Dietramszell:Süße Lieder vom bitteren Leben

Lesezeit: 2 min

Schwere Themen, leicht präsentiert: Uli Mauk (Mitte) mit Tochter Johanna und Leonhard Schwarz. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Uli Mauk zeigt sich in der Grabenmühle in Einöd als vielseitige Musikerin, vor allem aber als talentierte Erzählerin

Von Thekla Krausseneck, Dietramszell

Der Abend drohte düster und melancholisch zu werden: "Lieder vom Lieben und vom Sterben" hat Uli Mauk ihre erste CD genannt und sich damit ganz selbstbewusst der zwei großen Themen des Menschseins angenommen. Ihrem Konzert in der Einöder Grabenmühle schickte Mauk die Warnung voraus, dass es traurig losgehen werde, "und noch trauriger weiter". Eine augenzwinkernde Warnung, die jemandem, der Mauk nicht kennt, etwas geflunkert vorkommen mag.

Mauk verarbeitet schwergängige Themen auf federleichte Weise, reiht ganz und gar menschliche Geschichten neben süße Liebeslieder und Possen voll schwarzem Humor. Aus Gitarre, Geige, Bass und Tuba baut sie ein musikalisches Schiff, das sie mit ihren kleinen Erzählungen belädt und in die Welt hinausschickt. Wie viele Menschen sie mit ihrer Kunst schon erreicht hat, zeigt sich in der Grabenmühle allzu deutlich: In der ehemaligen Schreibstube der Kinderbuchautorin Sigrid Heuck sitzen gut 100 Besucher Knie an Knie, als Bühne dient ein kleiner, von Zuhörern frei gehaltener Bereich am Fenster, und für die Gäste in der ersten Reihe ist die Künstlerin nur eine Armlänge weit weg. So fühlt sich Mauks CD-Präsentation an wie ein Wohnzimmerkonzert im Kreis der Familie.

Fröhlich - da hat Mauk nicht geflunkert - geht das Konzert wirklich nicht los. "Wenn i a moi sterben muss, dann will i sterben in deine Arm", singt Mauk. Das sei ein Lied des 2015 verstorbenen Sängers Georg Danzer: "Wir hoffen, dass ihm dieser Wunsch in Erfüllung gegangen ist." In einem Herbstlied setzt sich die Melancholie fort. "Die Schatten kimma näher, du mogst nimmer", heißt es darin; auch der Mond nehme sich zu wichtig und "kommt jeden Abend viel zu früh". Wenn sie nicht gerade ihre Gitarre stimmt, streut Mauk Gedanken zwischen zwei Stücke. Etwa vergesse man zu leicht, dass die Sonne immer scheine, "ob es Tag oder Nacht ist, ob es einem gut oder schlecht geht".

Mauk ist nicht nur eine vielseitige Musikerin, sie ist vor allem auch eine gute Erzählerin. "Fast ein Liebeslied" heißt ihre Geschichte von der Frau, die von einem "Mann, der seinen Mann steht" träumt, aber nur Erwin bekommt. "Du wolltest einen, der was aushält . . . dich!" Weil sich das Happy End der fantasierenden Ehegattin nicht einstellt - der "schmalbrüstige" Erwin bleibt -, bietet Mauk gleich im Anschluss die Fortsetzung an ("Wollt ihr wissen, wie's weitergeht?"). Zuerst gibt es noch ein Gedicht zu hören über den Frühling, der die Sehnsucht nach Gartenzwergen weckt, die im Center jedoch schon komplett ausverkauft sind ("Die Lehre: Zwerge schon im Winter kaufen!"). Dieses Gedicht mündet in einen Rap über Erwin, der versehentlich einen Gartenzwerg seiner Frau fallen lässt: Aus den Scherben werden über Nacht tausend rote Hosen tragende Männchen, die gemeinsam "Atemlos durch die Nacht" singen, was Erwin endgültig um den Verstand bringt. Drei Jahre später, so Mauks Geschichte, sei Erwin weg, "und Kurt ist da, der manchmal mitsingt".

Begleitet wird Mauk von ihrer Tochter Johanna, die manchen Song mit ihrer hellen Stimme unterlegt, meist aber die Geige spielt und mit kleinen Zwischenspielen selbst unerwartet gewöhnlichen Liebesliedern wie "Bleib do" eine unvergessliche Note verleiht. Leonhard Schwarz setzt mit dem Bass und der Tuba Akzente. Der Abend endet mit einem etwas anderen Liebeslied, das zugleich eine Botschaft in sich birgt. "Wir werden vom Schicksal getrieben, am Ende steht nur der Verzicht", singt Mauk, "nur nicht aus Liebe weinen, es gibt auf Erden nicht nur den einen. Es gibt so viele auf der Welt, ich liebe ihn, der mir gefällt."

© SZ vom 04.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: