Dietramszeller Sozialverein:Kontinuität für den Kitt der Kommune

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Waltraud Bauhof gibt den Vorsitz bei "Miteinander-Füreinander" ab, Margit Lätsch übernimmt

Von Petra Schneider, Dietramszell

Nachbarschaftshilfen, Asyl-Helferkreise, Seniorenprojekte - ehrenamtliche Vereine bilden den Kitt, der Gemeinden zusammenhält. Einer davon ist der Dietramszeller Sozialverein "Miteinander-Füreinander", der heuer sein zehnjähriges Jubiläum feiert. Gegründet wurde er von Waltraud Bauhof, einer gebürtigen Kölnerin, der Dietramszell Einiges zu verdanken hat: Sie organisierte 2013 unter dem Dach des Vereins den Asyl-Helferkreis, in dem sich 70 Bürger engagiert haben. Vor einem Jahr wurde dessen Arbeit offiziell beendet. Hauptaufgabe und Gründungsimpuls von "Miteinander-Füreinander" war und ist freilich der Bau einer Senioren-WG. Mehr als zehn Jahre kämpfte Bauhof für eine Wohnform in Dietramszell, in der ältere, auch demenzkranke Menschen möglichst selbstbestimmt leben können. Nach vielen Rückschlägen und juristischen Auseinandersetzungen mit den Nachbarn wächst das Projekt Am Kreuzfeld nun in die Höhe: Der Rohbau des linken Gebäudeteils steht, im rechten sind bereits Keller und Erdgeschoss gemauert. Spätestens im kommenden Jahr können die ersten Bewohner in das von der Maro GmbH als Genossenschaft realisierte Wohnprojekt einziehen. Die Pflege-WG ist das größte Vorhaben des Vereins mit derzeit 81 Mitgliedern, und es ist "Waltrauds Kind", wie Margit Lätsch bei der Mitgliederversammlung im Gasthof Peiß sagte. Dessen Fortgang werde sie auch weiterhin begleiten, aber nicht mehr als Vorsitzende; denn Bauhof hört auf. Ebenso ihre Stellvertreterin Erika Klein, Gründungsmitglied und treibende Kraft der "Nachbarschaftshilfe", in deren Rahmen im vorigen Jahr 520 Stunden geleistet wurden. "Ich werde heuer 79", begründete Bauhof ihre Entscheidung. Da sei es an der Zeit, Jüngeren Platz zu machen. "Frischer Wind tut gut, und ich bin nicht weg", betonte sie. Viel Lob und Dank gab es am Freitag für die beiden "Gründungsmütter". "Waltraud, Du bist ein Engel", sagte Hubert Hugel. "Du hast das so lange vorbildlich gemacht." Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD) verabschiedete die beiden Vorsitzenden mit einem "herzlichen Vergelt's Gott". Ob freilich "Engel" die richtige Bezeichnung für Bauhof sei, "weiß ich nicht genau", scherzte Gröbmaier. "Dafür hast Du zu viele Ecken und Kanten". Bauhof, die 2010 mit dem Deutschen Bürgerpreis und Ende vergangenen Jahres mit der Isar-Loisachmedaille des Landkreises ausgezeichnet wurde, habe mit der Gründung des Vereins in Dietramszell eine Lücke geschlossen. "Du schaust, dass sich die Starken um die Schwachen kümmern". Gleiches gelte für Klein, die eine Gabe habe zu erkennen, wer Hilfe brauche.

Das Ausscheiden der beiden Vorsitzenden bedeutet für den Verein eine Zäsur, aber keinen Bruch. Denn Nachfolgerinnen haben sich gefunden: Margit Lätsch, Gründungsmitglied und bisherige Schriftführerin, wird dem Verein künftig vorstehen. Die 63-Jährige wurde ebenso einstimmig gewählt wie ihre Stellvertreterin Susanne Ehegartner. Schwerpunkt des Vereins "ist und bleibt die Pflege-WG", sagte Lätsch. In den vergangenen zehn Jahren hat der Verein dafür 57 000 Euro an Rücklagen gebildet. Ein Ziel sei, dass die Bewohner in den Alltag der Gemeinde einbezogen würden. Dafür brauche es einen Raum, der als Treffpunkt und für gemeinsame Veranstaltungen mit Vereinen genutzt werden könne. Die Ausstattung mit Möbeln, Geschirr, Leinwand und Beamer will der Verein übernehmen und sich bei der Gestaltung des Innenhofs finanziell beteiligen. Dafür werden 30 000 Euro aus den Rückstellungen vorzeitig freigegeben.

Der Verein will sich künftig stärker um Kinder und Jugendliche kümmern. "Da ist mehr nötig und möglich", sagte Lätsch. Neben den bisher sieben Lesepatinnen will der Verein in Absprache mit der Sozialpädagogin der Grund- und Mittelschule zusätzliche Aufgaben übernehmen, etwa Schüler mit mangelnden Sprachkenntnissen fördern. Wegen des Kindergartenumbaus in Linden muss eine Gruppe ab Herbst vorübergehend ins Sportheim Lehards ausgelagert werden. Während der Umzugsphase will der Verein Unterstützung leisten, etwa Ausflüge für die Kleinen finanzieren. Der fast schon traditionelle Benefiz-Jazzfrühschoppen, der Gelder in die Kasse spült, findet heuer am 7. Juli statt. Denn der Verein bietet nicht nur Angebote wie Fahrdienste, Beweglichkeitstrainings für Ältere oder die Computer-Seniorengruppe, sondern hilft auch schnell und unbürokratisch in finanziellen Notlagen.

© SZ vom 18.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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