Erweiterung geplant:Mehr als Honig

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Auf der Rückseite des Lehrbienenstands in Buchberg soll so angebaut werden, dass dort 80 statt bisher 40 Besucher Platz finden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Lehrbienenstand der Geretsrieder Imker baut wegen großer Nachfrage aus

Von Veronika Ellecosta, Geretsried

Den Bienen ist an diesem Maimorgen kalt. Nur einige Wenige wagen den Flug ins Freie, manche purzeln benommen aus dem Kasten auf die Wiese. Auf der Wildwiese im Garten des Imkervereins Geretsried finden sie noch nicht genügend Nahrung, erklärt Susanne Karner. Die Biologin führt seit zwei Jahren Schulklassen durch den Lehrbienenstand in Buchberg. Mehr als 400 Schüler und Schülerinnen lotst sie jährlich durch den Garten mit Honigbienenständen und den Schulungsraum, spricht über die Biene und die Umwelt und wie die Biene die Umwelt retten kann. Seit seinem Bau 1986 können im Lehrbienenstand außerdem Aufbau- und Grundkurse für die Imkerei belegt und Vorträge besucht werden. Heute, mehr als 30 Jahre später, platzt der Lehrbienenstand aus seinen Nähten.

Immer mehr Interessenten melden sich für die Kurse an, innerhalb der vergangenen 15 Jahre hat sich die Mitgliederzahl des Vereins von 100 auf 200 verdoppelt. Karner selbst musste zu Beginn ihres Imkerdaseins ein Jahr auf die Teilnahme am Grundkurs warten, weil der für Mai mit 40 Teilnehmenden schon im Februar ausgebucht war. Die künftigen Imker kommen aus benachbarten Landkreisen genauso wie aus München, Landsberg am Lech und Holzkirchen - denn auch dort sind Imkerkurse überfüllt. Deshalb soll das Gebäude in Buchberg, eine solide Holzhütte, vergrößert werden.

Hinter dem Haus sind bereits die Grube ausgehoben und Erdreich weggeschoben worden, mit Winterbeginn will man den Bau abgeschlossen haben. Der erweiterte Schulungsraum soll bis zu 80 Personen Platz bieten. Der Fortschritt hängt maßgeblich von Spenden ab: Ungefähr 70 000 Euro soll die Erweiterung kosten, noch klafft eine Finanzierungslücke von 55 000 Euro.

Vor 30 Jahren, erzählt Günther Schwartz vom Imkerverein Geretsried, waren Imker Männer, die sich vor allem für den wirtschaftlichen Aspekt interessierten. Das habe sich stark verändert. Im vergangenen Grundkurs hätten zur Hälfte Frauen gesessen. Heutzutage sei auch die wirtschaftliche Rentabilität in den Hintergrund gerückt, den Imkerinnen und Imkern gehe es überwiegend um Naturschutz. Bienen bestäubten verschiedenste Pflanzen und trügen so zur Erhaltung des Ökosystems bei, so Karner. Der Schutz der Artenvielfalt sei inzwischen für viele der Grund, sich mit Imkerei zu befassen. "Die Menschen spüren, dass sich unsere Lebensweise ändern muss. Die Folgen der Umweltverschmutzung machen sich bemerkbar. Die Leute merken, dass es weniger Insekten gibt, dadurch gehen auch Vögel und Eidechsen zurück, und so nimmt das Ganze seinen Lauf", sagt Karner.

Was man als Einzelner zum Artenschutz beitragen kann, spiele nun für viele eine Rolle, sagt Karner. So habe das auch bei ihr selbst begonnen. In ihrem Garten stand ein Apfelbaum ohne Blüte. Sie haben hin und herüberlegt und sei zum Entschluss gekommen: Die Biene muss her.

Aber auch ohne Bienenstand, so Karner, lasse sich ein Garten so gestalten, dass er eine Oase für Wildbienen biete. Mit dem größeren Schulungsraum wären für die Biologin Vorträge für Gartenbesitzer denkbar, die ohne Zucht den Wildbienenbestand im eigenen Garten erhalten und fördern wollen. Ein wildbienenfreundlicher Garten sei schließlich im Interesse aller.

Der Imkerverein Geretsried braucht Spenden, um die Erweiterung des Lehrbienenstands in Buchberg zu finanzieren. Konto: Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen, IBAN: DE 20 700 543 06 00 11 24 96 04

© SZ vom 16.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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