in Szene setzt, war ganz im Sinne des Publikums, ebenso wie das folgende Programm, das geprägt war von Werken der romantischen Musikliteratur: Franz Schuberts zart durch den Raum schwebendes "Ständchen" (D. 957 Nr. 4), Robert Schumanns lyrische "Träumerei" (op. 15 Nr. 7), Johannes Brahms' leichtfüßiger "Ungarischer Tanz" und Camille Saint-Saëns' "Rondo capriccioso" (op. 28), das mit technischen Schwierigkeiten nur so gespickt ist.

Es sind Stücke mit hohem Wiedererkennungswert, allesamt wurden sie mit sicherer, sensibler Bogenführung, vollem, warmem Klang, beeindruckender klanglicher Transparenz und viel Temperament umgesetzt.

Ergänzend dazu traten die Sängerinnen der Gruppe "Saitenwind" mit einem bayerisch angehauchten Kontrastprogramm vor das Beuerberger Publikum, eine Mixtur, die musikalisch und optisch etwas gewöhnungsbedürftig war. Hier die schwarz gewandeten Musiker, dort die Sängerinnen im Dirndl, die begleitet von Flöte, zwei Gitarren und Geige, Besinnliches ("Diese Welt ist uns gegeben, wir sind alle Gäste hier...") und Heiteres ("Satt und blau ist der Himmi, satt und blau san a mir...") aus ihrem Repertoire vortrugen. Immerhin fanden sich der bayerisch timbrierte Chor und das polnische Orchester am Ende zu einem instrumental untermalten Lied zusammen: "Halte mich geborgen, fest in deiner starken Hand" war es überschrieben und wurde freundlich aufgenommen.

Die am Ende vom begeisterten Publikum geforderten Zugaben galten allerdings Artur Mokrus. Vom Stuhl gerissen durch Saint-Saëns'"Rondo capriccioso" forderten die Gäste stürmisch zwei Nachschläge, und Mokrus ließ sich nicht lange bitten - er zog mit den "Meditationen" aus der Oper "Thaïs" von Jules Massenet und dem "Csárdás" von Vittorio Monti noch einmal alle Register seines Könnens. Schön zu hören und zu sehen, dass der Kulturaustausch zwischen dem großen Rybnik und dem kleinen Eurasburg solche aufregenden Ereignisse möglich macht.

© SZ vom 12.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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