Dietramszell:Bleiben bis zum letzten Tag

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Gemeinsam leben: Der erste Entwurf der Pflege-WG sieht zwei Wohngemeinschaften vor.Grafik: Deppisch Achitekten (Foto: N/A)

Baubeginn der Pflege-WG soll im Frühjahr sein. Umstritten ist die Zahl der Parkplätze

Von Petra Schneider, Dietramszell

Mit den Planungen für die Pflege-WG am Kreuzfeld geht es voran: Die Regierung von Oberbayern habe grünes Licht gegeben. "Auch die ersten Anteile von Anlegern haben wir schon bekommen", sagte Inge Schmidt- Winkler kürzlich in der Bürgerversammlung. Schmidt-Winkler ist Vorsitzende der Maro-Projektentwicklung, die die Pflege-WG als Genossenschaftsmodell realisieren will.

Zwei Wohngemeinschaften mit je neun Plätzen und 30 Quadratmetern pro Person werden in den Erdgeschossen der beiden Gebäude gebaut, acht Wohnungen mit jeweils 50 Quadratmetern in den Obergeschossen. Menschen aller Pflegestufen, auch Demenzpatienten, sollen dort so weit wie möglich selbst bestimmt und "bis zum letzten Tag bleiben können". Laut Schmidt-Winkler ist der Baubeginn für das kommende Frühjahr geplant. Auch der Gemeinderat steht hinter dem Projekt; am Dienstag wurde die Neuaufstellung eines Bebauungsplanes gebilligt. Lediglich die Anzahl der Stellplätze wurde von einigen Gemeinderäten für nicht ausreichend erachtet: Sieben Besucherstellplätze und sieben in einem Carport für Pflegedienst, Bewohner und Besucher - nach Ansicht von Josef Hauser (FW) sei das zu wenig. "Normalerweise sind pro Wohneinheit zwei Stellplätze vorgeschrieben". Man müsse vermeiden, dass Angestellte und Besucher an der Straße parkten.

Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD) entgegnete, die Maro-Genossenschaft plane oder betreibe ähnliche Projekte in Weilheim und Ottobrunn und habe versichert, dass die Anzahl der Stellplätze bei einem solchen Vorhaben ausreichten. "Die Bewohner der Pflege-WG fahren kein Auto mehr", unterstrich auch Waltraud Bauhof, die als Zuhörerin die Sitzung besuchte und das Projekt vor Jahren initiiert hatte. Parkplätze seien nur für die Mieter der Wohnungen im Obergeschoss nötig. Auch das Personal, das nur nach Bedarf ins Haus kommt, sei nicht so zahlreich. Dennoch wurde in den Aufstellungsbeschluss eine Überprüfung der Stellplätze und die Flurnummer des Areals aufgenommen - gegen den Rat der Bürgermeisterin: "Ich warne davor, an dem von unserem Rechtsanwalt empfohlenen Beschlussvorschlag etwas zu ändern."

Die Gemeinde ist vorsichtig. Denn das Projekt, das seit fast zehn Jahren geplant ist, war im vorigen Jahr letztlich an Formfehlern gescheitert: Zwei Anwohner hatten gegen den Bebauungsplan geklagt. Die Nachbarn fürchteten wegen der neuen Gebäude am Hanggrundstück Wasser in ihren Kellern. Für Gröbmaier ein vorgeschobener Grund, denn in Bezug auf die Wassersituation hätten mehrere Gutachten Entwarnung gegeben. Das aufwendige Verfahren musste trotzdem neu aufgerollt werden, und der damalige Investor war ob der Verzögerungen aus dem Projekt ausgestiegen. Die Klage sei mit einem neuen Bebauungsplan zwar hinfällig, sagte Gröbmaier. Um das Projekt aber nicht wieder zu gefährden, habe man sich im Vorfeld mit dem Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München und einem Rechtsanwalt beraten, um Formfehler zu vermeiden und möglichen Klagen gegen den neuen Bebauungsplan die Grundlage zu entziehen.

© SZ vom 24.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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