Demografischer Wandel:Ausbau der Seniorenhilfe

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4250 Menschen werden im Jahr 2028 voraussichtlich pflegebedürftig sein

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Der demografische Wandel macht vor dem Landkreis nicht Halt. Gab es im vergangenen Jahr etwa 3300 Menschen mit generellem Pflegeaufwand, werden es Hochrechnungen zufolge im Jahr 2028 bereits 4250 Menschen sein. Ihnen soll ein möglichst breites Spektrum an Hilfs- und Betreuungsangeboten zur Verfügung stehen. Um dies zu gewährleisten, schlägt der Landkreis neue Pfade ein, etwa bei der Förderung der ambulanten Pflege. Die Neuerungen stehen in der Fortschreibung des seniorenpolitischen Gesamtkonzepts, das als verbindlicher Orientierungs- und Handlungsrahmen für alle Akteure der Seniorenhilfe und Seniorenpolitik dient. Allein den Willen zur Förderung von Pflegeangeboten zu bekunden, reicht nicht. Der Landkreis wird viel Geld in die Hand nehmen müssen, um die neuen Strukturen aufzubauen. Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) sprach im Sozialausschuss des Kreistags von einer siebenstelligen Summe in den kommenden Jahren.

Was umgesetzt werden soll, stellte Felicitas Wolf, Sachbearbeiterin für die Seniorenplanung im Landratsamt, dem Sozialausschuss vor. Alles bereits mit Kosten hinterlegt, die allerdings erst noch im Zuge der Haushaltseinbringung für das kommende Jahr von den zuständigen Kreisgremien beschlossen werden müssen.

Erster Punkt ist der Ausbau der ambulanten Pflege. Wie Wolf ausführte, habenvoriges Jahr 550 Menschen diese Form der Betreuung in Anspruch genommen. 2028 werden es 800 Personen im Landkreis sein. Mit diesem Anstieg einher geht der Bedarf an mehr Vollzeitpflegekräften in diesem Bereich: von 142 auf 188. Das Problem ist, dass es Gebiete wie etwa die Jachenau gibt, die schlecht versorgt sind. "Überall, was weit vom Schuss ist", sagte Wolf. Was man den Pflegediensten nicht verübeln könne, denn wenn eine Pflegekraft gut eineinhalb Stunden zu ihrem Kunden brauche, sei das kostenintensiv. Bislang wurden die Vollzeitkräfte vom Landkreis finanzielle gefördert, weniger Zuschuss gab es für das Kilometergeld der Pflegedienste. Dieses Verhältnis soll sich künftig umkehren. Es wird mehr Kilometergeld-Zuschuss gewährt: Dafür wendet der Kreis 66 500 Euro im Jahr auf; für das Personal in Vollzeit gibt es 19 950 Euro Förderung. So möchte das Sozialamt erreichen, dass "wir die Fläche versorgt bekommen", sagte Wolf. Allerdings kann ein Pflegedienst nur Kilometergeld abrechnen, wenn er einen kompletten Sozialraum übernimmt, also etwa den Sozialraum Süd von Sachsenkam bis in die Jachenau. Der "Systemwechsel", wie Landrat Niedermaier erklärte, wird von 2019 an eingeführt. Die Gesamtkosten im Jahr belaufen sich auf 90 000 Euro. Bislang waren es 65 000 Euro.

Ein weiterer neuer Ansatz betrifft die niederschwelligen Hilfen, speziell die Tagesbetreuung. Sie soll für weitere drei Jahre gefördert werden. Wer eine Tagesbetreuung eröffnet, erhält vom Landkreis eine Startförderung in Höhe von 2000 Euro. Im Anschluss erfolgt ein weiterer Zuschuss über vier Monate von je 1000 Euro. Also maximal 6000 Euro pro Einrichtung. Die jährliche Förderung des Landkreises für alle Anbieter soll insgesamt 18 000 Euro nicht überschreiten. Das Ziel sei, sagte Wolf, dass mehr neue Tagesbetreuungs-Einrichtungen im Landkreis entstehen.

Im Bereich der teilstationären Pflege hat der Landkreis die Tagespflege im Fokus. Die Bauherrn solcher Einrichtungen können eine Anschubfinanzierung beantragen. Zwölf Tagespflegeplätze gibt es im Landkreis, bis 2028 werden 70 zusätzliche gebraucht. 50 Plätze hält das Landratsamt für nötig. 219 500 Euro beträgt die Förderung.

Großen Mangel gibt es in der Kurzzeitpflege. Zwischen 52 und 81 Plätze werden 2028 benötigt. Nach Rücksprache könnten 13 bis 15 Plätze in bestehenden Heimen vorgehalten werden. Dafür braucht es einen Anreiz, denn ein Vollzeitpflegeplatz ist lukrativer. Für ein Jahr plant das Sozialamt die Übernahme der sogenannten Ausfallkosten von maximal 10 000 Euro pro Platz. Die Förderung wird auf 15 Plätze beschränkt.

Auch in der vollstationären Pflege gibt es Handlungsbedarf. 2016 gab es 278 Plätze, das Landratsamt geht von 200 zusätzlich nötigen aus. 2018 fördert der Kreis neue Plätze mit 570 000 Euro (Neubau in Schlehdorf), in den Jahren danach je nach Anträgen.

© SZ vom 13.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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