Eurasburg:Immense Motivation

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Abschlusskonzert der "Beuerberger Streichertage"

Von Sabine Näher, Eurasburg

Zum fünfzehnten Mal haben sie heuer stattgefunden, zum zweiten Mal unter der Leitung von Daniela Wabnitz: Die "Beuerberger Streichertage" haben sich etabliert und müssen nicht lange nach Bewerbern für den dreitägigen Kurs suchen. "Wir haben zwar einen Aufruf auf unserer Website, aber die meisten Teilnehmer werden über Mund-zu-Mund-Propaganda auf uns aufmerksam. Mittlerweile hat sich eine richtige Tradition entwickelt", erzählt Wabnitz. Und wer einmal dabei war, möchte im nächsten Jahr sowieso wieder kommen.

40 Kinder und Jugendliche von neun bis neunzehn Jahren erarbeiten in nur drei Tagen ein volles Konzertprogramm für Streichorchester, eine reife Leistung sogar für Berufsmusiker, umso mehr für die jungen Teilnehmer. Deren immense Motivation macht so manchen Kenntnis- und Erfahrungsmangel wett. "Und die Großen, die schon länger dabei sind, helfen den Kleinen, sich einzufinden. Wenn ich bedenke, wie viel Mühe man sonst oft hat im Unterricht: Hier funktioniert's von alleine", freut sich Wabnitz, die viele Jahre Lehrerfahrung in Geige, Bratsche, Kammermusik und Orchester an der Musikschule hat. Sie lobt die "Superstimmung" und die "hervorragende Laune bei der Arbeit". Diese sei ja ohnehin "das Wesentliche" bei den Streichertagen, das Konzert jetzt nur noch so ein i-Tüpfelchen.

Im Beuerberger Pfarrheim haben sich am Sonntagnachmittag bei drückender Schwüle zahlreiche Geschwister, Eltern und Großeltern eingefunden, um das Arbeitsergebnis der Kinder zu erleben und ihm die gebührende Anerkennung und Bewunderung zollen zu können. In schwarzer Hose und weinrotem Shirt steht Wabnitz leger und elegant vor dem Orchester, das sie mit ruhigen, sparsamen Gesten leitet, beschränkt auf das, was zur Koordination wirklich nötig ist. Zum Einstieg gibt es einen Bach-Choral mit schönem, satten Klang. Es folgt "Summa" von Arvo Pärt, das einzige zeitgenössische Werk des Programms, das die jungen Musiker ganz souverän meistern: breitflächige Klänge, mit dickem Pinselstrich gemalt.

Seine erste Sinfonie schrieb Wolfgang Amadeus Mozart, der vom Vater als "Wunderkind" durch die europäischen Lande geführt wurde, in noch jüngerem Alter als dem der Orchestermusiker. Das Allegro beginnt mit einem fröhlich jubelnden Thema, das jugendlichen Schwung verbreitet. Das Andante bringt eine mit schweren Schritten schreitende Basslinie und wirkt geheimnisvoll-bedrohlich. Befreiend darauf das abschließende Presto mit weit ausholenden, schwingenden Klängen. Es folgt die zweite Bearbeitung eines Bachschen Vokalwerkes, nämlich der Arie "Mein gläubiges Herze" aus der Kantate BWV 68. Ob solche Bearbeitungen angesichts der übergroßen Fülle an originaler Streicherliteratur sein müssen, sei dahin gestellt.

Zum ersten Satz aus Haydns Cellokonzert C-Dur besteigt nun Leon Karpf das eigens errichtete Solistenpodium. Mit schöner Phrasierung, eleganter Tongebung und einer souveränen Kadenz wird er seiner Rolle bestens gerecht; auch das begleitende Orchester läuft zu voller Form auf. Wie es für den (erfolgreichen) Solisten eines Orchesterkonzertes üblich ist, gibt Leon Karpf eine Zugabe. Leicht macht er es sich dabei nicht, indem er ein Prélude aus einer Bach-Suite wählt, doch jubelnder Beifall bestätigt seine Wahl.

Zum letzten Programmpunkt gibt es noch einen Umbau, weil getanzt werden soll und dazu ein Podium hinter dem Orchester gebraucht wird. Der Aufwand lohnt: Eine Mazurka und eine Polonaise aus der bayerischen Notenkiste sorgen für den stimmungsvollen Beschluss. Eine gut ausgetüftelte Choreografie nutzt den wenigen freien Raum im Beuerberger Pfarrheim optimal aus; unter dem Klatschen und Johlen der Zuschauer drehen die Tanzpaare ihre Runden.

Danach wird mit großen Sonnenblumen allen Beteiligten gedankt: den kleinen (und wenigen großen) Musikern, dem Solisten, der Dirigentin - aber auch den Helfern, die für die nicht unwichtige Verpflegung sowie die Übernachtungsmöglichkeiten auswärtiger Teilnehmer sorgen. Alle strahlen! Und draußen donnert's.

© SZ vom 21.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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