E-Tankstellen:Strom für die Straße

Lesezeit: 3 min

Aufgetankt: Der Tölzer Bürgermeister Josef Janker lädt sein privates Elektroauto an der neuen Stromtankstelle im Zentralparkhaus. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Bad Tölz hat die fünfte Ladestation für Elektroautos eröffnet. So viele gibt es in keiner anderen Stadt im Landkreis. Um die E-Mobilität voranzutreiben, sollen im Umland bald 20 weitere Säulen entstehen

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Früher war Josef Janker (CSU) in einem "Twizy" unterwegs. Das strombetriebene Dienstfahrzeug, das wie eine Kreuzung zwischen einem Smart und einem überdachten Motorrad aussieht, trug hinten überm Kennzeichen noch die Aufschrift "Janker". Das ist Vergangenheit. Weil es ihm zu mühselig wurde, sechs oder sieben Fahrten am Tag, die ihn über die Stadtgrenze hinaustrugen, immer gleich protokollieren zu müssen, kaufte sich der Bürgermeister ein privates Elektroauto - einen Renault Zoe. Mit ihm surrte er am Donnerstag leise in das Zentralparkhaus an der Bockschützstraße, wo die Stadtwerke Bad Tölz gleich an der Ausfahrt eine neue Stromtankstelle mit zwei Stellplätzen vorstellten. Das ist bereits die fünfte in der Kurstadt. "E-Mobilität passt zur Unternehmensstruktur der Stadtwerke hervorragend dazu", sagte Janker.

Bad Tölz ist damit Vorreiter. So viele Ladestationen hat keine andere Kommune im Landkreis, wo es momentan sechs weitere Tankmöglichkeiten für Elektrofahrzeuge gibt. Diese Zahl soll noch in diesem Jahr erheblich erhöht werden. "Wir planen 20 Ladesäulen im Umkreis von 30 Kilometern", sagte Christian Eichberger, Vertriebsleiter der Stadtwerke und Geschäftsführer der 17er Oberlandenergie GmbH, in der die Stadtwerke Tölz, Geretsried, Penzberg, Wolfratshausen sowie die Gemeindewerke Murnau zusammengeschlossen sind. Deshalb will Eichberger in den nächsten Monaten durch die Gemeinderäte touren, um für die Einrichtung solcher Tankstellen zu werben. "Wir müssen die Beschlüsse abwarten", sagte er. Josef Kellner, Vorstandsvorsitzender der Energiewende Oberland (EWO), ist da guten Mutes: "Die Tendenz unter den Bürgermeistern im Landkreis ist sehr positiv."

Noch sind Elektroautos eine Ausnahme auf den Straßen, aber ihre Zahl nimmt zu. Vor einem Jahr seien es 51 im Landkreis gewesen, zum 1. August nun bereits 99, berichtet Sabine Schmid, Pressesprecherin des Landratsamtes. "Das Manko ist: Wenn es keine Ladesäulen gibt, kauft keiner Elektroautos, der Hersteller bieten kaum Elektroautos an, solange es keine Ladesäulen gibt", sagt Kellner. Der strombetriebene Renault von Janker hat eine Reichweite von 240 Kilometern, das sind 130 mehr als im "Twizy". Mit der Ausstattung ist der Bürgermeister zufrieden. Navi, Klimaanlage, Heizung mittels Wärmepumpe - das sei "100 Prozent ein Auto", sagt er. Und vor allem: "Es ist begeisternd zum Fahren." Der Wagen kostet 21 000 Euro, mit Förderung und Herstellerrabatt nur 16 000 Euro, wie Josef Geisreiter junior vom Tölzer Autohaus Frimberger mitteilte. Für eine Hin- und Rückfahrt nach München reiche die Leistung locker.

Die neue Tankstelle im Zentralparkhaus hat eine Leistung von 22 Kilowatt, das Laden dauert ein bis drei Stunden. Zum Vergleich: An einer Steckdose mit drei Kilowatt muss man mit bis zu zwölf Stunden rechnen, an den Schnell-Ladestationen der Autobahnen mit 50 Kilowatt nur 20 bis 30 Minuten. Die kosten allerdings zwischen 30 000 und 35 000 Euro, jene in Tölz lediglich 8000 Euro. Wer sie nutzen möchte, muss sich anmelden, wird registriert und beim Tanken über Handy, eine spezielle Karte oder den Stecker des E-Autos identifiziert, wie Walter Huber, Leiter der Tölzer Stadtwerke, erklärte. Bis etwa Ende September ist das Stromabzapfen im Parkhaus kostenlos, danach muss bezahlt werden. Über eine Whats App-Gruppe (e-kwh) können sich die Fahrer überdies kundig machen, welche Ladesäulen gerade belegt sind. Das Auftanken dauert schließlich eine ganze Weile.

Josef Kellner von der EWO hofft, dass andere Verkehrsteilnehmer die beiden Stellplätze im Zentralparkhaus und vor anderen Zapfstationen freihalten. Er plädiert dafür, Falschparker dort ebenso zu sanktionieren wie auf Behinderten-Parkplätzen. Wenn die Energiewende 2030 erreicht werden solle, "müssen wir beim Verkehr wirklich angreifen", sagte er. Allerdings: Beim Verkehr selbst werde man "das Ziel sicher nicht schaffen".

Janker muss mit seinem Auto nicht ins Zentralparkhaus kurven. Er kann sein Auto daheim mit einer Wallbox betanken, die er für gut 600 Euro gekauft hat. "Ich habe eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach, wenn die noch 50 Prozent hat, lädt das damit schnell in einer Stunde auf 100 Prozent." Damit spart er sich auch die Parkgebühren. Denn die müssen E-Auto-Fahrer entrichten, wenn sie ihren Wagen an der neuen Tankstelle anschließen.

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: