Die Süddeutsche Zeitung zieht um:Ein Schmuckstück in bester Lage

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Jürgen Kindervater hat das denkmalgeschützte Alte Vermessungsamt am Untermarkt 2 durch sorgsame Sanierung gerettet. Der Pächter freut sich über den Einzug der Süddeutschen Zeitung: "Das ist eine Marke."

Felicitas Amler

Das Alte Vermessungsamt in Wolfratshausen hat jahrelang Schlagzeilen gemacht - fast nur negative: "Ein Schandfleck in bester Lage", "Ein schönes Haus mit schlechter Ausstrahlung", "Häuser auf der Roten Liste". Von Sonntag an werden dort Schlagzeilen geschrieben: Die Lokalredaktion Wolfratshausen der Süddeutschen Zeitung bezieht zwei Etagen in dem denkmalgeschützten Gebäude am Untermarkt 2, direkt neben dem Rathaus.

Die Süddeutsche Zeitung zieht ins alte Vermessungsamt direkt neben dem Rathaus. (Foto: N/A)

Das 222 Jahre alte Haus, das lange leergestanden hatte und heruntergekommen war, ist sorgsam saniert und um einige moderne Elemente ergänzt worden. Aus dem "Schandfleck" ist ein Schmuckstück in bester Lage geworden. Der ideale Standort einer Lokalredaktion. Die Süddeutsche Zeitung, die zuletzt im Gewerbegebiet am Rand Wolfratshausens angesiedelt war, rückt damit wieder mitten hinein ins Zentrum des städtischen Lebens.

Der Weg zur neuen Nutzung wurde frei, als die Stadt das 1790/91 erbaute Haus an einen Investor abgab. Jürgen Kindervater, Marketingspezialist aus Bernried, und seine Familie übernahmen es im Sommer 2011 für 99 Jahre in Erbpacht. Einzige Auflagen: zügige Sanierung und Einhaltung des Denkmalschutzes. Damit hatte Kindervater Erfahrung, denn er hatte schon den mehr als 160 Jahre alten Bahnhof in seinem Wohnort Bernried saniert. So gut, dass der dortige Bürgermeister Josef Steigenberger bei der Einweihung 2010 sagte: "Der Bahnhof war früher nur ein Baudenkmal auf dem Papier. Jetzt ist er wirklich eines."

So könnte sich Wolfratshausens Bürgermeister Helmut Forster bald auch über das frühere Vermessungsamt äußern. Das besonders schützenswerte vielfältige Gebälk unterm Dach wurde nach allen Regeln der Kunst saniert und gibt der Süddeutschen Zeitung ein herrliches neues Ambiente. Dort oben sind die Anzeigenabteilung und der Konferenzraum der Redaktion untergebracht.

Das ebenfalls als wertvoll eingestufte Treppenhaus hat Kindervater einkapseln lassen. Und dafür als Kontrapunkt ein modernes Treppenhaus in einem Glasturm an der Rückseite - zum Café Högl hin - angebaut. Für alle Arbeiten habe er Handwerker aus der Umgebung gesucht, sagt der Bauherr. Und hebt zwei hervor: die Schreinerei Praller und Werner aus Wolfratshausen und Anton Leitner Wohnbau aus Tutzing.

Waren die Sanierungsarbeiten nun so schwierig, wie die Stadt Wolfratshausen es immer befürchtet hatte? "Es war nicht einfach, aber auch nicht unmöglich", sagt Kindervater. "Hie und da war es eine Herausforderung. Natürlich hat das Gebäude seine Macken." Zum Beispiel diese: Von einer Seite zur anderen steht es um zwölf Zentimeter schief. Und exakte rechte Winkel gibt es nicht. "Es ist sehr rustikal gebaut." Man merke auch, dass im Lauf der Jahrhunderte, in denen aus dem Rent- ein Vermessungsamt wurde, "irgendwas zusammengefügt wurde". So habe man alte Steine mit 50 Zentimeter und mehr Durchmesser entdeckt. Aber auch Erfreuliches: In einem der SZ-Räume wurde über eine ganze Wandseite eine alte Bemalung freigelegt.

Kindervater nennt sein Objekt stolz und mit gutem Grund "eine Top-Adresse in Wolfratshausen". Dass die Süddeutsche Zeitung dort einzieht, freut ihn: "Eine anerkannte überregionale Zeitung - die Marke 'Süddeutsche' passt zur Marke Altes Rentamt."

Ebenso zufrieden ist Ulrich Schäfer, Ressortchef München-Region-Bayern der Süddeutschen Zeitung: "Wir freuen uns, dass wir nun mitten in der Stadt zuhause sind, in unmittelbarer Nähe zu allen wichtigen Einrichtungen in Wolfratshausen. Zentraler kann die Redaktion einer Zeitung nicht liegen. Die Süddeutsche Zeitung zeigt damit, wie sehr ihr und ihren Redakteuren die Lokalberichterstattung am Herzen liegt."

Und am meisten freut sich die Redaktion, die aus der Randlage im Gewerbegebiet nun in die Mitte der Mitte zieht - ganz nah zu ihren Lesern.

© SZ vom 01.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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