Bürgerladen:Waffeln bei Tante Emma

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Die Wolfratshauser Bürgerladen-Initiative stößt auch beim zweiten Infotag auf gute Resonanz

Von Felicitas Amler, Wolfratshausen

Es gibt noch kein einziges Produkt in diesem Laden, und dennoch riecht es schon so gut: Am Untermarkt 10 in Wolfratshausen, wo in neun Monaten der "Bürgerladen" eröffnen soll, ist am Samstag Infotag. Und da gibt es neben Auskünften und Antworten auch frisch gebackene Waffeln. Das spricht sich herum. Eine Mutter betritt die Räume mit den Worten: "Ich wollte mir mal den Grundriss anschauen. Und es heißt, es gibt hier Waffeln." Gleich wird die kleine Tochter mit einer solchen versorgt, setzt sich an den Tisch und genießt. Derweil lässt sich die Mutter von Eberhard Hahn zeigen, wie der Lebensmittelladen aussehen soll, den eine Bürgerinitiative zusammen mit den Isarwinkler Werkstätten des Tölzer ReAL-Verbunds plant.

Wichtig an diesem Grundriss ist den Verantwortlichen eine Nische im Hintergrund der eigentlichen Ladenfläche mit Regalen, Tresen und Kasse - der Sitzbereich. Denn diese Erfahrung machen der Vorsitzende Hahn, Pressesprecherin Renate Rieger und ihre Mitstreiter immer wieder: Es kämen viele ältere Wolfratshauser, die sich nicht nur ein Lebensmittelgeschäft in erreichbarer Nähe wünschen, sondern die auch einen Treffpunkt brauchten. "Viele sitzen sonst nur allein zu Hause", sagt Hahn. Gerade erst sei wieder eine ältere Dame bei ihm gewesen, die ihm ihr Leid geklagt habe. Die Supermärkte am Stadtrand sind für diese Menschen - oft gehbehindert, auf einen Rollator angewiesen - keine Option. Aber ein Laden mitten in der Altstadt, der dazu einlädt, sich auf ein Gespräch niederzulassen, das kommt offenkundig gut an.

Was die Bürger sonst von einem Nahversorger erwarten, zeigt sich jetzt auch im Gespräch mit der Mutter wieder. Regionale Produkte sollen es sein, nicht zu teuer, saisonal, frisch, mit wenig Verpackung. Seit der letzte Lebensmittelanbieter, ein Tengelmann-Markt, am Untermarkt geschlossen hat, ruhen die Hoffnungen vieler auf den Plänen dieses Bürgerladens. Am ersten Infotag Anfang Dezember haben die Initiatoren auf einer Pinnwand Wünsche gesammelt. An diesem Samstag kommen weitere hinzu.

Über das einst im Untermarkt geplante Projekt streitet der Rat weiter. (Foto: Hartmut Pöstges)

Gesammelt werden aber auch Absichtserklärungen: Wer bereit ist, sich mit einem Anteil von 200 Euro an dem Laden zu beteiligen, unterzeichnet dazu ein vorbereitetes Formular. Das Geld wird noch nicht kassiert. Der Arbeitskreis will vielmehr erst einmal einen Überblick haben, wie groß die Unterstützungsbereitschaft ist. Auf dem Papier seien es bisher knapp 300, sagt Hahn am Samstag. Ziel sei es, bis zur Gründungsversammlung, die für 26. Februar 2015 angekündigt ist, Zusagen für insgesamt 70 000 Euro beisammenzuhaben.

Viele seien an diesem zweiten Infotag gezielt gekommen, um ihre Unterschrift für einen Anteil zu geben, berichtet Renate Rieger. Da habe sich deutlich ein Unterschied zum ersten Infotag gezeigt: "Viele Leute sind jetzt schon gut informiert."

Dennoch, eine Frage ist und bleibt noch offen: welche Rechtsform die Bürgerinitiative annehmen wird. Die Isarwinkler Werkstätten, die den Laden betreiben werden, sind eine gemeinnützige GmbH. Ob die Bürger, die den Laden mittragen wollen, sich zu einer Genossenschaft, einem Verein oder einer Gesellschaft zusammentun, wird sich erst bei der Gründung entscheiden. Ehrenamtliche Beteiligung wird in jedem Fall weiterhin erwünscht sein. Und sei es zum Waffelbacken während eines Tags der offenen Tür.

www.buergerladen-wolfratshausen.de

© SZ vom 15.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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