Dietramszell:Tracht drunter und drüber

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Jasbergler aus Baiernrain organisieren Gaufest mit 5000 Gästen

Von Petra Schneider, Dietramszell

Jakob Pertold ist froh, wenn es mit dem Aufbau endlich losgeht. Seit zwei Jahren organisiert der Vorsitzende des Trachtenvereins D'Jasbergler aus Baiernrain zusammen mit einer Organisationsmannschaft eine Mammutveranstaltung: Vom 27. bis 31. Juli findet in Baiernrain das jährliche Gaufest statt, zum ersten Mal seit über 100 Jahren wieder im Gemeindegebiet von Dietramszell. 5000 Trachtler haben sich angemeldet, die zum Festzug in das 200 Einwohner kleine Dorf kommen wollen.

Zwei Großzelte und ein kleineres Barzelt müssen aufgebaut, Bewirtung, Ausschank, Parkmöglichkeiten gesichert werden - eine logistische Herausforderung für das Dorf und die 25 Ehrenamtlichen vom Organisationsteam. Pertold wirkt dennoch gelassen. Die Aufgaben seien aufgeteilt worden, "und bei der Vorbereitung waren oft lustige Stunden dabei", sagt der Schreinermeister, der seit sechs Jahren Vorsitzender der Jasbergler ist. Die Mitglieder machen praktisch alles selbst, die Bewirtung und den Ausschank übernehmen zwei Wirte und ein Catering-Anbieter aus dem Trachtenverein.

Für die Musik in den Zelten haben sie fast nur Gruppen aus der Gemeinde verpflichtet: die Baiernrainer Blasmusik, die gleichzeitig ihr 70-jähriges Jubiläum feiert, die "Original-Isarwinkler" oder die "Isarkrainer". Das hält Pertold zufolge die Kosten im Zaum, die er auf etwa 100 000 Euro schätzt. Und die man hoffentlich über die Bewirtung wieder herein bekomme, wie er sagt. Der Gauverband zahle nur die Blasmusik beim Gaufest am Sonntag und die Bewirtung der Ehrengäste. Dass man Musikanten aus der Gegend verpflichtete, habe aber nicht nur finanzielle, sondern vor allem konzeptionelle Gründe: "Es war uns wichtig, dass wir Musikgruppen aus unseren Ortschaften holen", betont Pertold. Keine Brass Banda und keine Martina Schwarzmann, wie das die Eglinger gerade bei ihrem Gaufest gemacht haben. Eine Konkurrenz? "Nein", sagt Pertold, man habe die Eglinger eingeladen und umgekehrt. "So streng ist man da nicht."

Auch die Jasbergler haben sich für ihr Gaufest etwas Besonderes einfallen lassen: eine Unterwäschemodenschau "Tracht drunter und drüber". Zuerst sei das eine reine "Gaudi-Idee" gewesen, sagt Pertold, "aber dann sind wir doch irgendwie hängen geblieben." Eine Miesbacher Firma für Trachtenunterwäsche zeigt ihre Kollektion, als Models stellen sich Mitglieder der "Faschingsgarde Hausham" zur Verfügung. "Alles eine sehr dezente Sache", betont Pertold. Der Hutmachermeister Martin Wiesner vom Tegernsee sei für das "Drüber" zuständig, dazu gibt es Einlagen der Plattler, die jeweils vorführen, "wann man welches G'wand anhat". Denn der Erhalt der Trachten sei schließlich das vordringlichste Anliegen eines Gaufestes.

Vor dem Umzug am Sonntag gibt es deshalb eine Trachtenschau. Leute vom Gauverband begutachten, ob die jeweilige Traditionskleidung in Ordnung ist. Extremer Modeschmuck oder Turnschuhe, "das geht gar nicht." Die Jasbergler tragen graue Joppe, blaue Krawatte, Adlerflaum am Hut, grünes Gilet. Die Frauen blauen Rock, die Jüngeren Mieder, die Verheirateten den Schalk. Dass die Gaufeste in Egling und Baiernrain heuer zusammenfallen, sei reiner Zufall, sagt Pertold.

Die Organisation der Trachtenvereine ist kompliziert. Die Jasbergler gehören mit 54 anderen Vereinen zwischen Bayrischzell, Bad Aibling und der Jachenau zum Oberlandler Gau. Die Nachbargemeinde Egling wiederum ist Mitglied beim etwas kleineren Loisachgau. Wer das Gaufest ausrichten will, muss sich beim jeweiligen Verband bewerben. In seinem Dorf sei die Unterstützung groß, sagt Pertold. Zwei Drittel der Baiernrainer gehören zum Trachtenverein. Mit 430 Mitgliedern aus der Altgemeinde Baiernrain, zu der auch die Ortsteile Linden und Endlhausen gehören, sind die Jasbergler der stärkste Trachtenverein im Landkreis. "Die Stimmung ist auf jeden Fall gut."

© SZ vom 24.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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