Energiewirtschaft in Wolfratshausen:Wärme für vier Gebäude

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Eine zentrale, überwiegend mit Pellets betriebene Heizanlage soll künftig Stadtarchiv, Heilerzieherschule, Hort und Kita versorgen - und Wolfratshausen 100 Tonnen Co₂ im Jahr einsparen. Kritik gibt es im Stadtrat allerdings am geplanten, gasbetriebenen Blockheizkraftwerk

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die ehemalige Landwirtschaftsschule in Wolfratshausen ist mittlerweile zu einer Art Bildungszentrum geworden: Die Gebäude beherbergen die Schule für Heilerziehungspflege, das Stadtarchiv im Altbau und einen Kinderhort, seit vergangenem Jahr ergänzt die neue Kindertagesstätte an der Ludwig-Thoma-Straße den Komplex. Nun sollen alle vier städtischen Liegenschaften eine gemeinsame, energieeffiziente Heizzentrale bekommen. Wie sie aussehen soll, hat Christian Schuhmacher vom beauftragten Tölzer Ingenieurbüro Schuhmacher & André am Mittwoch im Bauausschuss den Stadträten erstmals vorgestellt. Die überwiegend mit Holzpellets betriebene Anlage kann ihm zufolge etwa 100 Tonnen CO₂ pro Jahr einsparen.

"Die Stadt würde mit der Umsetzung dieses Projekts als kommunaler Bauherr mit gutem Beispiel vorangehen und im Rahmen der Energiewende ein öffentlich wirksames Zeichen setzen", heißt es in der Vorlage zur Sitzung. Der Stadtrat hatte im Februar 580 000 Euro im laufenden Haushalt für die Heizzentrale bewilligt. Wie Schuhmacher erklärte, brauche der Kita-Neubau eine den neuesten Energie-Standards entsprechende Heizung. Das derzeit noch an die Heizanlage von Hort und HEP-Schule angeschlossene Gebäude sollte einmal mit einem zentralen Biomasse-Heizwerk vernetzt werden, das für die Sanierung und Erweiterung der Hammerschmiedschule im Raum stand, vom Stadtrat jedoch verworfen wurde.

Die zentrale Heizanlage soll nach Entwurfsplan aus einem Blockheizkraftwerk (BHKW) und zwei Pelleterzeugern bestehen und im vorhandenen Heizungsraum im Keller des Horts untergebracht werden, der über eine Außentreppe erreichbar ist. Die beiden Pelletkessel sollen 71 Prozent der Wärme liefern, das mit Gas betriebene BHKW den Rest. Es soll laut Schuhmachers Plan die Grundlast sichern, sowie mit überschüssiger Wärme Strom für HEP-Schule und Hort erzeugen und damit der Kommune Geld sparen. Überschüssiger Strom würde ins Netz eingespeist. Aus alten Rechnungen hat das Ingenieurbüro einen Gesamtenergiebedarf von 550 000 Kilowattstunden im Jahr für die vier Gebäude errechnet und eine tatsächliche Kesselleistung von 295 Kilowatt für die Anlage eingeplant. Die Gesamtkosten liegen laut Schätzung bei 459 000 Euro.

Etwa 81 Tonnen Holzpellets würden in den Kesseln pro Jahr verheizt, sagte der Ingenieur. Das entspreche drei bis vier Lkw-Zügen. Das Pelletlager soll zwischen 15 und 20 Quadratmeter groß werden und 25 Tonnen fassen. Etwa 400 Kilogramm Asche fielen pro Jahr an. Diese müsse in einem Stahlbehälter gesammelt und entsorgt werden.

Die Stadträte verfolgten Schuhmanns Vortrag mit Interesse, nicht alle waren jedoch mit dem gasbetriebenen BHKW einverstanden. "Ich finde die Lösung nicht perfekt", sagte Richard Kugler (Wolfratshauser Liste). Ein BHKW laufe praktisch rund um die Uhr, produziere viel unnötige Wärme und sei "ökologisch betrachtet Blödsinn". Ähnlich sah es Rudi Seibt (Grüne). Schuhmacher argumentierte mit der wirtschaftlich reizvollen Stromerzeugung. Die von den Kritikern als Alternative vorgeschlagene Solarthermie liefere nur bei gutem Wetter Wärme. Zudem werde derzeit geprüft, ob auf dem Dach des Horts eine Photovoltaikanlage möglich sei.

Die endgültige Ausführung der Heizzentrale ist also noch nicht in Stein gemeißelt. Nun muss eine Wirtschaftlichkeitsberechnung zeigen, ob die Dimensionen stimmen. Dann gehen die Pläne noch einmal in den Stadtrat, bevor eine Ausschreibung erfolgen kann.

© SZ vom 09.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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