Bürgermeister verteidigt Stadtwerke:Naturschützer fordern mehr Wertschätzung

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Einsatz für die Artenvielfalt: Die Mitglieder der Wolfratshauser BN-Ortsgruppe pflegen die Magerwiese an der Sudeten- und Weidenstraße in Waldram seit mehr als 20 Jahren. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Wolfratshauser BN-Ortsgruppe klagt über Schäden auf der Magerwiese, die sie seit Jahren pflegt. Die seien beim Umbau des Spielplatzes entstanden, über den die Stadt nicht rechtzeitig informiert habe

Von Jana Roth, Wolfratshausen

Die Wolfratshauser Ortsgruppe des Bunds Naturschutz (BN) macht die Stadt für Schäden an der Magerwiese verantwortlich, die sie seit Jahren pflegt. Die Mitglieder kümmern sich seit 1998 um das rund 6000 Quadratmeter große Wiesengrundstück an der Welden- und Sudetenstraße in Waldram. Vor der diesjährigen Mahd mussten die Ehrenamtlichen im September aber feststellen, dass die Baumaßnahmen der Stadt für den angrenzenden Spielplatz erhebliche Konsequenzen für die Wiese hatten. Weil sie die Baufahrzeuge als Zufahrtsweg genutzt hatten, sei der Boden so verdichtet worden, dass das artenreiche Grünland jetzt kaputt sei, ärgert sich die Wolfratshauser BN-Vorsitzende Sigrid Bender. "20 Jahre ehrenamtliche Arbeit steckte da drin."

Der BN hat daher ein Schreiben verfasst, in dem er sich beschwert, dass die Stadtwerke unsensibel mit der wertvollen Fläche umgegangen seien. In dem Mitte Oktober an die Stadt geschickten Brief kritisiert Bender auch, dass der BN nicht rechtzeitig über die bevorstehende Baumaßnahme unterrichtet worden sei. Sie zweifle deshalb an der Wertschätzung der Stadt gegenüber dem ehrenamtlichen Engagement ihrer Ortsgruppe.

Auf das Schreiben hat Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) bei der jüngsten Stadtratssitzung geantwortet. "Die Stadt Wolfratshausen und ihre Tochterunternehmen schätzen und unterstützen die ehrenamtliche Tätigkeit aller ihrer Vereine" - soweit diese den Interessen der Stadt nicht entgegenstehe, erklärte der Bürgermeister. Auch sei man bemüht, "sorgsam und pfleglich" mit den städtischen Grundstücken umzugehen. Allerdings seien bei Baumaßnahmen "vorübergehende Beeinträchtigungen und Beschädigungen nicht immer zu vermeiden". Im Falle des Spielplatzes hätten die vom BN aufgeführten alternativen Zufahrtsmöglichkeiten nicht zur Verfügung gestanden. Die Neugestaltung des Spielplatzes an der Pommernstraße sei langfristig terminiert gewesen. Eine öffentliche Bekanntgabe sei in der Septembersitzung des Stadtrates aus Zeitgründen zwar nicht erfolgt. "Sie stand jedoch zur öffentlichen Einsichtnahme zur Verfügung", sagte Heilinglechner. Die Stadt bemühe sich, "soweit zeitlich und personell möglich", um eine rechtzeitige Information des BN und anderer Vereine.

Die BN-Vorsitzende sorgt sich auch um die großen Bäume der Stadt. In Anbetracht des vom Stadtrat ausgerufenen Klimanotstands frage sie sich, wo die Stadt zukünftig ihre Prioritäten setze, sagt Bender. Dem Grundsatzbeschluss nach sollen alle Beschlüsse des Stadtrats auch in Hinblick auf ihre Auswirkungen auf das Klima gefasst werden. Dass für den Ausbau der Sauerlacher Straße im Zuge der auf dem Kraft-Areal geplanten Bebauung fünf Platanen gefällt werden sollen, steht für Bender in Diskrepanz zu diesem Auftrag. Zudem stünden die beiden Platanen am Marienplatz zur Disposition. Sie wünsche sich, dass "hier noch Alternativen zur Fällung geprüft werden und sich Wolfratshausen, wie viele andere Städte auch, aktiv für den Schutz seiner Bäume einsetzen würde". Die Stadt müsse klimaverträglich handeln und mehr Verantwortung und Initiative übernehmen, um die Bürger aufzuklären, was der Klimanotstand für die Region bedeutet, fordert Bender.

Die Vorsitzende merkt, dass die Arbeit des BN mittlerweile mehr Verständnis und Wertschätzung erhält. Doch die nötige "Man-und-Women-Power" in ihrem Ortsverband sei nach wie vor ein Problem, sagt Bender. Die Ortsgruppe wolle kommendes Jahr mehr Aktionen anbieten, um mehr Aktive zu gewinnen.

© SZ vom 22.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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