Ehrenamtliche Retter:Von der handbetriebenen Pumpe zum Löschfahrzeug

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1894 gründeten 23 Einwohner die erste Feuerwehr in Sankt Heinrich. Nun können die Mitglieder am 15. September das 125-jährige Bestehen feiern. (Foto: Feuerwehr/oh)

Die Freiwillige Feuerwehr Sankt Heinrich feiert ihr 125-jähriges Bestehen. Die Ausrüstung war bis in die jüngste Zeit bescheiden

Von Benjamin Engel, Münsing

Der jüngste Feuerwehr-Kommandant im Landkreis war Bernhard Block aus Sankt Heinrich zum Amtsantritt 2014. Mit gerade einmal 22 Jahren hatte er den Posten übernommen. Die Löschausrüstung war damals aber alles andere als neuwertig. Die Einsatzkräfte aus Sankt Heinrich hatten nur einen Anhänger für eine Tragkraftspritze, den ein Bulldog zog. Noch bis 2017 mussten die Feuerwehrleute im Privatauto zu Einsätzen ausrücken. Erst Anfang 2017 bekamen sie das erste eigene Löschfahrzeug. "Wir waren fast Nostalgie", sagt der heute 27-jährige Block.

Zum 125-jährigen Bestehen der freiwilligen Feuerwehr in Sankt Heinrich in diesem Jahr hat sich also viel verändert. Derzeit bereitet Kommandant Block mit den örtlichen Feuerwehrleuten das Gründungsfest am Sonntag, 15. September, vor. Zu sehen sein soll dann auch die bis in die jüngste Zeit genutzte Löschpumpe samt Bulldog. "Um zu zeigen, wie wir bis 2016 ausgerückt sind", sagt Block.

In einer Chronik aus Sankt Heinrich ist schon im Jahr 1880 von einem Feuerwehrhaus mitten im Ort zu lesen. Erst 1894 gründeten 23 Einwohner allerdings die erste Feuerwehr in Sankt Heinrich. Dieses Datum nahmen die Einsatzkräfte zum Anlass, das 125-jährige Bestehen heuer zu feiern. Erster Kommandant war Anton Ehrenhofer. Vorsitzender des Feuerwehrvereins wurde damals Korbinian Glas.

Nur eine von Hand betriebene Pumpe hatten die Feuerwehrleute als erste Ausrüstung. Um im Notfall auszurücken, wurden Tiere vorgespannt. Als ein Blitzschlag die Kirche von Sankt Heinrich am 27. April 1902 in Brand setzte, konnten die Mitglieder nur Teile retten. Der Turm stürzte ein.

Zu den kleinsten Feuerwehren im Landkreis zählen die Sankt Heinricher. Der kleine Ort hatte bis zur Gebietsreform der 1970er Jahre zu Holzhausengehört. Als die selbständige Kommune Münsing angegliedert wurde, war Sankt Heinrich Randgebiet. "Wir sind nie so richtig ernst genommen worden", schildert Block. Die ortsansässigen Feuerwehrleute hätten mit ausgemusterten Geräten hantieren müssen. Zu Einsätzen ging es im Privatauto. Mehr als zwei bis drei Einsätze im Jahr habe es aber auch nicht gegeben, sagt Block.

Das hat sich in den jüngsten Jahren wesentlich gewandelt. Erst hat die Kommune ein neues Feuerwehrgerätehaus gebaut. Im alten war nur Platz für den Spritzenanhänger. 2017 finanzierte die Gemeinde ein Löschfahrzeug. Das hat laut Block auch einen Generationswechsel eingeleitet. Derzeit gibt es 32 Aktive in Sankt Heinrich, davon zwei Frauen. Zehn Feuerwehrleute sind erst um die 20 Jahre jung.

Meist müssen die Sankt Heinricher Feuerwehrleute heutzutage zu Verkehrsunfällen und wegen Sturmschäden ausrücken - und das wesentlich häufiger als früher. Mittlerweile seien die Einsatzkräfte zehn bis 15 Mal im Jahr gefordert, schildert Block. Vor allem auf der Zubringerstraße zur Garmischer Autobahn A 95 passiere ziemlich fiel. "Zwei- bis dreimal im Jahr haben wir schwere Verkehrsunfälle." Inzwischen sind insbesondere die örtlichen Einsatzkräfte mit der Ausbildung zum Atemschutzträger etwa bei den Kollegen aus Seeshaupt gefragt.

Die Feuerwehrleute aus der Nachbarkommune Seeshaupt sind zum Gründungsfest am Sonntag, 15. September, eingeladen. Die Sankt Heinricher wollten die Feier aber eher klein halten. Deshalb werden nur noch die vier Feuerwehren aus der Gemeinde Münsing sowie aus Icking und Dorfen, Iffeldorf und Beuerberg erwartet. Die DLRG Schäftlarn-Wolfratshausen soll kommen. Das Gründungsfest beginnt mit einem Gottesdienst in der Sankt Heinricher Kirche Mariä Himmelfahrt um 9.45 Uhr. Anschließend ziehen die Teilnehmer zum nahen Gerätehaus am nördlichen Ortsrand und feiern weiter.

Für die Recherche zur Historie der Feuerwehr konnte Block auf vollständige Unterlagen zurückgreifen. Alle Jahresprotokolle seit der Gründung sind erhalten. So machte Block eine überraschende Entdeckung, mit der sich der Familienkreis schließt. "Mein Urgroßvater war schon Kommandant Anfang des 20. Jahrhunderts." Heute freut sich Block, dass sich Alt und Jung bei der Sankt Heinricher Feuerwehr so gut ergänzen.

© SZ vom 13.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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