Der neue Vorstand im Isartalverein:"Die Exzesse an der Isar machen uns sehr viel Sorge"

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Josef Kellner ist der neue zweite Vorsitzende des Isartalvereins

Von Marie Heßlinger, Egling

Josef Kellner hat seit Jahresbeginn das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden im Isartalverein inne und soll gemeinsam mit dem neuen Vereins-Chef Martin Kiechl für das Wohl der Isar sorgen - als Nachfolger des langjährigen Vorsitzenden Erich Rühmer. Noch bis zum Herbst war Kellner Vorsitzender der Bürgerstiftung Energiewende Oberland, dieses Amt hat er nun abgegeben. Hauptberuflich arbeitete der Geograf im Planungsreferat der Landeshauptstadt München. Heute wohnt der 72-Jährige in Egling.

SZ: Herr Kellner, was plant der Isartalverein 2021 im Landkreis Bad-Tölz Wolfratshausen?

Josef Kellner: Das Isartal ist ein einzigartiger Naturraum in Mitteleuropa und ein äußerst beleibtes Erholungsgebiet. Und da liegt die Krux: Naturschutz und Erholungsgebiet. Der Isartalverein ist bestrebt, diesen Spagat nicht allzu groß werden zu lassen. Eine naturnahe Erholung begrüßen wir für die Leute. Aber diese Exzesse, die immer wieder passieren, machen uns sehr viel Sorge. Zusammen mit den Isarrangern wollen wir aufpassen, dass die Massen nicht zu sehr die Wildflusslandschaft bedrohen.

Der Spagat an der Isar: Naturschutz im Naherholungsgebiet ist die Hauptaufgabe des Isartalvereins. (Foto: Manfred Neubauer)

Welche Projekte sind für Sie besonders wichtig?

Wenn Grundstücke im Bereich der Isar zum Kauf angeboten werden, kauft der Isartalverein in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt welche. Das Geld kriegen wir bis zu 90 Prozent vom Bayerischen Naturschutzfonds zurückerstattet. Die Gemeinden könnten die Grundstücke zum Beispiel als ökologische Ausgleichsflächen nutzen. Wir arbeiten momentan außerdem an einer zweiten Ausgabe des Wanderführers. Der deckt das ganze Gebiet von Wolfratshausen bis zur österreichischen Landesgrenze ab. Wir haben bewusst nur Wanderwege drin, weil ein gewisser Konflikt zwischen Wanderern und Radfahrern besteht. Es gibt schöne Radwege, die beschildert sind. Aber wenn Radfahrer die schmalen Wanderwege am Isarufer nutzen, werden diese immer breiter und das ist schlecht.

Wie sind Sie zum Isartalverein gekommen?

Ich bin in Lenggries geboren worden und habe Geografie studiert. Einer meiner Professoren, Otto Kraus, wurde für mich ein Vorbild. In den Siebzigerjahren war Naturschutz noch sehr klein geschrieben. Mit ihm haben wir tolle Exkursionen gemacht, wir waren an der Isar, in der Pupplinger Au und haben Umfragen bei den Erholungssuchenden gemacht. Wüste Parkorgien waren das damals - da sind Hunderte Autos gestanden. Heute ist es nicht mehr so schlimm. Wann ich zum Isartalverein gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Ich bin schon jahrelang im Ausschuss.

Der 72-Jährige Josef Kellner ist studierter Geograf - zum Naturschutz fand er in der Studienzeit. (Foto: Privat/oh)

Welche Aufgaben haben Sie als stellvertretender Vorsitzender?

Alles. (lacht) Das ist eine enge Zusammenarbeit mit dem ersten Vorsitzenden. Martin Kiechl betreut schwerpunktmäßig den Landkreis München und ich den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Wir versuchen, die Arbeit der Ehrenamtlichen zu koordinieren. Das sind über 30, die ganz aktiv mitarbeiten. Sei es einer, der Schaukästen ausstattet, einer, der Sträucher schneidet und einer, der sich um die Homepage kümmert, da sind die Betreuer der Weideprojekte und Leute, die Führungen anbieten. Und wir haben um die 2000 Mitglieder. Je mehr Mitglieder wir sind, desto stärker zählt unsere Meinung in der Politik.

Inwiefern werden Martin Kiechl und Sie sich vom ehemaligen Vereins-Chef Erich Rühmer unterscheiden?

Ich hoffe gar nicht. Erich Rühmers Stil war vorbildlich, der war wirklich fantastisch, und wir haben nach wie vor guten Kontakt zueinander. Erich Rühmer hat uns zugesichert, dass er uns weiterhin unterstützen wird. Er hat ein immenses Wissen, was die Isar und den Isartalverein betrifft.

© SZ vom 11.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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