Einwohner  haben das Wort:Vorausblicken und nachkarteln

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Die Zufahrt ins neue Wohngebiet auf der Zwickerwiese (rechts) soll über die Heißstraße erfolgen. Die Anwohner wehren sich dagegen. (Foto: Manfred Neubauer)

In der Tölzer Bürgerversammlung erläutert der Bürgermeister die wichtigsten Projekte, Bürger indes üben Kritik

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Josef Janker (CSU) gehört nicht zu den Rathauschefs, die ausschweifende Reden schwingen. Auch in Bürgerversammlungen fasst er sich eher kurz, anders als manche Amtskollegen im Landkreis, die fast zwei Stunden für ihren Jahresbericht benötigen. Nach nur 30 Minuten war der Tölzer Bürgermeister am Donnerstag im Pfarrheim Franzmühle am Ende seines Rechenschaftsberichts angelangt. Sein Resümee: "Wir haben die Weichen gestellt und Projekte benannt für das nächste Jahrzehnt, sogar über die Amtszeit des neuen Stadtrats hinaus." In den Wortmeldungen der etwa 80 Teilnehmer ging es unter anderem um das Wohnbaugebiet Hintersberg II, um Radwege und um den Kurpark.

In einem verbalen Parforceritt erläuterte Janker alle wichtigen Projekte in Bad Tölz. Als da wären: der Bau günstiger Wohnungen an der Königsdorfer Straße und auf der Zwickerwiese, die Umgestaltung der Jahnschule mitsamt einem viergruppigen Kindergarten, die neue Sportanlage in Farchet für die Capricorns American Football, die Schönheitskur für das Altstadtteil Gries, die Neugestaltung des Bürgergartens und des Taubenloch-Parks, die modernen WC-Anlagen, viele Straßenbaumaßnahmen. Was das Josefistift betrifft, kündigte Janker an, dass das Gutachten zum Umbau des Altenheims am jetzigen Standort an der Bahnhofstraße am 28. Mai im Stadtrat vorgestellt werde.

Aus einem neuen Hotel wurde dagegen nichts. "Bislang waren unsere Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt", räumte der Bürgermeister ein. Das Vorhaben des österreichischen Investors Arcus an der Arzbacher Straße zerschlug sich, ein 80-Betten-Haus am Bichler Hof scheiterte voriges Jahr an einem Bürgerbegehren. In seinem Jahresrückblick im Dezember im Stadtrat hatte sich Janker jeglichen Kommentar dazu verkniffen, was ihm den Vorwurf einbrachte, sein Report habe "Lücken" gezeigt. Deshalb kartelte der Bürgermeister nun nach: Der Initiative gegen ein Hotel an der Arzbacher Straße hielt er vor, dass sie dort nicht bloß ein Hotel, sondern jede Bebauung verhindern wollte. Und zum Bürgerbegehren Bichler Hof erklärte er: "Das Ja dazu hat rein gar nichts für Bad Tölz gewonnen."

Deutliche Kritik an der Stadt beim Wohnbauprojekt Hintersberg II übte Ines Bösmeier. Auf ihr zwölfseitiges Dossier mit einem Alternativplan für die Bebauung der Zwickerwiese habe die Bürgerinitiative Hintersberg keinerlei Antwort der Stadt erhalten. "Es wird lediglich auf Rechtsanwaltsschreiben reagiert", sagte sie. Dies fänden die Anwohner der Heißstraße und der Ludwig-Thoma-Straße "sehr traurig". Zudem verlangte Bösmeier Einblick in diverse Gutachten zu dem Bauprojekt. Heimatforscher Martin Hake zeigte sich zwar erfreut, dass ein Teil des geplanten Thomas-Mann-Wegs an der Heißstraße vorbeiführt. Umso mehr wäre dort "ein wesentlich erhöhter Autoverkehr kontraproduktiv", sagte er. Das Dossier sei in der Tat noch nicht beantwortet, sagte Bauamtsleiter Christian Fürstberger. Aber es sei auch erst vor drei Wochen im Rathaus eingegangen. Janker sekundierte: "Wenn Sie einen Rechtsanwalt beauftragen, dann ist von uns auch mit dem zu kommunizieren." Fürstberger zufolge liegen bisher eine artenschutzrechtliche Prüfung und ein Verkehrsgutachten vor, das eine Zunahme von lediglich 203 Pkw pro Tag auf der Heißstraße prognostiziert. Eine alternative Route ins neue Wohngebiet werde von der Stadt nicht geplant, sagte er.

Eva Irle missfiel, dass die Stadt eine "unsägliche Kneippanlage" im Kurpark errichten möchte. "Ich habe Angst, dass sie ähnlich wie der Bürgergarten vernachlässigt wird." Überhaupt mache der Kurpark - von den Blumenrabatten abgesehen - einen verwilderten Eindruck. Kurdirektorin Brita Hohenreiter erwiderte, dass der Kneippgarten den Kurpark aufwerte und an die Angebote im benachbarten Vitalzentrum angebunden werden solle. Natürlich werde das Becken gepflegt, sagte sie.

Brigitte Klitzing, die im Seniorenheim "Haus am Park" wohnt, forderte einen Radweg vom Kurviertel zum Bahnhof, ähnlich äußerte sich Anselm von Huene. Erhard Krieger hätte gerne ein neues Bushäuschen an der Lettenholzstraße. Fürstberger versprach, beides zu prüfen. Über uneinsichtige Hundehalter, die ihre Vierbeiner im Kurpark frei laufen lassen oder den Kot rund um die Akeleistraße nicht entsorgen, beschwerten sich Boris Wieck und Erhard Weixler.

© SZ vom 13.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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