Ein Dauerproblem in Münsing:Im Schlamm versunken

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Mähboote, Karpfen, Bagger: Die Gemeinde hat schon viele Versuche unternommen, den Degerndorfer Weiher von der Schlickmasse zu befreien. Alternativen sind schwierig und dürften teuer werden

Von Benjamin Engel, Münsing

So idyllisch der Degerndorfer Weiher mit seinen Schilf- und Wiesenrändern auch scheinen mag, so droht er doch regelrecht zu verlanden. Im Untergrund hat sich inzwischen so viel Schlamm angesammelt, dass das Gewässer am südlichen Zulauf bei länger ausbleibenden Niederschlägen zur Laichzeit trocken fällt. Weil sich die Wasserpflanzen so explosionsartig vermehren, ist es kaum noch möglich zu fischen und die Angelschnur vom Ufer aus einzuholen. Bislang ist die Gemeinde daran gescheitert, eine zufriedenstellende Lösung zu finden, um den problematischen Schlamm aus dem Weiher nachhaltig loszuwerden. Der jüngste Vorschlag eines Ingenieurbüros, einen Saugroboter einzusetzen, hätte 940 000 Euro gekostet - viel zu teuer aus Sicht der Kommune.

Nun sind aus Sicht der Verwaltung alternative Ansätze gefragt. Wirklich zufriedenstellend ist bislang aber nichts. Deswegen ist eine endgültige Entscheidung in der jüngsten Gemeinderatssitzung wieder vertagt worden. Von einer völlig ungelösten Gesamtsituation sprach dort Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler). "Wir müssen ehrlich sagen, dass wir eine Baustelle übernommen haben - und kein Badegewässer." Das sei der Kommune auch bewusst gewesen, als sie das Gewässer vor sechs Jahren von den Brüdern Bierbichler gekauft habe. Der Preis war mit 7000 Euro überschaubar. Problematisch ist vor allem, dass der Degerndorfer Weiher am Ende einer ganzen Kette von ursprünglich für das Beuerberger Kloster zur Fischzucht angelegten Gewässern ist. So hat sich dort über viele Jahrzehnte der meiste Schlamm angelagert. Über natürliche Abläufe ist diese Masse nicht herauszubringen. Der Lüßbach ist selbst so zugewachsen, dass er laut Grasl vor Verschlammung geschützt werden muss.

Wie ein Batzpudding

Vergeblich hat die Kommune so manches unternommen, um den Schlamm aus dem Weiher loszuwerden. So lieh man zweimal ein Mähboot und entfernte den Bewuchs. Ein Fachmann für Fischzucht setzte Karpfen ein, doch die Tiere konnten gegen die Pflanzen kaum etwas ausrichten. Versuche, den Schlamm auszubaggern, mussten wieder abgebrochen werden. 2019 wurde das Gewässer an den Fischereiverein Ammerland verpachtet, der sich auch um den südlicheren Sonderhamer Weiher kümmert. Die Mitglieder kontrollieren den Wasserstand und mähen die Uferbereiche aus. Damit lässt sich das Schlammproblem allerdings nicht lösen. Die Anläufe, den Weiher trocken zu legen und den Schlamm auszubaggern, seien auch daran gescheitert, dass die Masse viel zu nass sei, sagte Simon Berger (Einigkeit Degerndorf). Viele unterirdische Quellen speisten das Gewässer. Der Schlamm sei faktisch wie ein Batzpudding. Trotzdem müsse zügig etwas unternommen werden. Womöglich sei die wegen der Kosten verworfene Nassentnahme am Ende sogar die günstigste Lösung.

Ob nicht biologische Abbau-Methoden möglich seien, wenn es sich um organischen Schlamm handele, wollte Matthias Richter-Turtur (Grüne) wissen. Doch Bürgermeister Grasl verneinte das. "Ohne mechanische Entnahme wird es nicht gehen." Dass der Weiher seit Jahren keine Badewasserqualität mehr habe, wie Anwohner monierten, stimme zwar. Doch die Kommune habe das Gewässer bereits in diesem Zustand übernommen. Mit einem Ingenieurbüro, der Naturschutzbehörde und weiteren Fachleute sei man um Lösungen bemüht. Wichtig sei aber auch, die Kosten einzugrenzen, da Steuergelder sparsam eingesetzt werden müssten.

In Zwiespalt kommt die Kommune auch mit dem Wasserwirtschaftsamt. Die Behörde fordert eigentlich den Wasserstand abzusenken, um besseren Hochwasserschutz zu gewährleisten. Das gehe aber nicht, weil sonst Fische verenden und das Gewässer ökologisch umkippen könne, sagte Bürgermeister Grasl. Zudem könne im Biotop am westlichen Ufer nicht eingegriffen werden.

Eine Ursache dafür, dass der Weiher so stark verschlammt, erklärte sich Christine Mair (Grüne) damit, dass zu viele Nährstoffe aus der Landwirtschaft vom Ufer in das Gewässer gespült würden. "Es gibt Kulturlandschaftsprogramme, wo die Eigentümer Geld kriegen, wenn sie Uferstreifen von der Bewirtschaftung freihalten."

© SZ vom 22.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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