Eigentümerwechsel:Lenggries kauft Kasernen-Areal

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Für knapp fünf Millionen erwirbt die Gemeinde die Fläche, auf der Camp Woodward hätte entstehen sollen. Womöglich wird es künftig doch für Sport genutzt

Von Alexandra Vecchiato, Lenggries

Jugendliche aus aller Welt sollten in Camp Woodward nach amerikanischem Vorbild beste Trainingsmöglichkeiten für Skaten, BMX-Fahren und andere Trendsportarten finden. Was vor fünf Jahren nach einem perfekten Projekt für die Gemeinde Lenggries klang, wird es nun doch nicht geben. Stattdessen hat die Gemeinde das 12,3 Hektar große Areal von Action Sports für 4,95 Millionen Euro gekauft. Lenggries will sich mit diesem Schritt vor allem die Entwicklung der Fläche vorbehalten, hat aber auch eine große Herausforderung vor sich.

2010 legte die Projektgesellschaft Action Sports für den Großteil der ehemaligen Prinz-Heinrich-Kaserne ein Konzept vor, dort Camp Woodward Europe (CWE) zu errichten. Doch realisiert wurde es nicht. Im Laufe des Jahres habe man von Verkaufsabsichten gehört, sagt Bürgermeister Werner Weindl (CSU). Ein Interessent, der auf dem Gelände ebenfalls ein Sportcamp plante, hatte sich im Rathaus gemeldet. Von anderen wisse man nur vom Hörensagen, erzählt Weindl.

Luftbild der ehemaligen Prinz-Heinrich-Kaserne Lenggries. (Foto: Manfred Neubauer)

Ein weiterer Interessent soll die Unterbringung von Asylbewerbern im großen Stil auf dem Areal vorgesehen haben. Das möchte die Kommune verhindern. "Da sprechen wie dann gleich von 1000 Flüchtlingen", sagt Weindl. Eine Anzahl, die die Gemeinde nicht verkraften könne. Man wolle sich der Unterbringung von Asylsuchenden dort nicht gänzlich verschließen, sagt Weindl. Das solle aber nur im Rahmen der Gemeindequote geschehen. Er rechnet damit, dass der Landkreis, der schon lange die seit 2003 leer stehende Kaserne im Visier hat, auf Lenggries zukommen werde.

Nach wie vor ist der Gemeinde wichtig, auf dem Areal keine dauerhafte Wohnnutzung zulassen zu müssen. Mit dem Kauf der gut zwölf Hektar habe man nun "die Hand drauf", sagt Weindl. Zu dem Gelände gehören vier Mannschaftsunterkünfte, die Küche, das Stabsgebäude, eine Turnhalle, ein Wartungs- und ein Werkstattgebäude, die Fahrzeughallen sowie der Sportplatz. Action Sports hat zwei Häuser behalten: den ehemaligen Lehrsaal, der als Büro genutzt wird, und das frühere Unteroffiziersheim, für das eine Baugenehmigung zur Nutzung als Gastronomie vorliegt.

12,3 Hektar umfasst das Areal (rot umrandet), das Lenggries nun entwickeln muss. Eine große Herausforderung, sagt Bürgermeister Werner Weindl. (Foto: Manfred Neubauer)

Im Gemeinderat sei der Kauf intensiv diskutiert worden, sagt der Bürgermeister. Denn ein Großteil der Gebäude steht unter Denkmalsschutz. Ferner gibt es Gutachten, dass die Häuser mit Schadstoffen wie Lindan, DDT und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet sind. Dennoch sei für den Gemeinderat klar gewesen, dass es besser sei, die Liegenschaft in eigenen Händen zu haben, sagt Weindl. Finanzieren wird die Kommune den Kauf über einen Kredit von der Grundstücksbeschaffungs-GmbH Bayerngrund, einer Tochter der Bayerischen Landesbank. Der Zinssatz sei sehr niedrig und eine Tilgung jederzeit möglich.

Von der Idee, auf dem Areal ein Sportcamp zu realisieren, will sich die Gemeinde noch nicht verabschieden. Für den Tourismus wäre das eine Riesenchance, sagt der Bürgermeister. Anfang kommenden Jahres wolle man mit jenem Kaufinteressenten das Gespräch suchen, der dort ein Sportcamp plante.

Vielleicht lasse sich etwas gemeinsam entwickeln, sagt Weindl. Wie diese Zusammenarbeit aussehen könnte, sei offen. "Da gibt es verschiedene Konstellationen, etwa das Areal zu vermieten, auf Erbpacht zur Verfügung zu stellen oder wieder zu verkaufen." Doch als erstes sollen Sportplatz und Turnhalle in Kooperation mit den örtlichen Vereinen wieder hergestellt werden. Die 400-Meter-Tartanbahn sei etwas Besonderes, was man nicht verkommen lassen sollte, sagt Weindl. Am 31. März geht der Besitz in die Hand der Gemeinde über. Bis dahin muss Action Sports die nicht genehmigten Nutzungen im Bereich der Fahrzeughallen und des Werkstattgebäudes beendet haben. Weindls Fazit: "Das Projekt wird eine langfristige, gewaltige Aufgabe."

© SZ vom 29.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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