Ende eines Lebensabschnittes und Neubeginn:Selbstbewusst in die Zukunft

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463 Absolventen der Fach- und der Berufsoberschule werden in Bad Tölz verabschiedet - dazu sind gleich zwei Feiern nötig. Auch die bayernweit beste FOS-Abiturientin Marion Thaler erhält ihr Zeugnis

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Auf der Bühne im Tölzer Kurhaus stehen mehrere hohe Plastikboxen auf dem Tisch, bis unter den Deckel angefüllt mit Zeugnissen. Gut eine Stunde dauert es am Freitagvormittag, bis sich die bunten Behälter geleert haben und jeder von den 300 Absolventen der 12. Klassen an der Staatlichen Fachoberschule sein Abiturzeugnis in der Hand hält. Dann ist Mittagspause. Am Nachmittag sind die Boxen wieder fast voll. Diesmal geht es etwas schneller, an der Reihe sind nun 104 Zwölftklässler der Berufsoberschule und 59 Abiturienten aus den 13. Klassen der BOS und FOS. Insgesamt 463 Abiturienten also, dazu viele Lehrkräfte, Eltern und Verwandte - wenn die beiden Schulen ihre Schlusszeugnisse verteilen, sind gleich zwei Durchgänge notwendig. Schulleiterin Maria-Anna Grimm muss ihre Abschiedsrede denn auch zwei Mal halten. Zweimal ermuntert sie die jungen Leute, die Freiheit nach dem Schulabschluss zu nutzen, um Neues zu wagen. Zwei Mal ruft sie ihnen zu: "Was auch immer Sie tun, tun Sie es selbstbewusst, denn Sie sind gut." Ansonsten beschränkt sie sich auf Statistik. 362 Schülerinnen und Schüler schafften heuer das Fachabitur, noch einmal 57 legten das fachgebundene Abitur ab, wovon 32 die allgemeine Hochschulreife erlangten. Der Notendurchschnitt betrug insgesamt 2,73, was für Grimm "ein hervorragendes Ergebnis" ist. Die Beste jener 43 Schulabgänger, die eine Eins vor dem Komma haben, ist Marion Thaler. Mit einer glatten 1,0 ist die Abiturientin (FOS, 12. Klasse, Ausbildungsrichtung Sozialwesen) aber nicht bloß an ihrer Schule, sondern bayernweit das Nonplusultra. Das hat die Landeselternvereinigung der Fachoberschulen Bayerns ermittelt. Thaler habe die beste Note von allen 116 Fachoberschulen im Freistaat, sagt Vorsitzender Ludwig Findler, der früher dem Elternbeirat der Tölzer FOS vorstand. "Ich bin stolz, dass ich diesen Preis das erste Mal an meiner Stammschule verteilen darf", sagt er.

Außer Thaler dürfen auch andere auf die Bühne. Die Jahrgangsbesten der FOS sind ansonsten Janina Sieper (12. Klasse, Technik) mit einer 1,8 im Abi-Zeugnis, Theresa Obermaier (12., Wirtschaft), mit 1,5, Rabea Klaar (13., Technik) mit 1,9 und Daniel Gießing (13., Sozialwesen) mit 1,7. An der BOS liegen Johanna Stoib (12., Technik) mit 1,4, Tobias Gsinn (12., Technik) mit 1,4, Marlene Lang (12., Wirtschaft) mit 1,8, Peter Gerg (13., Technik) mit 1,7 und Cornelia Schelshorn (13., Wirtschaft) mit 1,4 an der Spitze.

Zwei Mal muss auch Klaus Koch ans Rednerpult. Er warnt die Absolventen davor, mit Blick auf Kriege, Flüchtlinge oder Griechenland-Krise in eine Untergangsdepression zu verfallen, die ihn selbst einst als Schulabgänger zu Zeiten des Waldsterbens geplagt habe. "Sie haben einen Blumenstrauß von Möglichkeiten in Ihrer Hand", sagt der stellvertretende Landrat (Grüne) und greift gleich noch zu einer anderen Metapher: "Sie sind in einem Bahnhof, in dem stündlich Züge in alle Richtungen abfahren." Außerdem fordert er die Abiturienten auf, sich in die Politik einzumischen, wählen zu gehen und für Schwächere dazu sein. Bundestagsabgeordneter Alexander Radwan (CSU) kommt am Freitag ebenfalls als wiederkehrender Gast ins Kurhaus und empfiehlt den jungen Zuhörern ein Praktikum oder eine Ausbildung im Ausland. "Leben Sie Europa", sagt er. "Nutzen Sie die Chance, Erfahrungen in einem anderen Land zu sammeln." Die Welt verändere sich permanent, da sei die Bereitschaft nötig, "diesen Wandel mitzugehen". Dazu ermuntert auch der Vorsitzende des Elternbeirats, Alfred Klose. Die Absolventen müssten "alle global player" werden. Er riet ihnen, nicht bloß die beliebtesten Ausbildungsberufe im Blick zu haben, sondern flexibel zu sein: "Tretet nicht in die Fußspuren von anderen, denn wer in die Fußspuren anderer tritt, kann nicht überholen." Den Schulalltag dekliniert Sara Klose von der Schülermitverwaltung von A bis Z durch - von A wie Aufregung vor dem Abi über D wie Durchhalten und H wie einen hilfreichen Hausmeister bis hin zum XY in Mathematikaufgaben. Das C behält sie Chaoten vor, wovon jede Klasse einen habe. "Und das ist gut so."

© SZ vom 11.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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