Dietramszell:Proteste unter Anwohnern

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Die Bürger äußern Bedenken wegen einer geplanten Flüchtlingsunterkunft.

Von Petra Schneider, Dietramszell

Die Unterbringung von Flüchtlingen gestaltet sich in der Gemeinde Dietramszell schwierig. Weil private Wohnungen und gemeindliche Liegenschaften nicht ausreichen, müssen Unterkünfte gebaut werden. Über die Standorte wird gestritten, und in den Ortsteilen flammen Konflikte um eine gerechte Verteilung auf. Auch in der Gemeinderatssitzung am Dienstag, zu der etwa 30 Zuhörer gekommen waren, haben Baiernrainer Bürger beklagt, dass in ihrem Ortsteil 30 Flüchtlinge einquartiert werden sollen. Es gebe nur selten Busverbindungen und keinen Laden, hieß es. Zudem werde befürchtet, dass womöglich 30 allein stehende Männer in dem Gebäude der Firma Wiedenbauer einquartiert würden. "Wir haben Bedenken, dass man dann unsere Kinder nicht mehr frei draußen herum laufen lassen kann", sagte etwa Anwohner Michael Edelmann.

Sie habe Verständnis für diese Sorgen, sagte Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD). In der momentanen Situation könne das Landratsamt aber auf fehlende Infrastruktur oder Verteilungsgerechtigkeit keine Rücksicht nehmen. "Es geht um ein Dach über dem Kopf für die Flüchtlinge." Und für die Gemeinde gehe es darum, eine Belegung der Turnhalle zu vermeiden.

Am Dienstag wurde lange diskutiert, die Ergebnisse waren allerdings überschaubar. Bereits in der Novembersitzung hatte sich der Gemeinderat auf Standorte am Bauhofgelände in Obermühltal und am Kolomanweg in Bairawies geeinigt. Eine Entscheidung, welche Unterkünfte dort gebaut werden sollen, wurde am Dienstag nicht gefällt. Die Verwaltung wurde lediglich beauftragt, die Bebauungsvarianten Container, Module oder Holzständerbauweise zu prüfen. Der Standort am Kiesgrubenparkplatz beim Kloster, der ebenfalls im November gebilligt worden war, wurde vorerst aus den Planungen genommen, weil man sich auf das Bauhofgelände konzentrieren will. Der Vorschlag von Josef Rothbauer (CSU), dass die Gemeinde dort selbst eine Halle bauen könnte, die zunächst für Flüchtlinge und anschließend als Bauhofgebäude genutzt werden könnte, wurde nicht zur Abstimmung gestellt. Gröbmaier sagte, das Landratsamt habe davon abgeraten, weil sich diese Möglichkeit nicht rechnen würde. Stattdessen empfehle die Behörde temporäre Gebäude, die entweder in Eigenregie oder von einem Investor gebaut, an das Landratsamt vermietet und nach einem Zeitraum von maximal zehn Jahren zurückgebaut werden müssten, sagte Gröbmaier.

Am Kolomanweg in Bairawies sollen nach Gemeinderatsbeschluss maximal 16 Menschen untergebracht werden, Container kommen dort nicht in Frage. Der Vorschlag von Michael Häsch (CSU) und Jakob Pertold (BLD), auf dem Grundstück einen Massivholzbau zu errichten, der später an Einheimische zu günstigen Konditionen vermietet werden könnte, wurde ebenfalls nicht in die Abstimmung mit einbezogen. Zunächst soll geprüft werden, ob der Bebauungsplan dort eine dauerhafte Wohnbebauung zulässt.

Dietramszell hinkt momentan der Quote hinterher: 88 Menschen müssten demnach heuer aufgenommen werden, abgeschlossene Mietverträge gibt es aber nur für 37. Derzeit leben 25 Flüchtlinge in der Gemeinde. Bis Ende 2016 wird Dietramszell voraussichtlich 214 Plätze bereitstellen müssen. Deshalb ist man froh über private Initiativen: Auf dem Gelände der Firma Penzkofer wird eine Halle für 50 Menschen gebaut, auf einem Grundstück der Familie von Schilcher in Gastwies eine Unterkunft für 16 Flüchtlinge. Mit dem alten Schulhaus in Linden, wo zehn Menschen unterkommen können, dem Wiedenbauer-Gebäude und 20 weiteren Unterkünften an einem Standort, den Gröbmaier nicht nennen wollte, plus 30 Plätzen in der Altgemeinde Linden käme man auf 193 Plätze. Bleibt eine Lücke von 21, die man mit den Unterkünften auf dem Bauhofgelände und am Kolomanweg schließen will.

© SZ vom 17.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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