Brandstiftung:Kripo ermittelt in alle Richtungen

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In Geretsried haben mittlerweile vier Autos gebrannt. Die Vermutung, dass es sich um ausländerfeindliche Aktionen handeln könnte, lässt sich nach Angaben der Polizei bislang nicht erhärten.

Von Thekla Krausseneck

Eine Ermittlungsgruppe der Polizei fahndet nach einem Unbekannten, der in Geretsried bereits vier Autos in Brand gesetzt hat. (Foto: dpa)

Nachdem in der Nacht von Samstag auf Sonntag nun zum vierten Mal ein Auto in Geretsried angezündet wurde, wachsen in der Stadt Sorge und Verwunderung: Weder im Landkreis, noch in Oberbayern gehören Brandanschläge auf Fahrzeuge zum Tagesgeschäft der Polizei. Ließ sich im Fall der beiden Autos, die in der sogenannten Freinacht zum 1. Mai angezündet wurden, noch von einem bösen Scherz sprechen, der vielleicht großstädtisch inspiriert war, verwandelt sich die Brandstiftung allmählich in eine Serie.

Schon nach dem zweiten Vorfall gründete sich im Polizeipräsidium Oberbayern-Süd in Rosenheim eine Ermittlungsgruppe, die sich seither ausschließlich mit dem Fall beschäftigt. Unterstützt wird die Gruppe vom Operativen Ergänzungsdienst der Kriminalpolizei Weilheim. "Wir sind uns der Brisanz bewusst und ermitteln auf Hochtouren", sagt Andreas Guske, Pressesprecher des Rosenheimer Präsidiums.

Nach dem dritten Anschlag in der Nacht auf Christi Himmelfahrt vergangenen Donnerstag wurde in griechischen Familien - der zerstörte Mercedes gehörte griechischen Gasthauswirten - die Vermutung laut, dass es der Täter ganz gezielt auf Migranten abgesehen haben könnte. Einen solchen Verdacht bestätigt Guske nicht: Die Kripo habe zwar von Anfang an in Betracht gezogen, dass es sich um Fremdenfeindlichkeit handeln könnte, gehe aber derzeit nicht mehr davon aus.

Unter den Opfern seien eine Albanerin und die griechische Familie, aber auch zwei Deutsche ohne Migrationshintergrund, sagt Guske. Es werde dennoch in alle Richtungen ermittelt, "mit einer Vielzahl an Kräften". Eine konkrete Einschätzung könne erst nach Befragung des Täters gegeben werden. Bis zu seiner Ergreifung könne "nichts ausgeschlossen" werden. Mit ihren Informationen zu den Ermittlungen will die Polizei sparsam an die Öffentlichkeit gehen, um den Täter nicht zu warnen. Dass es sich jedes Mal um denselben Brandstifter handelte, wird aufgrund der Vorgehensweise angenommen.

Ein Blick auf die Karte zeigt, dass der Täter sich bei seinen vier Anschlägen auf einen engen Bereich von Geretsried konzentriert hat. Alle Brände wurden in näherer Umgebung der Stadtmitte gelegt: Im Lenauweg, einer Seitenstraße des Karl-Lederer-Platzes, konnte die Besitzerin eines Mercedes den beginnenden Brand löschen, noch ehe er schweren Schaden anrichten konnte. Die Frau sah einen Mann in schwarzer Kleidung in Richtung Karl-Lederer-Platz fliehen, das bisher einzige Mal, dass der mutmaßliche Täter gesehen wurde. Von dort aus läuft man zum zweiten Tatort, dem Amselweg, und zum Tatort vom Samstag, einer öffentlichen Parkfläche am Prießnitzweg, drei Minuten. Bis zum Tatort in der Schlesischen Straße sind es von der Stadtmitte aus fünf Minuten.

"Ich kenne das aus Frankreich, wo ich öfters bin", sagt Zweiter Bürgermeister Gerhard Meinl. Jedoch würden Autos dort immer bei angesagten Randalen angezündet, während die Anschläge in Geretsried unangekündigt begangen würden und vermutlich "aus dem Suff entstanden" sind, wie Meinl sagt. Bemerkenswert sei, dass die Autos mitten im Stadtgebiet angezündet wurden, wo die Gefahr, entdeckt zu werden, besonders groß ist. Die Angst gehe in Geretsried jedoch nicht um, sagt Meinl. Dazu seien die Vorfälle noch zu neu.

Polizeipräsidiums-Pressesprecher Guske räumt ein, dass solche Vorfälle im südlichen Oberbayern nur sehr selten vorkommen. In Happing bei Rosenheim zündeten Betrunkene zum Jahreswechsel ein Fahrzeug an: Anders als in Geretsried musste da über das Motiv nicht lange spekuliert werden. An andere Fälle kann sich Guske nicht erinnern. "Das ist nichts, womit wir sonst Schwierigkeiten haben."

© SZ vom 14.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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