Dorferneuerung:Sieben Handlungsfelder für einen Mittelpunkt

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Dietramszell greift die Pläne wieder auf. Der Entwurf soll im Sommer vorgestellt werden

Von Petra Schneider, Dietramszell

Noch im vorigen Jahr sah es so aus, als wäre die Dorferneuerung in der Gemeinde Dietramszell endgültig gestorben: Der Gemeinderat hatte das Projekt aus Kostengründen gestoppt - wieder einmal, denn Überlegungen, das Areal zwischen Rathaus und Kloster neu zu gestalten gibt es schon lange: Bereits im Jahr 2002 wurde ein Arbeitskreis gegründet, eine Fragebogenaktion gestartet, Bürgerversammlungen einberufen und ein Leitbild erstellt.

Wegen Turnhallen-Neubauplänen auf der Angerwiese, die nicht verwirklicht wurden, stoppte das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) die Dorferneuerung im Jahr 2009. Im Zuge der geplanten Straßensanierung zwischen Obermühltal und dem Zeller Berg wurde sie wieder aufgegriffen. Wieder mit dem Rosenheimer Stadtplaner Rainer Heinz, der seit 13 Jahren mit dem Projekt befasst ist. Und immer noch mit den Bürgern, denen die Gestaltung ihrer Dorfmitte offenbar am Herzen liegt. Etwa 40 waren am Mittwoch in die Schulturnhalle gekommen, die mit Heinz und dem Münchner Landschaftsarchitekten Tobias Frauscher einen Abgleich mit früheren Planungszielen vornahmen. "Ich lade Sie ein, sich heute mächtig einzubringen", begrüßte Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (Bürgerliste Dietramszell) die Bürger. Und das taten sie: Diverse Ideen wurden in der fast dreistündigen Veranstaltung gesammelt, die engagiert und lösungsorientiert vorgebracht wurden.

In den vielen Vorplanungen haben sich sieben Handlungsfelder heraus kristallisiert: Kirchenvorplatz, die Einmündung Klosterschänke, Angerwiese, Richteranger und Rathaushof, Fußweg Kreuzbichl, Vorplatz Klosterschänke und Zeller Bach. Wie sich in vielen Wortbeiträgen zeigte, ist für die Bürger die Lösung des Verkehrs- und Parkproblems vorrangig: Denn an Schultagen, an Kirchsonntagen, bei Konzerten und Veranstaltungen herrsche Chaos, hieß es: Auf dem Kiesgrubenparkplatz stünden Vormittags mehrere Busse, der Waldparkplatz sei von Lehrern der Montessorischule belegt, Lastwagen könnte wegen der Enge der Straße nur auf dem Schulparkplatz wenden. "Wildes Parken" vor der Klosterschänke sei die Folge, zudem seien die Gehsteige zu schmal und die Verbindung zum Parkplatz beim Pfarrhof schlecht. Geschwindigkeitsdämpfende Maßnahmen müssten bei der Sanierung der Straße berücksichtigt und eine zweite Querungshilfe vom Straßenbauamt eingeplant werden. Ein Gehweg von Obermühltal bis zur Kirche und eine vernünftige Lösung für eine Busbucht für die Schüler sei dringend nötig. Zustimmung fand ein Vorschlag von Constanze Koop: Demnach sollte der Busausstieg zum Waldparkplatz verlegt werden, damit die Schüler rückwärtig in die Montessorischule kommen könnten und sich so das "Kuddelmuddel" an der Straße entzerre. Das Verkehrschaos könne man nur in den Griff bekommen, wenn man die Angerwiese befestigen und dort Parkmöglichkeiten schaffen würde, hieß es von mehreren Seiten. Frühere Planungen des Arbeitskreises sehen die Angerwiese als Zentrum mit Brunnen und Sitzgelegenheiten vor. Darüber herrschten am Mittwoch unterschiedliche Ansichten: Niemand gehe extra von Schönegg zum Kloster, weil da ein Brunnen und ein paar Bänke stünden, sagte Maria Puscher. "Verrennt euch nicht in die Idee, dass da ein Dorfplatz entsteht". Auch ein anderer Bürger warnte vor "künstlich gestalteten Plätzen", die viel Geld kosteten, aber von den Bürgern oft nicht angenommen würden, wie das Beispiel "Neuer Platz" in Geretsried zeige. Dietramszell brauche einen Mittelpunkt wie jedes Dorf, meinten andere. Und warum solle der nicht beim Kloster sein? Planer Heinz schlug vor, einen Weg durch die Angerwiese anzulegen, damit Schüler nicht mehr an der Straße entlang gehen müssten. Er sieht den neuen Dorfplatz eher an der gegenüberliegenden Seite: Denn das Straßenbauamt will an der Abzweigung nach Holzkirchen einen der beiden Straßenäste schließen; das so entstehende Dreieck vor der Klosterschänke könnte zum Dorfmittelpunkt gestaltet werden.

Gegen einen Brunnen vor dem Kloster sprachen sich einige Bürger aus: "Bänke ja, aber kein neues Bauwerk, das den Blick auf das Kloster beschränkt", sagte Barbara Regul. Wichtig war den Bürgern eine naturnahe Umgestaltung des Zeller Bachs, der derzeit abschnittsweise kanalartig eingeschnitten, verrohrt oder zugewuchert ist. Der steile und schmale Fußweg zum Kreuzbichl könnte befestigt und mit Stufen und Handlauf besser begehbar gemacht werden. Auch eine öffentliche Toilette beim Kloster wurde zum wiederholten Mal gefordert.

Die Planer wollen die Ideen nun in einen Entwurf gießen, der in einer zweiten Bürgerversammlung im Sommer vorgestellt werden soll. Bis Jahresende muss laut Heinz ein Förderantrag beim ALE gestellt sein, damit im kommenden Jahr erste Maßnahmen umgesetzt werden könnten. Bis zu 60 Prozent Fördermittel könne die Gemeinde bekommen.

© SZ vom 28.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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