Tölzer DAV-Sektion zieht Bilanz:Boom in der Boulderhalle

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Der Alpenverein verzeichnet nicht zuletzt wegen des Neubaus auf der Flinthöhe einen enormen Mitgliederzuwachs und sportliche Erfolge. Der Umbau der Tölzer Hütte und der Krottenbachbrücke sind abgeschlossen.

Von Arnold Zimprich, Bad Tölz

Das Ende des Hüttenumbaus, Corona, die neue Boulderhalle auf der Flinthöhe, stark steigende Mitgliederzahlen: "Wir haben ein aufregendes Jahr hinter uns", sagt Vorsitzender Benedikt Hirschmann vor rund 75 Mitgliedern der Sektion Tölz des Deutschen Alpenvereins, die sich zur Jahreshauptversammlung in der Tölzer Franzmühle eingefunden hatten. 75 von aktuell 8070 Sektionsmitglieder - wobei "morgen sicher wieder ein paar neue Aufnahmeanträge auf meinem Schreibtisch liegen", wie Hirschmann erklärte. Zum Vergleich: Anfang 2012 hatte die Sektion noch 3070 Mitglieder verzeichnet. "Der Zuwachs liegt an unseren tollen Angeboten, zum Beispiel der neuen Boulderhalle", meinte der Vorsitzende.

2021 habe man dort 25 750 Besucher verbucht, von Januar bis Mai dieses Jahres waren es schon 23 000. "Früher ist man schnell auf die Sonntraten (Berghang bei Gaißach-Grundnern, Anm. d. Red.) gegangen, heute gehen sie sogar bei 30 Grad in die Boulderhalle. Es ist genial, was man da als Trainer machen kann"" sagte Hirschmann. Der Lohn der Mühen: Nachwuchssportler wie Mia Guttenberger (16 Jahre) und Korbinian Gleißl (elf) holten mehrere Titel. Guttenberger landete auf dem ersten Platz beim Deutschen Jugendklettercup im Mai in Kempten, Gleißl siegte beim Kids Cup Lead im Juni in Berchtesgaden. In der Sektion gibt es mittlerweile alleine 18 Klettergruppen, davon drei inklusiv, also mit Menschen mit Behinderung.

Philipp Gaßner, der mit 21 Jahren schon in einer anderen Altersklasse unterwegs ist, kletterte 2021 die Route "Action Directe" geklettert - auch 31 Jahre nach der Erstbegehung durch Kletterlegende Wolfgang Güllich ist dies eine der schwierigsten Kletterrouten Europas. Zudem bewältigte er mit "Hades", einer Route bei Nassereith in Tirol im 11. UIAA-Schwierigkeitsgrad einen der schwierigsten Grade, die aktuell überhaupt geklettert werden. Doch auch in anderen Sportarten kann sich die Sektion über erfolgreiche Mitglieder freuen. Die 26-jährige Skibergsteigerin Tatjana Paller holte gleich drei deutsche Meisterschaftstitel, Bergläufer Winfried Huber wurde im September vorigen Jahres Weltmeister in der Altersklasse 60.

Ein aufregendes Jahr war es für die Sektion nicht nur wegen Corona: Auch der Umbau der Tölzer Hütte am Schafreuter wurde abgeschlossen. Mit mehr als 1,3 Millionen Euro ein kostspieliges, aber am Ende günstigeres Unterfangen als ursprünglich geplant. "Wann passiert so etwas schon einmal?", fragte Kassenwart Peter Wiedemann, der im Verlauf der Versammlung für sein besonnenes Wirtschaften Lob erntete. "Damit uns nicht langweilig wird", ergänzte Hüttenwart Max Nichtl, "bauen wir jetzt die Waschräume aus den 80er Jahren um". In die neuen Hüttenwirte Miriam und Mathias Petter hat Nichtl Vertrauen. "Ich hoffe, dass sie etwas länger als ein Jahr bleiben."

Auf eines ist die Sektion besonders stolz: Das Klimaschutz-Team um Christiane Danner analysiert unter anderem die Aktivitäten der verschiedenen Sektionsgruppen und die Emissionen, die dadurch entstehen. So wurden die Mitglieder erstmals befragt, mit welchem Verkehrsmittel sie in die Franzmühle gekommen sind und welche Entfernung sie dabei zurücklegten. "Wir sind auf euch alle angewiesen, dass wir das schaffen, wir sammeln Daten ohne Ende damit wir wissen, was wir reduzieren können", so Danner.

Das Arbeitsgebiet der Sektion, dessen Wegenetz sich über einen Großteil des bayerischen Teils des Vorkarwendels erstreckt, wurde über elf Jahre hinweg von Anton Glasl betreut. Glasl verkündete seinen Rücktritt, nachdem er noch ein letztes Projekt verwirklicht hat, den gut 35 000 Euro teuren Neubau der Krottenbachbrücke, die an einem der längeren Zustiege zur Tölzer Hütte liegt. An Glasls Stelle als Wegereferent rückt Hanspeter Mair, seit 2009 in der Bundesgeschäftsstelle des DAV und dort als Geschäftsbereichsleiter Raumordnung tätig. Der 63-Jährige war bereits elf Jahre Hüttenwart und vier Jahre Vorstand der Sektion - und hat nicht die Lust an der Verbandsarbeit verloren. "Ich brenne für die Wege", sagte Mair.

Auch Umweltreferent Richard Hoch hört nach acht Jahren auf und hat noch einen Appell: "Naturschutz ist Sache von uns allen. Es ist ein schwieriger Spagat, den der Alpenverein machen muss zwischen Umweltschutz und Tourenangebot - und es gibt die Gefahr, dass wir ausgesperrt werden. Ich hoffe, dass dieser Spagat weiter gelingt", sagte Hoch.

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