Diskussion in Icking:Gründe fürs Grüne

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Beatrice Wagner (Mitte) diskutierte mit Bürgern über Versiegelung. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Bund Naturschutz lehnt Zuzug und weitere Flächenversiegelung in Icking ab. Gefordert wird ein Gemeindeentwicklungsplan

Von Claudia Koestler, Icking

Einen vermehrten Zuzug nach Icking lehnen die Mitglieder und Freunde des Bundes Naturschutz (BN) ab. Sie wenden sich auch gegen eine damit einhergehende Vergrößerung der Isartalgemeinde durch weitere Bauprojekte. Sie fürchten die Flächenversiegelung, die das in der Gemeinde schon bestehende Problem der Überschwemmungen bei Starkregen verschärfen könnte. Dies betonten am Mittwochabend rund ein Dutzend Anwesende im Irschenhauser Rittergütl. Künftig wollen sie deshalb daran arbeiten, die Gemeinde für das Thema weiter zu sensibilisieren: "Wir wollen Gründe fürs Grüne geben", fasste Beatrice Wagner zusammen. Zudem wollen sie die Existenz und die Anwendung von Grünverordnungen prüfen.

"Wir sind alle so stolz auf unser schönes Land, aber es wird zunehmend zu einer Betonwüste", sagte Wagner zu Beginn der Versammlung. Deshalb fragte sie, ob sich in der Isartalgemeinde Baurecht nicht mit "Baumrecht" kombinieren ließe.

Es ist ein Konglomerat von Problemen, das in Icking immer wieder zu massiven Überschwemmungen führt: Zum einen verzeichnet die Gemeinde im Isartal seit Jahrzehnten regen Zuzug und damit Verdichtung und Versiegelung, zum anderen bewirken die Hanglage und häufiger werdende Starkregenereignisse, dass massenweise Wasser auf Grundstücke und Straßen gespült wird. Seit Jahren bemüht sich die Gemeinde deshalb um probate Lösungen.

Zwei Optionen stehen derzeit im Raum. Zum einen die zentrale Entwässerung mittels eines Regenwasserkanals, was allerdings einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten würde. Oder aber die dezentrale Entwässerung wird verbessert, was der Gemeinderat klar favorisiert. Dabei halten Anwohner selbst das Wasser in ihren Grundstücken zurück, zudem wird Straßenwasser in Mulden-Rigolen-Systemen aufgefangen und langsam abgeführt. Brigitte Helmreich, Lehrstuhlinhaberin für Siedlungswasserwirtschaft, hatte bei einem Bürger-Informationsabend bereits solche Möglichkeiten dargelegt. Und das Ingenieurbüro Heiko Sieker hatte Vorplanungen für die Straßen Angerl, Grainwinkel und Gert-Fröbe-Weg präsentiert.

Bäume und Sträucher seien nicht nur fürs Regenwassermanagement wichtig und deshalb zu erhalten - darin waren sich die Anwesenden einig. Doch der Wunsch nach kombiniertem "Bau- und Baumrecht" respektive einer Baumschutzverordnung werde Diskussionen verursachen, befürchtete Stephan von Zitzewitz, weil er wirtschaftliche Interessen von Bauherren tangiere. Zitzewitz lenkte den Fokus auf den Siedlungsdruck als Gefahr für das noch bestehende Grün. Diesem Druck sollte Icking nicht weiter nachgeben und "kein weiteres Bauland ausweisen". Eike Steinmetz sprach gar von einer Obergrenze für Zuzug. Er wolle als Isartalbewohner "es nicht auslöffeln, nur weil die Landeshauptstadt wachsen will". Was die Anwesenden zudem vermissten, war ein Gemeindeentwicklungsplan. Dieser sollte aber nicht als Plan für mehr Bauen verstanden werden, sondern als Ideensammlung und Vision, wie Icking in den kommenden Jahrzehnten aussehen soll.

© SZ vom 25.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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