"Ein turbulentes Jahr":Sturm und Käfer schädigen Stadtwald

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Der Tölzer Revierförster und sein Team müssen viele Bäume fällen - vor allem am Blomberg

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Immer wenn Max Leutenbauer vor die Stadträte tritt, taucht ein Aspekt von Bad Tölz auf, der ansonsten kaum einmal Erwähnung findet: Die Kurstadt ist Waldbesitzer, und zwar ein nicht gerade kleiner. Rund 350 Hektar Wald gehören der Kommune am Blomberg und im Ortsteil Farchet. Voriges Jahr wurden dort etliche Bäume beschädigt. Durch den Sturm "Niklas", der im März tobte und Stämme knickte, durch den Borkenkäfer, der im Spätsommer auftrat. Revierförster Leutenbauer und die beiden städtischen Waldarbeiter waren 2015 deshalb vor allem mit dem Beseitigen von Schadholz beschäftigt. "Es war ein turbulentes Jahr", resümierte Leutenbauer im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats.

Vorgesehen war fürs vergangene Jahr ein Holzeinschlag von 2620 Festmetern. Am Ende waren es mit 3647 gut 1000 mehr. Die städtischen Arbeiter fällten 1101 Festmeter, die sogenannten Selbstwerber - Firmen und Privatleute, die Brennholz brauchen - kamen auf 2546 Festmeter. Für die Stadt ergab sich aus dem Verkauf eine Gesamteinnahme von rund 185 000 Euro. "Der Preiseinbruch durch den Sturm Niklas hat uns nicht betroffen", berichtete der Revierförster.

Fertiggestellt wurde im Vorjahr der Neubau des Pfannenholzweges mitsamt Lagerplatz am Friedhofsberg im Stadtteil Farchet. Die Kosten dafür belaufen sich auf etwa 24 200 Euro. Der Großteil davon wird über Fördermittel des Freistaats abgedeckt, der Stadt bleiben lediglich Ausgaben von rund 6000 Euro. Am Blomberg entdeckte Leutenbauer viele Bäume, die Schäden an der Rinde infolge von Fäulnis zeigen. Neben der Sessellift-Trasse habe man deshalb einen weiteren Meter Sicherheitsabstand eingeschlagen, berichtete der Revierförster. "Heuer werden wir dort eher Zurückhaltung üben."

Wegen des Sturms mussten die beiden Waldarbeiter der Stadt ihren Urlaub verschieben. Leutenbauer bezeichnete es als "große Leistung", dass sie alleine 1100 Festmeter Schadholz fällten. Jeder von ihnen habe 1428 Stunden im Stadtwald gearbeitet. Hinzu kamen 205 Stunden für andere Einsätze, beispielsweise für das Aufstellen des Weihnachtsbaums auf dem Christkindlmarkt, den Winterdienst, das Reparieren von Geländern oder das Herrichten von Wanderwegen. Für dieses Jahr sollen Waldpflege und Anpflanzungen wieder mehr in der Vordergrund rücken, die 2015 zu kurz kamen. Der Revierförster befürchtet allerdings, dass der Borkenkäfer auch heuer im Spätsommer auftreten wird, dann allerdings massiv. "Wir werden uns in der zweiten Jahreshälfte dann zu größeren Maßnahmen entschließen."

Stadtrat Anton Mayer (CSU) war der Bericht zu grob geschnitzt. Ausdrücklich lobte er die Waldarbeiter als Spezialisten, "das sind wirklich qualifizierte und fleißige, sehr gute Leute". Der Statistik des Revierförsters zufolge hätten sie jedoch nur ein Kubikmeter Holz in der Stunde geschlagen, was "kein besonders gutes Zeugnis" für sie sei, monierte Mayer. Das Zahlenwerk sei "nicht ausreichend" differenziert. So seien die Fällungen nicht nach Baumarten aufgeschlüsselt, auch gehe aus dem Bericht nicht hervor, wie viel Holz in diesem Jahr geschlagen werden soll. "Das vermisse ich sehr." Leutenbauer versprach, die Arbeitsstunden der Waldarbeiter künftig anders zu erfassen und eine detailliertere Statistik vorzulegen. Diese Aufgliederung sei nicht immer einfach, weil am Blomberg zum Beispiel ein durchgehendes Arbeiten kaum möglich ist. "Da laufen viele Leute herum, der Besucherverkehr wird mehr und mehr." Er wolle die Statistik aber "nicht hinfrisieren".

Andere Stadträte äußerten sich verwundert über Mayers Kritik. "Was soll man da noch aufführen?", hakte Ludwig Janker (CSU) nach. "Vielleicht noch, wo die Bäume einzeln gestanden, wo sie in Gruppen gestanden haben, wo sie einzeln geerntet, wo sie in Gruppen zu zehn geerntet wurden?" Franz Mayer-Schwendner (Grüne) hält einen tiefenschärferen Bericht ebenfalls für unnötig. "Mir reicht es so", erklärte er. Und Richard Hoch (Grüne) meinte, man sollte "den Aufwand für die Statistik nicht verfünffachen".

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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