Dietramszell:Isoliert im Gästezimmer

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Josef Hauser. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Bürgermeister Josef Hauser gehörte zu den ersten Corona-Fällen im Landkreis

Von Petra Schneider, Dietramszell

Wann es bei ihm los ging, weiß Josef Hauser noch genau: Es war am Mittwoch, den 18. März 2020, drei Tage nach der Kommunalwahl also. In der Nacht habe er Fieber und Schüttelfrost bekommen, sagt der Dietramszeller Bürgermeister. "Corona war da natürlich gleich eine Vermutung", so der 54-Jährige, "aber ich habe gedacht, das wird nicht so schlimm." Am nächsten Tag ist er trotzdem zum Arzt gegangen und hat sich testen lassen. "Bei uns daheim wohnt meine pflegebedürftige Schwiegermutter, die eine Risikopatientin ist, da habe ich schon Sorge gehabt", sagt er. Das Testergebnis ist über das Gesundheitsamt gelaufen, Hauser musste 14 Tage in häusliche Quarantäne. Er ist bei sich zu Hause in Ascholding ins Gästezimmer gezogen, hat das Bad oben benutzt, seine Frau, die drei Kinder und die Schwiegermutter das Bad unten. "Zwei Wochen totale Isolation, alleine essen und im Gästezimmer wohnen, das war schon ein komisches Gefühl", erinnert er sich. Gesundheitlich ging ihm zunächst einigermaßen: "Ich war ein paar Tage ein bisschen matt, wie bei einer Grippe, und habe dann gedacht, okay, jetzt ist es vorbei." Aber von wegen: "Dann ging es los, zwei Monate lang hat der Kreislauf verrückt gespielt. Ich bin nachts aufgewacht, weil mir total schwindlig war und habe fast zehn Kilo abgenommen", sagt Hauser. Die Kilos hat er inzwischen zwar wieder drauf. Und auch sonst spürt er nichts mehr. "Ich gehe wieder joggen und mache Bergtouren." Und weil von seiner Familie niemand Symptome zeigte, wurde auch sonst niemand getestet. Aber wie machen Leute das mit der Isolation ohne Gästezimmer und ohne zwei Bäder hinbekommen? "Ich finde deshalb, dass sich jeder unbedingt impfen lassen sollte", sagt Hauser. Auch, damit das gesellschaftliche Leben wieder in Gang komme. "Für uns in der Verwaltung ist das momentan nicht einfach: Ein normaler Rathausbetrieb, Bürgerversammlung, Feste, Termine mit Bürgern bei Bauvorhaben - das ist alles nicht möglich", sagt er. "Ich bin sicher, dass wir die Pandemie in den Griff kriegen, aber nach einem Jahr wird es jetzt auch Zeit."

© SZ vom 11.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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