Corona-Bilanz:Phasenweise an Belastungsgrenze

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Die Tölzer Asklepios-Klinik blickt auf ein Jahr Covid zurück

Seit mehr als einem Jahr verlangt die Corona-Pandemie den Mitarbeitern in Krankenhäusern viel ab. In der Tölzer Asklepios-Stadtklinik sei man "bislang glimpflich durchgekommen", resümierte Rüdiger Ilg, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Neurologie, kürzlich bei einem Pressegespräch. Die Infektionszahlen im Landkreis sinken derzeit, "aber Corona ist noch nicht vorbei". Am Mittwoch wurden noch sechs Covid-Patienten stationär behandelt, keiner davon auf Intensiv.

Als Anfang März 2020 der erste Fall in die Tölzer Klinik eingeliefert wurde, habe man die Prozesse "komplett umgestellt", sagte Ilg. Strengste Hygieneauflagen, Testungen aller Personen, welche die Klinik betreten, und eine Taskforce, die zweimal wöchentlich berate. Inzwischen seien 70 Prozent des Personals geimpft. In den vergangenen Monaten wurden in der Tölzer Stadtklinik mehr als 320 Covid-Fälle stationär behandelt, davon 61 intensivmedizinisch. Zu einer Überlastung sei es dank ausreichender Bettenkapazitäten nicht gekommen. Aber mit drei bis fünf Covid-Intensivpatienten, die oft über mehrere Wochen behandelt werden mussten, sei man phasenweise an die Belastungsgrenze gekommen, berichtete Ilg. Auch das Pflegepersonal sei emotionalen Belastungen ausgesetzt, wenn sich bei Patienten, die anfangs bei vollem Bewusstsein betreut würden, der Zustand verschlechtere und sie "an die Beatmung müssen". Für die Mitarbeiter stehe psychologische Unterstützung zur Verfügung.

Die Asklepios-Klinik sei ein "regionales Haus", sagte Ilg. Trotz der herausfordernden Corona-Situation seien aber alle nötigen Strukturen vorhanden: Über 13 000 andere Notfallpatienten wurden laut Ilg in den vergangene Monaten stationär und ambulant behandelt. Nicht aufschiebbare Eingriffe oder längerfristig geplante Operationen seien vorgenommen und die regulären Sprechstundentermine eingehalten worden. Patienten sollten aus Sorge vor einer Covid-Infektion Behandlungen nicht unnötig aufschieben, warnte der Pressesprecher der Asklepios-Klinik Christopher Horn. "Wir haben hier hohe Sicherheitsstandards, und der normale Betrieb läuft weiter."

Inzwischen mehren sich Berichte über Langzeitfolgen einer Covid-Infektion. An der Tölzer Klinik gebe es dazu bislang noch keine Erfahrungen, sagte Ilg. Auf der neurologischen Station seien Covid-Patienten behandelt worden, die eine längere Beatmung hinter sich hätten. Ob Schäden als Folge der Infektion oder der langen Beatmung entstünden, sei aber noch nicht geklärt. Erste Studien zu neuro-kognitiven Störungen auch nach leichteren Verläufen liefen derzeit. "Long Covid ist ein Thema, das auf uns zukommen wird".

© SZ vom 27.05.2021 / schp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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