"Hindenburg und Dietramszell":Dietramszell bestellt eine Doktorarbeit

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Über die Beziehung Hindenburgs zur Gemeinde soll am Institut für Bayerische Landesgeschichte geforscht werden

Von Petra Schneider, Dietramszell

Dass sich die Gemeinde in der Causa Hindenburg nicht unter Druck setzen lassen wolle, hat Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD) in den vergangenen Monaten oft betont. Nun gibt es einen Stufenplan, den die Gemeinderäte am Dienstag einstimmig befürwortet haben: Das Thema "Hindenburg und Dietramszell" soll am Institut für Bayerische Landesgeschichte als Dissertation angeboten werden. Erst auf Basis dieser wissenschaftlichen Arbeit soll entschieden werden, wie man mit der Hindenburgbüste weiter verfährt. Ob die Dissertation, die erst in etwa drei Jahren vorliegen wird, mit einem Stipendium unterstützt werden soll, wurde nicht entschieden. Im Herbst ist eine Vortragsreihe mit Podiumsdiskussion geplant.

Erarbeitet wurde der Stufenplan von der Arbeitsgruppe "Geschichte", zu der die beiden Dietramszeller Historiker Andreas Höger und Michael Holzmann sowie Gemeindearchivarin Agnes Wagner und ihr Tölzer Kollege Sebastian Lindmeyr gehören. Wie AG-Sprecher Höger am Dienstag sagte, hat die Gruppe dreimal getagt und sich die Frage gestellt: "Was kann die Gemeinde tun, um angemessen mit dem Thema umzugehen?" Nach der unglücklichen Ehrenbürgerabstimmung im Dezember 2013 habe die Auseinandersetzung durch die Aktion des Münchner Künstlers Wolfram Kastner, der die Hindenburgbüste am Kloster abgeschraubt hat, an Schärfe zugelegt. "Die Bürger hat am meisten gefuchst, dass sie sich von außen getrieben fühlten, in eine bestimmte Richtung zu handeln", glaubt Höger. Deshalb sei die Arbeitsgruppe übereingekommen, einen Fachmann mit dem Thema zu betrauen. Von Vorteil sei, dass die Zwischenkriegsjahre derzeit einen Forschungsschwerpunkt am Institut für Bayerische Landesgeschichte bildeten.

Andreas Höger erklärt, dass erst nach Vorliegen der Dissertation entschieden werden könne, was mit der Büste von Hindenburg passiere. (Foto: Manfred Neubauer)

Es habe Gespräche mit einem Professor gegeben, der mögliche Kandidaten ansprechen wolle, sobald der Gemeinderat ein eindeutiges Signal aussende. Ein Stipendium wäre ein zusätzlicher Anreiz: Zuschüsse für Archivrecherchen, Kopien oder Literatur -"das bedeutet nicht, dass die Gemeinde den Doktoranden drei Jahre lang durchfüttern muss", stellte Holzmann klar. Die Dissertation könnte die Beziehung Hindenburgs zu Dietramszell beleuchten und in gesellschaftspolitische Zusammenhänge einordnen. Erst auf dieser Basis könne über die Büste entschieden werden. "Dafür ist es noch zu früh", sagte Höger. Um die Kommunikation zu erleichtern, soll ein Mitglied des Gemeinderats an den Treffen der Arbeitsgruppe teilnehmen.

Die Vorschläge stießen im Gremium auf große Zustimmung, über Zuschüsse soll später entschieden werden. Anton Karl (BLD) sagte, er sei "voll begeistert von der Idee". Christa Poschenrieder (BLD) lobte die geplanten Vorträge. "Das könnte vielleicht der Anfang einer ganzen Vortragsreihe sein." Michael Häsch (CSU) betonte, es sei der richtige Weg, das Thema im Rahmen einer Doktorarbeit bearbeiten zu lassen. "Es gibt wohl kaum eine Gemeinde, die sich so intensiv mit ihrer Geschichte auseinandersetzt", sagte Bürgermeisterin Gröbmaier.

© SZ vom 29.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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