Eröffnung am Samstag:Endlich Herr im eigenen Gasthaus

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Daniela und Manfred Schmidmaier haben den Alten Wirth in Gelting gekauft. Er soll neben ihrem Catering-Angebot für Kindergärten, Schulen und Firmen zum zweiten Standbein werden

Von Peter Buchholtz, Geretsried

"Es ist soweit". In altdeutschen Lettern prangt der Hinweis neben der Eingangstür des Alten Wirths. Bis zum 6. April haben Daniela und Manfred Schmidmaier in der Obersendlinger Schmankerlküche 500 bis 650 Mahlzeiten täglich gekocht. Am 7. April haben sie die Zelte in München abgebrochen und Mobiliar, Küche und Geräte in den Alten Wirth in Gelting verfrachtet. Seit eineinhalb Wochen werden hier die Gerichte für Kindergärten, Schulen und Firmen im Münchner Süden zubereitet - aufgrund der Schulferien derzeit noch nicht in vollem Umfang. Ab diesem Samstag, 22. April, öffnen die Eheleute Schmidmaier freitags, samstags und sonntags für die Hungrigen aus Gelting und der Umgebung. Die können es offenbar kaum erwarten: "Jeden Tag rütteln hier 20 Leute an der Tür, rufen an, wollen Tische bestellen oder ihren Geburtstag feiern", sagt Manfred Schmidmaier, sichtlich erstaunt über die große Nachfrage.

Den Alten Wirth haben sie in den vergangenen drei Monaten herausgeputzt; mit neuen Polsterbezügen im Sonnenstüberl, zusätzlicher Küche im Untergeschoss und einer behindertengerechten Toilette direkt neben dem Eingang, dort, wo sich früher die Rezeption befand. Der geräumige Hauptraum, das Augustinerstüberl, hat den alten Charme behalten. Vorhänge und Lampenschirme sind blau-weiß gestreift, wie zu den Zeiten, bevor der Alte Wirth im Mai 2016 schließen musste. "Das ist nicht der Neue, sondern der Alte Wirth und immer noch ein Landgasthof", sagt Daniela Schmidmaier. Die 43-Jährige ist nicht nur Küchenmeisterin, sondern auch gelernte Steuerfachangestellte. Auch die Theke gegenüber der Eingangstür ist die alte geblieben - glänzt aber mit den Augen der drei Schmidmaiers um die Wette. Auch der kleine Max, neun Jahre alt, will im Betrieb mithelfen, "am liebsten am Schank", wie er sagt. Trotz des vorhandenen Sinns für Nostalgie hat das Ehepaar viel aussortiert - die Plastikblumen durch echte Pflanzen ersetzt, die üppige Dekoration reduziert. Nun strahlen Augustiner-, Sonnen- und Kaminstüberl in frischen Farbkompositionen, obwohl vieles von der alten Einrichtung übernommen wurde. "In den drei Monaten, die wir hier arbeiten, haben wir sicher die Hälfte der Zeit mit Putzen verbracht", sagt Manfred Schmidmaier. Aus dem Elisabethstüberl, angelehnt an die ehemalige Wirtin Elisabeth Neumeier, wurde das König-Ludwig-Stüberl, inklusive einer Büste des Monarchen.

Daniela, Max und Manfred Schmidmaier sind die Neuen im Alten Wirth. (Foto: Hartmut Pöstges)

Seit vier Jahren hätten sie nach einem passenden Gasthof gesucht, sagen Schmidmaiers. Durch Zufall seien sie über die Anzeige zum Alten Wirth gestolpert. Zum Preis sagt Daniela Schmidmaier nur, dass "man in München dafür kein Haus kriegt." Mit den 1500 Quadratmetern Nutzungsfläche hätten sie sich einen Traum erfüllt und seien endlich von Pächtern zu Eigentümern geworden. "Jetzt machen wir das für uns, niemand kann einen Vertrag beenden", sagt Manfred Schmidmaier. Der Alte Wirth soll sich zu einem zweiten Standbein entwickeln. In den kommenden Monaten und Jahren muss aber noch viel in den Landgasthof investiert werden. Für die Gästezimmer im Obergeschoss haben sie eine Nutzungsänderung beantragt - dort sollen mittelfristig Wohnungen entstehen. Der Brandschutz wurde schon mit schweren Metalltüren in den Treppenhäusern auf den neuesten Stand gebracht.

Im Erdgeschoss warten nun 200 Plätze im Innenbereich darauf, gefüllt zu werden. Sobald die letzten frostigen Tage überwunden sind, bietet der Biergarten bis zu 150 Sitzplätze. Hinter dem Gasthof soll es neben einer zusätzlichen Zapfanlage auch einen Grill mit Spezialitäten von der Metzgerei Reßl aus Benediktbeuern geben.

Nicht nur in der Küche, auch bei der Auswahl ihrer Lieferanten achten die beiden auf Qualität und Zuverlässigkeit. "Wir verbinden altmodische Qualität mit Hightech-Ausrüstung", beschreibt Manfred Schmidmaier den Ansatz. Der 50-Jährige hat neben seiner Ausbildung zum Küchenmeister einen Abschluss als technischer Betriebswirt. So kommt es, dass 500 Schnitzel zwar von Hand geklopft, danach aber innerhalb von eineinhalb Stunden mit Hilfe von 30 000 Watt im Fett schwimmend herausgebacken werden. Neben den acht Helfern in der Küche arbeiten sechs weitere im Service, zwei Fahrer liefern täglich die Speisen an die Kindergärten und Schulen aus.

Im König-Ludwig-Stüberl steht eine Büste des Kini. (Foto: Hartmut Pöstges)

Besonderen Wert legen Daniela und Manfred Schmidmaier sowohl bei ihren Essenslieferungen als auch in ihrem Restaurant auf eine chemiefreie Küche. Die Salatdressings werden selbst angerührt, Soßen und Brühen über Nacht aus frischen Zutaten ohne Zusatzstoffe vorgekocht. Auf der Tageskarte findet sich am Eröffnungstag bunt Gemischtes: Räucherlachstarte sowie Bärlauchcremesuppe zur Vorspeise, Fleischpflanzerl, Spargel oder Farfalle mit Avocado, Tomaten und frischem Koriander zur Hauptspeise. Auch die ständige Karte klingt nach einem soliden Potpourri aus bayerischer Hausmannskost und moderner Küche: Schweinekrustenbraten, Wallerfilet, einige vegetarische Gerichte und Brotzeiten stehen darauf. Gezapft werden Augustiner Helles und König Ludwig Weißbier, auf der Weinkarte finden sich Riesling und Rotwein aus der Toskana.

Landgasthof Alter Wirth, Buchberger Straße 4, Freitag und Samstag von 10.30 bis 22 Uhr, Sonntag von 10.30 bis 21 Uhr. Telefon 08171/3879110

© SZ vom 22.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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