Erste Vorstellung am neuen Spielort:Landei in der Kaminstub'n

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Durch die flache Bühne haben die Künstler direkten Kontakt zum Publikum. Martin Frank, der erste Künstler am neuen Spielort, kam damit gut zurecht. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der junge niederbayerische Kabarettist Martin Frank tritt als erster Künstler auf der neuen Bühne der Kleinkunstinitiative auf. Das Publikum ist von beidem sehr angetan.

Von Lea Utz, Lenggries

Fünf, sechs Jahre ist es her, dass Sabine Pfister auf Youtube ein Video entdeckte. Ein junger Kerl trug da seine Pointen vor, "unbandig natürlich und sympathisch. Da war relativ schnell klar, dass wir den zu uns holen wollen." Seit diesem ersten Auftritt hat sich bei beiden viel getan: Ein junger Kerl ist Martin Frank mit 24 Jahren zwar immer noch, doch inzwischen gilt der mehrfach ausgezeichnete Niederbayer als eines der vielversprechendsten Nachwuchstalente der Kabarettszene. Seinen Job als Standesbeamter in der niederbayerischen Einöde hat er gekündigt, um in München sein Glück an der Schauspielschule zu versuchen. Und auch bei Pfisters "KleinKunst & Kultur" (KKK) gab es Veränderungen, unter anderem mehrere Umzüge. Nun ist die Bühne zurück nach Lenggries, in die "Kamin-Stub'n" des Arabella Brauneck Hotels, gezogen.

An der Theke vorbei geht es in einen gemütlichen, holzvertäfelten Raum, in dem sich dicht an dicht rund 70 Stühle in einem angedeuteten Rund um die Bühne reihen. "Wir sind sehr glücklich hier", sagt Pfister. Mit dem Hotelteam, das bei den Veranstaltungen Getränke und kleine Gerichte anbietet, habe man einen "idealen gastronomischen Partner" gefunden.

Als im Frühjahr die Idee reifte, die "Kamin-Stub'n" zur neuen Heimat des KKK zu machen, gab es dort noch viel zu tun: Der Raum musste zum Teil umgebaut werden, auch die Bühne fehlte noch. Davon ist inzwischen nichts mehr zu sehen. Die obligatorischen Künstler-Fotos schmücken wieder die hölzernen Wände und eine niedrige Bühne, ganz nah am Publikum, bildet das Herzstück der Stube.

Eine Bühne, die am Freitagabend wie gemacht war für den ersten Gast des KKK im neuen Haus. Denn Martin Frank ist einer, der nicht nur vor, sondern auch mit dem Publikum spielt - im tiefsten Niederbayrisch und mit einer Spielfreude, die nur so aus ihm herauszusprudeln scheint. "Geh mit Gott, Martin, aber geh!", hatte die Oma ihm auf dem heimischen Bauernhof mit auf den Weg gegeben, als er sich nach München aufmachte.

Von seinen Erlebnissen als naives Landei in der Großstadt, einem Leben zwischen zwei Welten, handelt sein zweites Solo-Programm "Alles ein bisschen anders". Frank erzählt anekdotisch von einer missglückten Integration, die an dem Tag beginnt, als er am Marienplatz mit einem fröhlichen "Grüß Gott beinand!" in die U-Bahn steigt. Denn er muss schnell feststellen, dass die von der Oma streng anerzogene bayrische Höflichkeit in der Metropole zu Missverständnissen führen kann.

Die Münchner Schickeria nimmt Frank dabei ebenso aufs Korn wie Jutebeutel, Selfies und Skinny Jeans. Das Absurde in den kleinen, alltäglichen Dingen bringt er mit gekonnter Naivität ans Licht - ohne allzu weit in die Tiefe zu gehen. "Ich will Sie ja gar nicht mit gesellschaftskritischen Sachen belästigen", sagt Frank selbst. Seine Stärke ist das Kurzweilige, vorgetragen mit komödiantischem Talent - und einem Trumpf im Ärmel: Mit herrlich übertriebenem Pathos singt Frank immer wieder Ausschnitte aus klassischen Opern, die er mit abgewandelten Texten geschickt ins Programm einflicht.

Um ein guter Kabarettist zu werden, hat ihm jemand gesagt, brauche es zehn Jahre. Was Martin Frank schon jetzt anbietet, macht neugierig auf die Zukunft. Auch das Publikum in der ausverkauften Kamin-Stub'n war angetan - und freute sich wie Stammgast Monika Wiedemann vor allem über eines: "Wir sind froh, dass das KKK wieder hier bei uns in Lenggries ist."

© SZ vom 26.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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