Ein Konzert zum Träumen:Klassentreffen mit "Balloon Pilot"

Lesezeit: 2 min

Matze Brustmann (vorn), Christian Radojewsky (Gitarre), Jacob Foord (Bass), Andi Haberl (Schlagzeug) und Tobi Koark-Haberl (Keyboard und Gesang) sind "Balloon Pilot". (Foto: Hartmut Pöstges)

Am Freitagabend hat die Band im Geltinger "Hinterhalt ihr neues Album vorgestellt`. Die meisten Fans sind gute Bekannte

Von Julie Heiland, Geretsried

Balloon Pilot - einen treffenderen Bandnamen hätten die fünf Musiker aus dem Landkreis wohl nicht wählen können. Ihre Musik lädt wahrlich dazu ein, die Augen zu schließen, abzuheben und sich auf eine melancholisch schöne Reise zu begeben. Zum Beispiel am vergangenen Freitagabend im Geltinger "Hinterhalt": Das Konzert war ausverkauft.

"Blankets" heißt das neue und dritte Album der Band, bestehend aus Sänger Matze Brustmann, Andreas Haberl, Tobias Koark-Haberl, Jacob Foord und Christian Radojewski. Irgendwo zwischen Indie-Folk und Rock mäandert ihr Stil, aber die Band will sich ohnehin nicht in eine Schublade schieben lassen. "Ich mag Genres gar nicht so gern", sagt Brustmann. "Die Leute sollen sich unsere Musik anhören und dann selbst entscheiden, was sie sich darunter vorstellen können."

Vielleicht ist genau das der Zauber ihrer Musik. Jeder Song scheint aus den Herzen der fünf Musiker zu kommen, und dennoch lassen ihre Lieder dem Zuhörer Raum, eigene Gefühle hineinzulegen. So konzentriert die Musiker auf der Bühne sind, so versunken ist das Publikum. Es befindet sich auf Ballonfahrt. Geleitet von der sanften, warmen Stimme Brustmanns streift es durch weitgehend ruhige Gesangslüfte, schwebt über die sanften Weiten der Gitarrenmusik. Dann und wann brechen die schimmernden Keyboard-Wolken auf und E-Gitarren-Sonnenlicht erhellt die Hügel und Täler. Auch ein paar stürmische Rock-Winde ziehen vorbei. So wie das Leben spielt. Hie und da sagt Brustmann etwas zu einem Lied, nie mehr als zwei, drei Sätze. So habe er "You'll be a part of mine" wie im Rausch geschrieben, als er erfahren habe, dass er Vater werde. In "Light headed" äußert er sich auch mal politisch.

Der Großteil der anwesenden Fans begleitet die Band schon seit ihren Anfängen. "Ich fühle mich wie auf einem Klassentreffen", sagt Brustmann. Auch mit dem "Hinterhalt" ist die Band fest verbunden. Assunta Tammelleo, Wirtin der Kleinkunstbühne, erinnert sich an die Anfänge der Band. "Andi Haberl habe ich hier schon Schlagzeug spielen hören, da war er erst elf Jahre alt." Inzwischen sei es Tradition, dass Balloon Pilot hier zwischen Weihnachten und Silvester auftreten.

Erscheinen wird das neue Album im Januar auf CD und sogar Vinyl, eingespielt in einer ehemaligen Glashütte im Bayerischen Wald. Um die Kosten einzudämmen, hat der Frontmann aus Ammerland ein Kickstarter-Projekt initiiert. So schwebend die Musik von Balloon Pilot ist, so bodenständig sind die fünf Bandmitglieder. Deutlich spürbar ist: Sie leben für die Musik. Verdient ist der tosende Applaus am Ende des Konzerts. Nach einer Zugabe heißt es gute Nacht, der Ballon ist wieder gelandet. Dankbar und selig zieht das Publikum nach Hause. Ja, Balloon Pilot hätte keinen treffenderen Bandnamen auswählen können.

© SZ vom 31.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: