Dietramszell:Ermittlungen eingestellt

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Anzeige wegen Galgenpuppe am Aschermittwoch bleibt folgenlos

Von Petra Schneider, Dietramszell

Das Ermittlungsverfahren gegen Georg Lindmeyr wurde eingestellt. Nach Auffassung von Staatsanwalt Bernhard Gerok ist der Tatbestand der Bedrohung nicht nachzuweisen.

Am Aschermittwoch hatte der Münchner Aktionskünstler Wolfram Kastner Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft München II gegen den "Edelweiß"-Vorsitzenden Lindmeyr gestellt, weil bei der vom Trachtenverein veranstalteten Bettelhochzeit eine Galgenpuppe aufgehängt worden war, die unverkennbar Kastner darstellen sollte. Die Staatsanwaltschaft folgte Lindmeyrs Darstellung: "Der Beschuldigte bestreitet die Puppe aufgehängt zu haben. Vielmehr habe er sich um deren Beseitigung gekümmert; allerdings sei er zu diesem Zeitpunkt noch davon ausgegangen, diese stelle einen Straßenarbeiter dar". Diese Einlassung habe nicht widerlegt werden können, und Kastner selbst sei nicht persönlich Zeuge der Veranstaltung gewesen, sondern habe lediglich über die Presse davon erfahren. "Da keine weiteren belastenden Beweismittel gegen den Beschuldigten, noch Hinweise auf andere Personen, die als Täter in Betracht kommen, vorhanden sind, ist das Ermittlungsverfahren insgesamt einzustellen", heißt es in der Begründung des Staatsanwalts. Kastner reagiert darauf in einer wütenden E-Mail an Lindmeyr und die Presse. "Wenn Sie und Ihre Edelweißbuberl nur ein bisserl Schneid in der Lederhosen hätten, würden sie offen und ehrlich zu Ihren traditionsreichen Großtaten stehen", schäumt er. Lindmeyr habe Polizei und Staatsanwaltschaft "feige belogen". Der Galgen sei ganz offenbar von Mitgliedern des Trachtenvereins geplant und aufgebaut worden. "Und Sie sind als Vorsitzender verantwortlich." Was in Dietramszell ablaufe, sei "hinterfotzig, feige und verdruckst." "Wir haben dagegen immer in aller Öffentlichkeit und mit Namen gehandelt", schreibt Kastner, der im Juli mit zwei Kollegen die Hindenburgbüste abgeschraubt hatte. Man stehe zu diesem Handeln, könne es begründen und sei bereit zu offener Diskussion. Kastner kündigt an, Einsicht in die Ermittlungsakten zu nehmen. Für Lindmeyr ist die Sache nun erledigt. Er habe damit gerechnet, dass das Verfahren eingestellt wird. "Mein Rechtsempfinden wäre gestört gewesen, wenn das anders ausgegangen wäre", sagt er auf Nachfrage. Zu den jüngsten Angriffen Kastners wolle er sich nicht äußern.

© SZ vom 12.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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