Emotionaler Abschied:Kritisch, energisch und engagiert

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Seit 2014 saß Robert Paintinger für die CSU im Tölzer Stadtrat. Wegen einer schweren Erkrankung und seines Umzugs nach Landshut musste er sein Mandat nun niederlegen. Der Abschied fiel dem Unternehmer sichtlich schwer. (Foto: oh)

Robert Paintinger scheidet mit Wehmut aus dem Tölzer Stadtrat

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Es war ein ungewöhnlich emotionaler Abschied. "Ich gehe sehr schwer", sagte Robert Paintinger (CSU) am Dienstagabend im Tölzer Stadtrat. Dann versagte ihm die Stimme. Übers Gesicht liefen ihm Tränen, als er seine Sachen zusammenpackte und den Sitzungssaal verließ. Kurz drehte er sich nochmals um, winkte und schloss die Tür hinter sich. Bürgermeister Josef Janker (CSU) hatte Paintinger zuvor als einen "besonnenen Stadtrat" gewürdigt, "der aber stets nachdrücklich mit Themen befasst war". Als Nachfolger wurde Karsten Bauer vereidigt.

Paintinger war 2008 erstmals in den Stadtrat gewählt worden. Der Unternehmer hatte sein Mandat jedoch 2011 wegen beruflicher Überlastung niederlegen müssen. 2014 schaffte er abermals den Sprung ins Gremium. Nun zwingt ihn eine schwere Darmerkrankung zum Aufhören. Mehr noch: Er musste auch sein Privatleben umkrempeln und wohnt seit Anfang September in Landshut. Die Krankheit sei "nicht tödlich, aber äußerst unangenehm", sagte er. "Was ich erfahren habe, ist eine Demütigung des Geistes durch den Körper."

In seiner Abschiedsrede bezeichnete sich Paintinger selbst als politischen Menschen. "Ich habe das geliebt, da herin", sagte er über die Arbeit im Stadtrat. Der sei schließlich "die Basis der Demokratie", mehr als der Bundestag oder die Landesparlamente. Ausdrücklich beklagte Paintinger die Radikalisierung der Positionen im Streit um den Bürgerentscheid Bichler Hof. Der Bauunternehmer Hubert Hörmann sei alles andere als ein gewissenloser Baulöwe, die Initiatoren des Bürgerbegehrens seien in einem anonymen Faltblatt schlecht behandelt worden. Paintinger äußerte den Wunsch, dass all dies vorbei sei, wenn sich der Pulverdampf verzogen habe. Josef Steigenberger (CSU) attestierte dem scheidenden Fraktionskollegen, dass er "sehr kritisch, energisch und engagiert", dabei aber immer verlässlich gewesen sei.

Den Sitz von Paintinger im Bauausschuss des Stadtrats übernimmt Ingo Mehner. Nachrücker Karsten Bauer gehörte anstelle von Mehner künftig dem Haupt- und Finanzausschuss an. In der Baumschutzkommission wird Paintinger von Anton Mayer ersetzt. Karsten Bauer ist seit 2015 auch Kreisgeschäftsführer der CSU. Dem 51-Jährigen wünschte Bürgermeister Janker viel Erfolg: "Sie treten ein in einen Kreis von engagierten und zielorientiert arbeitenden Stadträtinnen und Stadträten."

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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