Bürgerbeteiligung mit Expertin:Ran an die Jugend

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Stephanie Utz unterstützt die Stadt Geretsried bei der Entwicklung der "Neuen Mitte". Vor allem junge Menschen sollen bei der Umgestaltung einbezogen werden. Um ein breites Meinungsbild zu gewinnen, setzt der Bürgermeister auf eine Tour des Dialogs

Von Benjamin Engel, Geretsried

Sich selbst bezeichnet Stephanie Utz als "Ausbildungsjunkie". Zusätzlich zur Architektur hat sie Jura studiert. Nach ihrer Tätigkeit als Baudezernentin von Ravensburg machte sie sich 2013 mit ihrem Büro Sinnwerkstadt selbständig. Mit ihrer Expertise als Wirtschaftsmediatorin und Coach soll sie nun die Stadt Geretsried bei der Entwicklung der "Neuen Mitte" unterstützen. Utz wird den Bürgerbeteiligungsprozess moderieren - und stellte sich im Stadtrat am Dienstag vor. Zur Auftaktveranstaltung (Freitag, 29. Juni) und einer Planungswerkstatt (Samstag, 30. Juni) sind die Geretsrieder gefragt, Ideen einzubringen. Für den Herbst beziehungsweise den Winter 2018 sind Zwischenberichte und eine Abschlussveranstaltung vorgesehen (weitere Informationen unter www.neuemitte-geretsried.de).

Die Stadtpolitik will die sogenannte Neue Mitte - das Areal zwischen Karl-Lederer-Platz, Stadtmuseum und Böhmwiese - mit Geschäften und Kultureinrichtungen weiterentwickeln. Die ersten Vorboten sind am Karl-Lederer-Platz schon deutlich sichtbar. Seit Anfang Januar ist die Durchfahrt für den motorisierten Verkehr gesperrt. Im Untergrund wird an einer Tiefgarage mit 400 Plätzen gebaut. Das Familienunternehmen Krämmel errichtet einen Bau mit sieben Geschossen samt Supermarkt, Gewerbeflächen und Wohnungen.

Auf dem Karl-Lederer-Platz in Geretsried schreiten die Bauarbeiten voran. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Zum Auftakt des Bürgerbeteiligungsprozesses zur "Neuen Mitte" will Utz erste Eindrücke, Anregungen und Ideen sammeln. "Wir müssen überlegen, ob die Vorgaben des Stadtrats damit zusammenpassen", sagte sie. Einen Tag später folgt die Planungswerkstatt. Wie Utz bittet, sollen sich alle zu der Veranstaltung vorher anmelden, um den Ablauf besser organisieren zu können. Derzeit rechnet sie damit, drei Tische mit jeweils bis zu 15 Geretsriedern einzurichten. Pro Tisch wollen sie jeweils einen Planer von einem anderen Büro einladen. Ziel sei es, sich auf gemeinsame Vorhaben zu verständigen. Der von der Stadt beauftragte Planer Klaus Kehrbaum soll die Ergebnisse im Detail ausarbeiten.

Geretsrieder Anwohner und Interessenvertreter - von Sozialvereinen, der Kirche, dem Einzelhandel bis hin zu Kindern und Senioren - sind laut Utz aufgerufen, sich zu beteiligen. Wie die Prozessmoderatorin betonte, sei es wichtig, gerade die jungen Leute einzubeziehen. "Die Jugend sind ihre zukünftigen Erwachsenen", sagte sie. Die Stadt habe es in der Hand, ob sie für die Jüngeren attraktiv bleibe. Sonst zögen sie weg.

Was SPD-Stadtrat Walter Büttner allerdings umtreibt, ist der Prozess der Meinungsbildung. Er wollte wissen, wie die Stadt erreichen könne, dass sich nicht immer dieselben Geretsrieder zu Wort meldeten, stattdessen ein breiteres Meinungsspektrum abgebildet werde. Ein Problem, in dem er sich mit Bürgermeister Michael Müller (CSU) einig sieht. "Das ist ein wichtiges Thema", entgegnete er. "Das aktive mittlere Alter ist überproportional vertreten." Weil die Mitte der Gesellschaft der 40-, 50-Jährigen dominiere, brauche es ein gestuftes Vorgehen.

Stephanie Utz soll die Stadt Geretsried bei der Entwicklung der „Neuen Mitte“ unterstützen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Um ein möglichst breites Meinungsbild gewinnen zu können, setzt Müller auch auf die Gesprächsreihe "Dein Geretsried.Dialog direkt" in den vier Stadtteilen. Er kündigte an, im April gemeinsam mit Stadträten zur persönlichen Ansprache durch die Stadt zu touren. Die Veranstaltungen seien in Gelting, am Neuen Platz, in Stein, in Geretsried-Mitte am Grünen Markt und am Johannisplatz. Bürgermeister Müller betonte, dass keine Stadt im Landkreis so viele Bürgerbeteiligungsprojekte organisiere wie Geretsried. Seit vier Jahren befinde sich die Stadt im laufenden Umbauprozess und das werde fortgeführt. "Wir wollen ran an die Dinge und sie umsetzen", erklärte er.

© SZ vom 02.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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