Dietramszell/Einöd:Bairawies boykottiert "Blümchenwettbewerb"

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Bei einer Informationsveranstaltung zur Aktion "Unser Dorf hat Zukunft" stößt Bürgermeisterin Leni Gröbmaier auf scharfe Kritik aus dem Publikum. Die Bürgerinitiative für eine andere Ortsmitte fordert eindeutige Verbesserungen in Verkehr und Infrastruktur.

Von Petra Schneider, Dietramszell/Einöd

Was als Infoveranstaltung und Angebot zur Bürgerbeteilung gedacht war, ist am Donnerstag streckenweise in eine hoch emotionale Streiterei ausgeartet. Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD) hatte Lorenz Meier vom Landratsamt eingeladen, der den etwa 30 Anwesenden im Gasthof Beham die Kriterien des Wettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" erklärte. Weil sich in Bairawies nach den jüngsten Bauplänen in der Ortsmitte eine Bürgerinitiative gegründet hat, die mit der städtebaulichen Entwicklung des Ortes nicht einverstanden ist und unter anderem mangelnde Bürgerbeteiligung kritisiert, hatte die Bürgermeisterin die Teilnahme an dem Wettbewerb vorgeschlagen. Die Bairawieser konnten damit offenbar wenig anfangen.

Vor allem die Initiatoren der Bürgerinitiative mit 94 Unterzeichnern, Sebastian und sein Vater Robert Beham, die in Bairawies ein Planungsbüro betreiben und unter anderem auch für die Planungen des Neubaugebiets Bairawies West verantwortlich zeichnen, meldeten sich lautstark und zum Teil zynisch zu Wort. "Dieser Wettbewerb hat nichts mit unseren Sorgen zu tun", schimpfte Robert Beham. "Da kommt man sich doch veräppelt vor." Sebastian Beham ätzte: "Wir sollten unbedingt bei dem Wettbewerb mitmachen, da können wir dann vielleicht ein paar Geranien auf die Duplexgaragen nageln, die im ehemaligen Biergarten gebaut werden." Der 1961 ins Leben gerufene Wettbewerb, der früher unter dem Namen "Unser Dorf soll schöner werden" firmierte, hatte vor allem die Gestaltung von Grünflächen, Gärten und Balkonen im Fokus. Inzwischen habe sich die Zielsetzung geändert, erklärte Meier: Bürger sollen ihr Dorf nach fünf Kriterien gestalten und die Entwicklungen dokumentieren. Dazu gehören die Bereiche Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen, soziale und kulturelle Aktivitäten, Baugestaltung, Grüngestaltung sowie die Einbindung des Dorfes in die Landschaft.

Sebastian Beham (stehend) und sein Vater Robert (sitzend davor) fordern auch eine Wiederbelebung des ortsprägenden Gasthofs. (Foto: Hartmut Pöstges)

Einen monetären Preis gibt es für den Sieger nicht, nur einen "ideellen Lorbeerkranz", wie Maier sagte. Die Bairawieser konnten sich mit dem "Blümchenwettbewerb" offenbar nicht identifizieren. Sie treiben andere Sorgen um: Wenn im ehemaligen Gasthof in der Ortsmitte zehn Wohnungen und zwei Häuser mit insgesamt sechs Wohneinheiten gebaut würden, steige die Bevölkerungszahl von derzeit 220 weiter an. "Wir haben vier Flächen in der Gemeinde, die noch bebaut werden", sagte Bernhard Fuchs. "Da geht es nicht um Verschönerung, da geht es um Verkehr und Infrastruktur."

Ein von der BI geforderter Masterplan wurde vom Gemeinderat kürzlich mit großer Mehrheit abgelehnt. Die Gemeinde sieht in den Plänen, die vom Bauausschuss einstimmig genehmigt worden waren, dagegen eine eindeutige Verbesserung für Bairawies. Die ortsprägende, ehemalige Wirtschaft bleibe in seiner bisherigen Form erhalten, und die Eigentümer würden dem Wunsch der Gemeinde nachkommen und im Erdgeschoß ein Ladenlokal einrichten. Damit werde 40 Jahre nach Schließung des Gasthauses wieder Leben in die Dorfmitte einkehren und ein sozialer Treffpunkt entstehen.

Der große Gasthof in Bairawies steht schon lange leer. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Bürgermeisterin freute sich über einen konkreten Vorschlag: Jasmin Seitner sagte, sie könne sich vorstellen, das geplante Café zu übernehmen. Voraussetzung sei allerdings, dass der alte Baumbestand des ehemaligen Biergartens erhalten bleibe. "Da könnte man was richtig Schönes draus machen", sagte sie. Gröbmaier versprach, ein Treffen mit den Eigentümern zu organisieren. Verkehrsberuhigung und Tempolimit im Ort, ein Bushäuschen für wartende Schulkinder, ein Fußballplatz mit einem Vereinsheim als Treffpunkt vor allem für Jugendliche - einige Ideen wurden genannt und auf Anregung von Gröbmaier in einer Arbeitsgruppe weiter gesponnen. "Wenn wir das Verkehrsproblem, die Infrastruktur und einen sozialen Treffpunkt haben, dann können wir über den Wettbewerb reden", schlug Bernd Stimm vor.

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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