CD-Release im Geretsrieder "Saftladen":Strukturierte Energie

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Die Geretsrieder Punk-Rock-Band "New Way Out" bringt ihr erstes Album heraus.

Elisa Linseisen

Ausrangierte Barhocker, Kabelsalat am Boden, ein Klavier als Abstellfläche und Chaos in den vollgestopften Regalen - im Bandprobenraum des Schulzentrums Geretsried braucht man schon etwas Phantasie, um an CD-Release und hippe Videoclips zu denken. Aber sobald die fünf Jungs von New Way Out zu ihren Instrumenten greifen, wird eines klar: Thorsten Klein (20), Ricardo Dohmann(17), Luki Schenk (20), Sandro Kiehl (20) und Maximilian Frank (18) machen ernst zu nehmenden Alternativ-Punk-Rock und überzeugen - mit Energie, Natürlichkeit und Zielstrebigkeit.

Am Samstag präsentieren sie im "Saftladen" ihr Debütalbum "SecondHandLoveAffair". Ob sich die Jungs aus Geretsried das vor fünf Jahren hätten träumen lassen? "Damals waren wir zu dritt, Ricardo, Sandro und ich", erzählt Luki. "Vier Akkorde und einfach mal machen", lautete ihre Devise. Mit einem schlichten "Hipp Hipp" aus dem Intro von "Island in the Sun" der Rock-Band Weezer sang sich Thorsten in die Band. "Da war das Feeling drin, das wir gesucht haben", erklärt Sandro.

Maximilian überzeugte schließlich an seinem Instrument - und stiftet damit noch immer Verwirrung, wie Thorsten erzählt: "Verdammt, was macht die Geige da?", frage sich nicht nur die Konkurrenz. Eine E-Geige hat in der Punk-Rock-Szene Seltenheitswert.

Dann kam der Sommer 2008. Bei einem Picknick auf dem Floß im Bibisee entschieden sich die Jungs für mehr "Struktur", ihre Stücke sollten festere Formen annehmen. Von nun an sollten nur noch englische Texte gesungen werden und die Musik in eine Richtung gehen, die irgendwo zwischen Simple Plan, Yellow Card und Bad Religion liegt. Und dieser Plan ging auf.

Eng ist es im Probenkeller. Die Jungs hält das nicht davon ab, richtig Gas zu geben. Beim Song "Believe in Time" preschen sie mit einem solchen Tempo voran, dass Thorsten sich beim Singen fast selbst überholt. Er hüpft über Kabelrollen, lässt seinen Oberkörper in alle Ecken schnellen und nimmt sich den Raum, den er braucht. Keine Frage: New Way Out hat Spaß am Performen, egal ob bei einer Großveranstaltung wie dem "Süden-bebt-Festival" oder in der Kellerkammer.

Laut, frech und voller Emotion ist ihre Musik. In ihren Texten erzählen sie von Selbstfindung, Trennung und Liebe. Auch der Titel des Debütalbums offenbart Gefühlswelten - "SecondHandLoveAffaire" heißt soviel wie oberflächliche Liebelei oder seichte Beziehung - ungefähr das Gegenteil von dem, was die fünf mit ihrem Album verbindet. Viel Herzblut haben sie dort hinein gesteckt und eine Menge Geld.

"Das ist kein Demotape mehr, sondern eine schöne CD", sagt Luki. In Zeiten von Download-Portalen im Internet und Musik im MP3-Format klingt das fast altmodisch. Aber die Materialität der CD sei ein weiterer Beweis der Qualität, bekräftigt er. Es sei ein "Zeugnis für einen Lebensabschnitt", ergänzt Sandro mit Blick in die Zukunft. Und Luki geht noch weiter: "Für deine Enkelkinder, Mann!"

Natürlich soll die aufwendig produzierte Scheibe auch als Sprungbrett dienen. "Das Album ist die perfekte Bewerbung", sagt Ricardo. Denn die fünf Geretsrieder wollen auch die Bühnen in München erobern. Im Landkreis konnte man New Way Out schon oft im "Hinterhalt" sowie auf Festivals wie dem "Mondblau" oder dem "Süden bebt" erleben.

Was die Jungs zusätzlich in die Bewerbungsmappe packen sollten, ist eine Kopie des Videoclips zu ihrer zweiten Single "With a last breath of the heart". Die genaue Story des Clips wollen sie noch nicht verraten, doch eins ist sicher: Performt wird auf jeden Fall. Und das kann sich sehen lassen.

CD-Release am Samstag, 19.Februar, im "Saftladen", Beginn: 19.30 Uhr.

© SZ vom 17.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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